„Wandel, das mögen wir nicht“
Wie gehen wir mit der Geschichte um? Sie hat grausige Seiten, die nicht verschwiegen werden dürfen, sagt der Schriftsteller Michael Köhlmeier. Für ihn ist Cancel Culture eine falsche Tugendhaftigkeit.
Die Debatten um die Political Correctness sind mit großem Elan zurück, scheint es, diesmal unter dem Namen Cancel Culture. Doch was soll Cancel Culture eigentlich bedeuten? Ist damit Ron DeSantis gemeint, der Gouverneur von Florida, der das Studienfach „Critical Race Studies“ verbieten möchte?
Der Podcast
Sind es die „Moms for Liberty“, ebenfalls in den USA, die ein Buch über Galileo Galilei als antikirchlich einstuften und von der Schule verbannt sehen wollten? Cancel Culture ist ein Kampfbegriff der falsch verstandenen Tugend, sagt Michael Köhlmeier in unserem Podcast. Ihn beschäftige das Thema dann, wenn es um Literatur und um Kunst geht.
Im Podcast vergleicht Köhlmeier die Cancel Culture mit dem Tugendwahn Robespierres während der Französischen Revolution: Es ginge zu oft um das Canceln um des Cancelns willen, ohne sich jedoch mit einem Anliegen ernsthaft auseinanderzusetzen, Tugendwahn ersetze allzu oft das historische Wissen: „Aus der Geschichte zu lernen, ist viel anstrengender, als einfach Recht haben zu wollen.“
Das Problem damit: Wenn nicht mehr über Geschichte gesprochen werden kann, verschwindet auch das Wissen um die Geschichte. Was Unrecht war, wird aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt.
Über Michael Köhlmeier
Michael Köhlmeier ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, Autor und Hörbuchsprecher. Im Pragmaticus schreibt er die Kolumne Salon Köhlmeier.