Kalifornien versus Texas

Kalifornien und Texas stehen für zwei sehr unterschiedliche Konzepte der USA: der Westküstenstaat symbolisiert eine progressive, starke Regierung, der Südstaat Konservatismus und so wenig Staat wie möglich. Welches wird sich durchsetzen? Ein Vergleich.

Beide sind Wirtschaftsmächte: Kalifornien wäre als eigener Staat die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, Texas die neuntgrößte. Aber während Kaliforniens Einwohnerzahl langsam stagniert, wächst Texas kontinuierlich.

Das verdeutlicht ein Blick auf die jährlichen Wachstumsraten in beiden Bundestaaten: Während Kalifornien in den letzten zwanzig Jahren kaum die Ein-Prozent-Marke überspringen konnte, liegt die Wachstumsrate in Texas deutlich darüber.

Die Zahl der Texaner, die jedes Jahr an die Westküste ziehen, liegt jährlich konstant bei rund 35.000. Vice versa zeigt sich ein anderes Bild: Die Zahl der Umzüge nach Texas variiert stark (2013: 31.000 Personen) und erreicht den bisherigen Höchststand 2018 mit 86.000 Zuzügen aus Kalifornien.

Fünf der 10 meistwachsenden Städte in den USA liegen in Texas: Frisco (1), New Braunfels (3), McKinney (4), Cedar Park (7), Conroe (9)

Die Gründe, warum es Kalifornier in den Lone Star State zieht, sind vielseitig – haben aber fast immer damit zu tun, dass das Leben in Kalifornien immer teurer wird.

 KalifornienTexas
durchschnittliche Monatsmiete$ 1.503$ 1.045
Hauspreis im Median$ 505.000$ 172.500
Einkommenssteuer13,3 %0,0 %

Wobei natürlich auch Kalifornien Vorteile bietet:

KalifornienTexas
Frauen ohne Krankenversicherung8,5 %22,2 %
Männer ohne Krankenversicherung11,8 %24,6 %
Venture-Kapital65,6 Mrd. $3,7 Mrd. $
alle Werte 2017

Trotzdem: Nicht nur Personen, auch Unternehmen zieht es nach Texas, wo weniger gesetzliche Vorschriften und weniger Steuern warten – stellvertretend dafür steht Tesla, das seinen Hauptsitz gerade in die texanische Hauptstadt Austin verlagert.

Aber auch in Texas selbst tobt ein Kulturkampf: Gouverneur Greg Abbott ging mit dem Slogan „Don’t California My Texas“ in seinen Wahlkampf. Die Befürchtung vieler Republikaner: Der streng konservative Staat, der jüngst mit einem De-Facto-Abtreibungsverbot für Aufregung sorgte, könnte blau werden, heißt: Bald demokratisch regiert werden. Während George W. Bush – zugegeben ein Texaner – im Jahr 2000 noch auf 60 Prozent der Stimmen kam, gewann Donald Trump 2020 den Staat gegen Joe Biden nur noch mit 52 zu 46 Prozent.

2000 George W. Bush 59 % - Al Gore 38 %

2004 George W. Bush 61 % - John Kerry 38 %

2008 John McCain 55 % - Barack Obama 43 %

2012 Mitt Romney 57 % - Barack Obama 41 %

2016 Donald Trump 52 % - Hillary Clinton 43 %

2020 Donald Trump 52 % - Joe Biden 46 %