Lasst uns kein Zeichen setzen

Warum es langsam Zeit wird, bei der Auswahl von Führungskräften ausschließlich auf Qualifikation zu achten und auf sonst nichts – erst recht keine Frauenquote. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht.

Eine Frau gegenüber drei Männern beim Tauziehen
Nicht nur bei der Auswahl von Führungskräften kommt es oft zu einem Tauziehen um Chancengleichheit. © Getty Images

Was haben die Damen Angela Merkel, Christine Lagarde und Ursula von der Leyen gemeinsam? Höfliche Antwort: Sie waren die jeweils ersten Frauen in ihrem jeweiligen hohen Amte, als Bundeskanzlerin, als Chefin der Europäischen Zentralbank und als Präsidentin der Europäischen Kommission.

Weniger charmante Antwort: Alle drei haben gezeigt und zeigen, dass Frauen in derartigen Spitzenpositionen nicht zwangsläufig einen signifikant besseren Job machen als Männer. Von Merkel wird in den Geschichtsbüchern nicht zuletzt eine völlig vermasselte Migrationspolitik und eine nicht minder verpfuschte Energiewende bleiben, von Lagarde der endgültige Umbau des Euro zu einer inflationsgeplagten Weichwährung und von Frau von der Leyen, soweit man das bisher beurteilen kann, vor allem die Verwaltung der bekannten Unzulänglichkeiten der EU ohne jeden Spirit der Erneuerung und des Aufbruchs. 

Wäre man Zyniker, könnte man glatt zum Schluss kommen, diese doch eher durchwachsene Performance der drei Damen hätten drei für solche Jobs handelsübliche grauhaarige Männer in dunklen Anzügen auch hinkriegen können.

Ob die Führung einer Firma aus drei Frauen oder Männern besteht, sollte völlig wurscht sein.

Das soll, und das ist mir wichtig, natürlich kein Argument gegen Frauen in Spitzenpositionen sein, das wäre eine absurde Debatte von vorgestern; und nicht wenige Frauen an der Spitze leisten ganz hervorragende Arbeit. Nicht, weil sie Frauen sind oder gar mit Hilfe einer Quote, sondern weil sie ihr Geschäft verstehen. Oft besser als Männer. (Ich weiß das auch aus ganz persönlicher Erfahrung: Falls ich als Wirtschaftsjournalist irgendwas halbwegs Nützliches gelernt habe, dann von der leider viel zu früh verstorbenen Kollegin Liselotte Palme, die meine Mentorin und Lehrerin war).

Doch etwas an Überzeugungskraft verloren hat allerdings angesichts dieser drei und einiger anderer Karrieren das bis heute immer wieder vorgetragene Argument, Frauen seien im Zweifelsfall grundsätzlich einem Mann bei der Besetzung derartiger Spitzenjobs vorzuziehen, eben aufgrund ihres Geschlechts, um „ein Zeichen zu setzen“. Die „erste Frau“ als Chefin von was auch immer als Wert per se, sozusagen. Das mag vielleicht tief im vergangenen Jahrhundert, als Frauen in Führungsetagen noch so selten anzutreffen waren wie Männer, die im Büro Röcke tragen, seine Berechtigung gehabt haben.

Qualifikation statt Frauenquote

Aber das ist weitgehend vorbei; ich denke, dass es langsam Zeit wird, bei der Auswahl des Spitzenpersonals wieder ausschließlich auf die Qualifikation zu achten und sonst auf nichts. Ob die Führung eines Unternehmens aus drei Frauen besteht oder aus drei Männern, sollte völlig wurscht sein. Dies umso mehr, als gerade aus den USA die Unsitte nach Europa überschwappt, im Bestreben nach „Diversität“ nicht nur Frauen, sondern auch Angehörige verschiedener Minderheiten – etwa ethnischer – bewusst zu bevorzugen: an den Universitäten, in der Politik, in den Medien und eben auch in der Wirtschaft.

Ich halte das für vielleicht gut gemeint, im Ergebnis aber für schlecht gemacht. Es ist im Grunde eine neue Form des Rassismus, die da um sich greift, wenn Menschen nicht mehr nach ihrer Leistung, sondern nach ihrer Hautfarbe oder eben ihren Geschlechtsmerkmalen beurteilt werden. Das hatten wir schon, und das brauchen wir nicht wieder. Auch nicht, um „ein Zeichen zu setzen“.