Legion statt lungern?

Wie Europa elegant das Problem lösen könnte, dass viel zu viele junge Männer aus gewaltaffinen Gesellschaften nichts zu tun haben, außer Ärger zu machen. 

Foto von Soldaten, die teilweise auf dem Boden liegend das Schießen mit einem Maschinengewehr üben. Das Bild illustriert einen Kommentar über die Frage, wie man Söldner bezahlt.
Training mit Maschinengewehr am 24. Februar 2023 in der Ukraine. © Getty Images

Dass es in Westeuropa einige hunderttausend junge Männer gibt, die aus eher wenig pazifistischen Kulturen wie Syrien, Nordafrika oder Afghanistan kommen, über keine nennenswerte Bildung verfügen und leider in weit überdurchschnittlichem Ausmaß zur Kriminalität neigen, ist ein grober Missstand, gegen den die Politik bis heute keine Lösung gefunden hat, die funktioniert.

Die vielbeschworene „Integration“ dieser Menschen ist in viel zu vielen Fällen gescheitert und wird auch weiter scheitern. Bürgerkriegsähnliche Zustände, wie sie in Teilen von Paris, Berlin und – ansatzweise – in Wien oder Linz immer öfter aufpoppen, werden deshalb zunehmend ein hässliches Problem. Und nein, mit noch so viel zusätzlichen Sozialarbeitern, die den jungen Herren gut zureden, wird das Problem nicht zu lösen sein.

Bataillone für Europa

Gleichzeitig – aber natürlich völlig unabhängig davon – hat sich in den letzten Monaten geradezu dramatisch gezeigt, wie brustschwach Europa militärisch geworden ist, in jeder Hinsicht. Vor allem auch mental: Die Vorstellung, für die Freiheit der Heimat im alleräußersten Fall zur Waffe zu greifen, wird kaum woanders so abgelehnt wie im westlichen Europa.

Man will sich daher lieber nicht vorstellen, was passierte, sollte unsere Komfortzone einmal so angegriffen werden wie seit einem Jahr die Ukraine. Wir würden wahrscheinlich kapitulieren, bevor der Gegner den ersten Schuss abgegeben hat. „Besser rot als tot“ lautete die Devise während der Zeit des Kalten Krieges, und daran dürfte sich bis heute wenig geändert haben, mental.

Vielleicht wäre es angesichts dieser Gemengelage nicht uninteressant, diese beiden Probleme Europas zwar nicht zu lösen, aber doch zu lindern, indem die EU den hunderttausenden jungen Männern aus viel weniger friedlich angelegten Kulturen das Angebot machte, für gutes Geld und eine halbwegs umfassende Ausbildung Soldaten zu werden. Sie könnten von den nationalen Armeen ausgebildet und ausgerüstet werden und nach einigen Jahren Teil einer europäischen Armee werden – oder auch einfach nur ein neues militärisches Instrument der Union.

Ab in die „Schule der Nation“

Das mag zwar irgendwie ungewöhnlich klingen, hätte aber meiner Meinung nach fast nur Vorteile. Eine Armee als „Schule der Nation“, wie das der legendäre deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) noch genannt hat, klingt zwar altmodisch, könnte in diesem Fall aber tatsächlich für Bildung, Disziplin, das Akzeptieren von Regeln und andere Überlebensnotwendigkeiten sorgen.

Und vermutlich spräche wenig dagegen, Migranten, die sich dem für mehrere Jahre fügen, am Ende die Staatsbürgerschaft der Union zu gewähren. Dass Männer (für Frauen wird das in dem Fall ja mangels Masse eher nicht in Frage kommen) aus fremden Kulturen Soldaten werden, ist übrigens nichts Unübliches – die französische Fremdenlegion ist da durchaus ähnlich aufgebaut.

Wenigstens zu versuchen, aus gewaltaffinen jungen Männern ohne jede Perspektive europäische Soldaten zu machen, die Disziplin, Sprache und nicht zuletzt einen Job erlernen, erscheint mir jedenfalls sinnvoller als der derzeitige höchst unbefriedigende Zustand.

Mehr von Christian Ortner