Tiefe Konzentration im Kollektiv
Im Lesesaal sind alle gleichermaßen gepeinigt, sagt der Bibliotheks-Historiker Ulrich Johannes Schneider im Podcast und erzählt die Geschichte der Stille in den Lesesälen.
Bibliotheken bergen ein heute besonders rares Gut: Stille und Konzentration. Der Historiker Ulrich Johannes Schneider schreibt an einer Geschichte der Bibliotheken und ihrer Lesesäle. Im Podcast erklärt er, wie Bibliotheken die Digitalisierung für sich nutzen und auch das flüchtige Wissen des Internet bewahren.
Der Podcast
Bibliotheken sind heutzutage mehr als ausgelastet: In Deutschland besuchten laut einer Umfrage 125,61 Millionen Menschen 2019 eine öffentliche Bibliothek. In den Jahren der Pandemie sank die Zahl der Besucher auf rund die Hälfte, da die Lesesäle schließen mussten.
„Wer in die Bibliothek geht, geht nicht zum Vergnügen hin. Leute arbeiten, lernen und schreiben da“, sagt Schneider. Große Bibliotheken wie die „Stabi“, die Staatsbibliothek preußischer Kulturbesitz in Berlin, betreiben eigene Forschung und haben Sammlungen von vielen Millionen sogenannten Einheiten, die Stabi etwa 33 Millionen. Einheiten sind Druckwerke, lose Blattsammlungen, Dias, Photographien, Zeitschriften und Bücher. Der größte Teil der Sammlungen ist inzwischen digitalisiert – was allerdings dem Besuch im Lesesaal keinen Abbruch tut.
Über Ulrich Johannes Schneider
Ulrich Johannes Schneider ist Professor am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Von 2006 bis 2022 war er Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig. In seinem aktuellen Langzeitprojekt erforscht er die globale Geschichte moderner Bibliotheken, wobei er Lesern in Lesesäle folgt und auch die Bibliotheksgebäude zum Forschungsobjekt macht. 2023 ist er Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien.