Ein Jahr Krieg. Wie lange noch?

Putin setzt das New Start-Abkommen aus und sieht die staatliche Existenz Russlands bedroht: Ein Jahr Ukraine-Krieg, und die Lage ist so düster wie lange nicht. Ein Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Gerhard Mangott.

Eine Gruppe von Kindern unterschiedlichen Alters in einem weiß angestrichenen Raum. Ein Junge blickt in die Kamera, er trägt ebenso wie ein älteres Mädchen neben ihm einen Judoanzug. Das Bild zeigt ukrainische Schüler, die sich nach einem Luftangriff-Alarm in einem Schutzkeller verstecken. Es gehört zu einem Beitrag anlässlich von einem Jahr Ukraine-Krieg.
In einem Schutzkeller einer Schule in Dnipro in der Ukraine im Februar 2023 während eines Bombenalarms. © Getty Images

Dieser Krieg ist Putins Krieg, erklärt der Politikwissenschaftler Gerhard Mangott im Podcast: Diese Tatsache macht es unwahrscheinlich, dass der Krieg bald endet. Im Gegenteil: Allein um die Krim zu halten, sei Putin bereit den Krieg zu eskalieren und taktische Nuklearwaffen einzusetzen, erläutert Mangott.

Der Podcast

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Die nukleare Drohung

In seiner Rede am 21. Februar 2023 hat Putin so deutlich wie nie damit gedroht: „Es geht nun um die staatliche Existenz Russlands“, so seine Begründung. Eine Formulierung, die so auch in der russischen Nukleardoktrin als Begründung für einen Einsatz steht. Auch die Ankündigung Putins das New Start-Abkommen aussetzen zu wollen, ist aus dieser Perspektive eine ernst zu nehmende Drohung, so der Politikwissenschaftler. Bislang habe man das Risiko der nuklearen Gefahr eher klein geredet und damit ein nicht unerhebliches „Restrisiko“.

Eine Hand hält eine Mine in die Kamera. Im Hintergrund sitzen junge Menschen und schauen der Demonstration zu. Das Bild gehört zu einem Artikel über den Ukraine-Krieg.
Trainieren für den Kriegsalltag in einer Schule in Nemishaieve in der Nähe von Kiev. © Getty Images

Ausschaltung der Opposition

Die Repressionen gegen die Opposition in Russland in den vergangenen drei Jahren waren bereits eine Vorbereitung auf diesen Krieg. Jetzt sind die Infrastrukturen der Opposition zerstört, politische Führer inhaftiert, jeglicher Protest gegen den Krieg wird unterdrückt und mit Gewalt beantwortet. „Es ist extrem riskant, zu protestieren. Es drohen Haftstrafen bis zu 15 Jahren.“

Wie lang wird der Krieg also noch dauern und wird er eskalieren? Gerhard Mangott verweist auf die Notwendigkeit, die Ukraine technologisch zu unterstützen. Die Lieferung von Kampfpanzern verlaufe zu schleppend, meint Mangott. Er rechnet nicht mit einer baldigen Wende im Ukraine-Krieg, denn derzeit gäbe es nicht einmal eine Chance für Verhandlungen für einen Waffenstillstand. Nicht zu vergessen sei nämlich das Ziel Putins, den ukrainischen Staat auszulöschen.

Ein Mädchen mit einer grauen Mütze mit weißen Punkten steht vor einem Gebäude und ist dabei Luftblasen zu machen. Das Bild illustriert einen Beitrag über den Krieg in der Ukraine.
Donesk im Januar 2023: Anya lebt mit ihrer Familie in einem Luftschutzkeller. © Getty Images

Über Gerhard Mangott

Gerhard Mangott ist Politikwissenschaftler und Professor für Politikwissenschaft mit der Spezialisierung auf Internationale Beziehungen und Sicherheitsforschung im post-sowjetischen Raum an der Universität Innsbruck. Er hat für den Pragmaticus eine Analyse des Systems Putin geschrieben.

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