Der Club der Maso-Millionäre

Warum der Ruf mancher Reicher nach höheren Steuern gar nicht sozial oder gerecht ist, sondern bloßer Eitelkeit entspringt.

Illustration eines Geldscheins, der von einer Schere zerschnitten wird
Ist das Verschenken von Wohlstand am Ende reine Geldverschwendung? © Getty Images

Unter vernunftbegabten Menschen kommt es eher selten vor, dass die sich darüber beschweren, zu wenig Steuern zahlen zu müssen. Umso erstaunlicher erscheint, dass in letzter Zeit immer wieder eine Handvoll wohlhabender Menschen öffentlich fordert, vom Staat stärker ausgepresst zu werden.

„Besteuert uns Reiche, und zwar jetzt“, fordern Gruppen wie Patriotic Millionaires, Millionaires for Humanity und Tax Me Now mit zusammen etwa hundert Mitgliedern; darunter auch eine junge Österreicherin, die ein größeres Erbe erwartet, weil sie aus der Familie eines legendären Chemie-Industriellen stammt. Sollte der Staat ihr nicht den Großteil ihres Erbes wegsteuern, werde sie es eben verschenken, kündigte die präsumtive Erbin an.

Unternehmertum statt Umverteilung

Nun ist es ihr gutes Recht, mit ihrem Eigentum zu machen, was sie will; genauso wie es das Recht ihrer Millionärskollegen ist, sich öffentlich und als nützliche Idioten linker Ideologien nach höheren Steuern zu sehnen, wenn ihnen das ein wohliges Gefühl moralischer Überlegenheit verschafft, ohne in der Praxis riskieren zu müssen, auch nur einen Euro mehr Steuer zahlen zu müssen. Sichtbar wird hier freilich ein fundamentaler Irrtum, der sich quer durch fast alle Gesellschaftsschichten in den europäischen Wohlfahrtsstaaten zieht: die Annahme, dass der Wohlstand der breiten Massen durch staatliche Umverteilung entsteht – und nicht dadurch, dass wir alle miteinander dafür sorgen, dass mehr produziert wird.

Weder höhere Steuern noch das Verschenken eines Erbes schaffen zusätzlichen Wohlstand.

Stattdessen hat sich die falsche Annahme wie Mehltau über das kollektive Unterbewusstsein gelegt, der Wohlstand entstehe gleichsam automatisch und von selber, Aufgabe der Politik sei, ihn „gerecht“ zu verteilen. Das gilt zwar heute quasi als gesellschaftlicher Grundkonsens, ist aber doch bloß Nonsens. Tatsächlich schaffen weder höhere Steuern noch das Verschenken eines Erbes zusätzlichen Wohlstand. Um den zu schaffen, braucht es bekanntlich Unternehmen, also eine gute Idee; Mitarbeiter, die diese auf den Boden bringen; und schließlich Kapital und die Risikobereitschaft eines Kapitalisten. Nur diese drei Kräfte zusammen sind imstande, Mehrwert zu schaffen und Wohlstand zu kreieren.

Etwas zu schaffen gilt vielen als Raffen

Deshalb ist es absurd, wenn Menschen, die über erhebliches Kapital verfügen wie unsere fidelen „Millionäre für die Menschlichkeit“, dieses einfach dem Staat, der bewiesen hat, dass er keinen Wohlstand schaffen kann, überantworten wollen. Oder es einfach verschenken, ohne dass Mehrwert entsteht. Wirklich sozial und wohlstandschaffend wäre es, würden diese Leute stattdessen ihr Kapital und ihr Hirnschmalz darauf verwenden, neue Unternehmen zu gründen, die Arbeit geben, Mehrwert schaffen und nebenbei noch zur Finanzierung des Sozialstaates beitragen können.

Das wäre zwar wesentlich sinnstiftender, aber dafür kriegt man halt in der hiesigen Öffentlichkeit keinen Applaus, sondern setzt sich dem Vorwurf aus, ein gieriger Raffzahn zu sein, der nie genug kriegen kann. Wieder einmal zeigt sich ein eherner Grundsatz des politischen Handelns: Nicht das Erreichte zählt, das Erzählte reicht. Auch wenn es davon niemandem besser geht.