Die Auferstehung der Männlichkeit

Warum wir uns endlich vom zeitgeistigen Männerbild eines weichgespülten Waschlappens verabschieden und alte Tugenden neu entdecken sollten.

Illustration eines Mannes der in einen zersprungenen Spiegel schaut
Mann zu sein kann heutzutage die unterschiedlichsten Dinge bedeuten. © Getty Images

Die in Frankreich recht bekannte Sängerin Camélia Jordana hat eine interessante Idee: „Wäre ich ein Mann, würde ich um Verzeihung bitten.“ Um Verzeihung bitten nicht etwa für ein Verbrechen, eine sexuelle Behelligung oder zumindest ein anzügliches Kompliment einer Frau gegenüber, nein, einfach für den Umstand, als Mann geboren worden zu sein. Denn damit hat Mann nach Ansicht vieler führender Feministinnen bereits per se Schuld auf sich geladen.

Nun kann man das als völlig irrelevante geistige Verwirrung verstehen, eine Schrulle unterbeschäftigter Geschwätz-Wissenschaftler und profilierungshungriger Medienmacher – aber so einfach ist die Sache nicht. Ganz besonders nicht, seit der Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt ist. Denn Krieg ist nun einmal untrennbar mit Männlichkeit verbunden (mit der Ausnahme Israels, aber das ist eine andere Geschichte).

Die Fähigkeit einer Nation, Kriege zu führen, wenn es denn notwendig ist, hängt auch mit ihrer Einstellung dem Männlichen gegenüber zusammen. Das mag wie eine archaische, längst überholte These klingen, hat aber im Gefolge der langen Zeit des Friedens, die nun hinter uns liegt, nichts an Wahrheit eingebüßt. Es ist bloß in Vergessenheit geraten.

Lackierte Fingernägel für die Front

Doch jetzt dämmert langsam wieder die Erkenntnis: Wir im Westen müssen wehrhaft sein, und das wird man nicht – wie etwa bei der deutschen Bundeswehr – durch das Bereitstellen von Tamponbehältern auf der Männertoilette und ähnlichen Zeitgeist-Unfug, sondern unter anderem durch die Einsicht in die Notwendigkeit männlicher Tugenden, wie man das früher einmal genannt hat; Mut, Stärke, Durchsetzungskraft und Willensstärke.

Angesichts einer Generation junger Männer, die als modern und vorbildlich gelten, wenn sie Perlenketten tragen, sich die Fingernägel blau lackieren und gelegentlich den Eindruck erwecken, ihre sexuelle Identität für eine Art Garderobe zu halten, die man je nach Saison auswechselt, haben wir dann allerdings ein kleines Problem. (Als Erster das auszusprechen gewagt hat übrigens der deutsche Publizist Ulf Poschardt: „Unser medial und kulturell dominiertes Menschenbild und auch – ja – das Männerbild sind Ausdruck feigen Appeasements gegenüber dem Zeitgeist.“)

Toxische Männlichkeit

Es ist ein Männerbild, das uns in der Werbung genauso begegnet wie in der Hochkultur: eine meist lächerliche, bestenfalls irgendwie tragische Figur, deren Männlichkeit stets mit dem Begriff „toxisch“ gekoppelt wird, vor allem dann, wenn es um Stärke und Durchsetzungskraft geht. „Männer sind heute die Sündenböcke für alles“, schrieb der französische Philosoph Pascal Bruckner dazu, „als Schuldiger tritt jetzt der weiße heterosexuelle Mann in Erscheinung. Auf seine Hautfarbe, sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung reduziert, ist er der Schurke, der für alle Übel der Welt verantwortlich sein soll.“

Dass gerade männliche Opinion Leader diese Erzählung verbreiten, im opportunistischen Bemühen, sich im Wege der intellektuellen Selbstentmannung den Feministinnen anzubiedern, macht die Sache nicht besser, ganz im Gegenteil. Deswegen ist nicht die Zeit gekommen, „um Verzeihung zu bitten“, sondern diesen törichten Zeitgeist zu entsorgen. Und der Männlichkeit wieder jenen Platz einzuräumen, der ihr gebührt.