Wie die Inflation zuschlägt

Inflation bedeutet steigende Preise. Gemessen wird mithilfe eines Warenkorbs. Darin fließen in Österreich monatlich ca. 42.600 Preise von 770 Gütern und Dienstleistungen ein. Sie werden in 20 Städten in 3.600 Betrieben erhoben. So entsteht der Verbraucherpreisindex.

Vor dem Euro war die Inflation fast immer über dem 2%-Ziel der Europäischen Zentralbank. In den 1970er Jahren waren Inflationsraten von 6% oder höher nicht ungewöhnlich.

Unser Geld wurde jedoch stark entwertet. Das weiß jeder ältere Österreicher, der regelmäßig einkaufen oder essen geht. Ein Blick auf die unbereinigten Stichproben, die einst für den Warenkorb erhoben wurden, verdeutlicht den Wertverlust.

Vergleicht man historische Preise, stellt man fest:

Um 10€ bekommt man heute 1,7 Brathühner. Im Jahr 2000 waren es noch 2,9, 1980 3,8 und 1967 4,6.

Um 500€ bekommt man heute 2,4 Herrenanzüge. Im Jahr 2000 waren es 1,8, 1980 3,5 und 1967 5,4.

Um 1.000€ bekommt man heute 1,7 Fahrräder. Im Jahr 2000 waren es noch 3,1, 1980 5,3 und 1967 8,9.

Der Vergleich einzelner Preise von damals und heute kann irreführend sein. Die Preise werden monatlich von Statistikern in Geschäften und bei Dienstleistern erhoben. Das führt zu Verzerrungen im zeitlichen Verlauf: Manchmal gibt es gerade Rabatt auf Bier, viele Produkte bieten dem Käufer mit jeder neuen Version mehr Funktion etwa Mobiltelefone. Auch kann man nicht das gleiche Fahrradmodell über Jahrzehnte kaufen. Packungsgrößen ändern sich über die Jahre, manche Dinge werden billiger produziert, aber auch minderwertiger.

Die Statistiker bereinigen all diese Effekte. Daher unterscheiden sich die erhobenen Preise und der offizielle Preisindex für jeden Bestandteil des Warenkorbs. Außerdem ist zu beachten, dass mit den Preisen auch die Einkommen gestiegen sind.

Der offizielle Index rechnet den Effekt jedoch heraus.

Bei Semmeln variierten die Statistiker über die Jahre zwischen Handsemmeln, Maschinensemmeln und Backshop-Semmeln. Die Unterschiede wurden im Index bereinigt. Wer sich heute eine Handsemmel beim hippen Bäcker gönnt, erwirbt schließlich nicht gerade die repräsentativste Version der Backware.

Ein krasses Beispiel ist der Herrenanzug, dessen Preise im Geschäft sanken, der aber laut Inflationsindex immer teurer wurde. Unterschiedliche Stoffe und Qualitäten über die Jahre führen zu dieser Divergenz. Aus Sicht der Statistik lässt sich festhalten: ein Anzug ist nicht mehr das, was er einmal war.