Woher das Geld kommt

Eine kleine Erinnerung daran, wer allein Wohlstand schafft: nie der Staat, immer nur Unternehmer und Mitarbeiter. Das interessiert nur niemanden. Vom schmalen Grat zwischen Umverteilung und Enteignung.

Illustration von hochgestreckten Händen, die versuchen, Euroscheine aufzufangen
Rufe nach Umverteilung machen nur dann Sinn, wenn es auch genügend Geld zum Verteilen gibt. © Getty Images

Wenn man jemandem etwas wegnimmt, das einem nicht gehört, hat man das früher „Diebstahl“ genannt und eher humorlos mit Gefängnis geahndet, egal mit welchen Kumpels oder auch Bedürftigen man die Beute geteilt hat. Erst seit im west­lichen Teil Europas der Sozialstaat ­üppig wuchert, ist der gleiche Sachverhalt zur viel eleganteren „Umverteilung“ geadelt worden – und wird nicht mit Gefängnis bestraft, sondern mit Wählerstimmen belohnt, sofern die im Wege überschießender Besteuerung beschaffte Beute (nach Abzug der Beschaffungskosten) an die Wähler verteilt wird.

Erst in jüngster Zeit ist das Konzept noch weiterentwickelt worden; jetzt ist, vor allem in Deutschland, schon von „Enteignung“ die Rede, etwa von Immobilienbesitzern, so nach dem Motto „Kannst du keine Wohnung bauen, musst du sie wem andern klauen“.

Politik fokussiert sich also immer mehr auf die Frage, wer wie viel vom Staat kriegt – und vor allem, wem das weggenommen werden soll, damit sich das Ganze so halbwegs ausgeht. Und immer weniger auf die ganz zentrale Frage: Was müssen wir tun – oder auch nur unterlassen –, damit es überhaupt etwas gibt, das umverteilt werden kann?

Politik ist deshalb im Wesentlichen zu einer Umver­tei­lungs­agentur gewaltigen Ausmaßes mit Gewaltmonopol zur Durchsetzung ihrer Forderungen verkommen. Dass der Prozess stets unter dem Banner der „Gerechtigkeit“ firmiert, entbehrt nicht eines gewissen subtilen Humors.

Eine Bank auszurauben, deren Tresore leer sind, ist nur überschaubar sinnvoll.

Was all jenen, denen nie genug um­verteilt wird und die zunehmend auch Enteignung für ein legitimes Mittel halten, freilich nicht ausreichend bewusst sein dürfte: Irgendwer muss bereit sein, einmal zu schaffen, was dann umverteilt werden kann. Eine Bank auszurauben, deren Tresore leer sind, ist nur überschaubar sinnvoll. Man sollte daher meinen, dass es auch und gerade den Betreibern der großen Umverteilungsmaschine ein Anliegen ist, dass ausreichend viel Umverteilungsmasse da ist.

Und die kommt, in Form von Geld, ausschließlich von Unternehmern und ihren Mitarbeitern, sie sind die Einzigen, die jenen Kuchen backen, den die Politik dann verschenkt. Gemessen daran schert sich die Politik viel zu wenig darum, dass es ausreichend viele ausreichend erfolgreiche Unter­nehmen und Unternehmer geben kann. Die entstehen nämlich in aller Regel nicht dank, sondern trotz der Politik. Daran ändern auch gelegentliche „größte Steuerreformen aller Zeiten“ kaum etwas.

Ein Gründerboom schaut anders aus

Das belegt auch die Statistik. Trotz stark steigender Bevölkerung stagniert die Zahl der Unternehmensgründungen seit Jahren, sogar mit leicht abnehmender Tendenz. Ein Gründerboom schaut jedenfalls anders aus.

Würde die Politik nur einen Bruchteil jener Energie, mit der sie sich der Um­verteilung widmet, in die Frage investieren, wie eine neue Gründerzeit entstehen könnte, welche Barrieren entfernt gehörten, die junge Unternehmer behindern, wie ein Klima geschaffen werden könnte, das Unternehmertum nicht unter Generalverdacht stellt, sondern als gesellschaftliche Exis­tenz­grundlage versteht – Österreich könnte einen Boom erleben, wie es ihn noch nie gesehen hat. Und wie es ihn brauchen wird, damit den Umverteilern nicht irgendwann das Geld ausgeht.