Tiefe Konzentration im Kollektiv

Im Lesesaal sind alle gleichermaßen gepeinigt, sagt der Bibliotheks-Historiker Ulrich Johannes Schneider im Podcast und erzählt die Geschichte der Stille in den Lesesälen.

Ansicht eines Lesesaals in einem organisch geformten Gebäude mit sehr großen Fenstern. Das Bild illustriert einen Beitrag über Bibliotheken und die Geschichte des Lesesaals.
Die Yundong Bibliothek in Haikou, China. © Getty Images

Bibliotheken bergen ein heute besonders rares Gut: Stille und Konzentration. Der Historiker Ulrich Johannes Schneider schreibt an einer Geschichte der Bibliotheken und ihrer Lesesäle. Im Podcast erklärt er, wie Bibliotheken die Digitalisierung für sich nutzen und auch das flüchtige Wissen des Internet bewahren.

Der Podcast

Bibliotheken sind heutzutage mehr als ausgelastet: In Deutschland besuchten laut einer Umfrage 125,61 Millionen Menschen 2019 eine öffentliche Bibliothek. In den Jahren der Pandemie sank die Zahl der Besucher auf rund die Hälfte, da die Lesesäle schließen mussten.

Lesesaal der Bibliothek der Universität Chicago mit rotem Teppisch und einer neugothischen Halle mit großen Fenstern und riesigen Kronleuchtern sowie Tischen mit Leselampen. Die Menschen sitzen an Laptops und Büchern.
Lesesaal der William Rainey Harper Memorial Library der Universität Chicago. © Getty Images

„Wer in die Bibliothek geht, geht nicht zum Vergnügen hin. Leute arbeiten, lernen und schreiben da“, sagt Schneider. Große Bibliotheken wie die „Stabi“, die Staatsbibliothek preußischer Kulturbesitz in Berlin, betreiben eigene Forschung und haben Sammlungen von vielen Millionen sogenannten Einheiten, die Stabi etwa 33 Millionen. Einheiten sind Druckwerke, lose Blattsammlungen, Dias, Photographien, Zeitschriften und Bücher. Der größte Teil der Sammlungen ist inzwischen digitalisiert – was allerdings dem Besuch im Lesesaal keinen Abbruch tut.

Über Ulrich Johannes Schneider

Ulrich Johannes Schneider ist Professor am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Von 2006 bis 2022 war er Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig. In seinem aktuellen Langzeitprojekt erforscht er die globale Geschichte moderner Bibliotheken, wobei er Lesern in Lesesäle folgt und auch die Bibliotheksgebäude zum Forschungsobjekt macht. 2023 ist er Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien.

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