Was Wetter und Klima verbindet, weht ungefähr zwölf Kilometer über unseren Köpfen: die Jetstreams. Sie sorgen für milde Sommer ebenso wie für extreme Trockenheit und Hitze, Starkregen und Stürme in Europa. Hier erklären Forscher, wie die globale Kupplung funktioniert – und unter welchen Klimabedingungen wir zukünftig leben werden. Der Polarjet, den dieses Bild illustrieren soll, ist der nördlichste der Jetstreams und für das Wetter in Europa entscheidend. Bewegt er sich klimabedingt langsam und mäandert stark, bleibt eine Wetterlage länger bestehen, weil Hochs und Tiefs über ein Region stagnieren. Das ist in der Vergangenheit auch schon der Fall gewesen, es ist allerdings eine Ausnahme. Unter dem Eindruck der höheren globalen Temperaturen könnte sich verstetigen, was einmal die Ausnahme war.

Die Kupplung

Der Wind, der die Wolken treibt, ist das unsichtbare Herz der Natur.

William Shakespeare

Es geht in diesem Dossier um die Jetstreams, im Speziellen um den Polarjet, der das Wetter in Europa wesentlich bestimmt. Er ist beeinflusst durch den Klimawandel und übersetzt die Thermodynamik des Klimawandels in anhaltendes Wetter.

Oft in Unwetter wie Hagel, Stürme und Starkregen. Er hatte auch im letzten September bei Sturm „Boris“ seine Hand im Spiel. Der Polarjet sorgt aber auch für Hitzewellen wie im Sommer 2024.

Der Klimawandel hat den Polarjet, dieses Starkwindband, das in zehn bis zwölf Kilometer Höhe die Luftmassen mit Hochs und Tiefs über Europa transportiert, in den letzten Jahren insgesamt etwas nach Norden verschoben. Um wenige Breitengrade nur, doch die kleine Verschiebung führte bereits zu radikalen Wetterveränderungen.

Wie die Forscherin Valerie Trouet zeigt, bringt ein nördlicher Polarjet im Sommer – für Dendrochronologen wie Trouet ist das Juli und August – immer große Hitze und Trockenheit nach Südosteuropa. Dürren und Ernteausfälle inklusive.

Die generelle Verschiebung nach Norden ist ein Effekt der höheren Globaltemperaturen. Die stellen die notwendige Energie bereit.

Doch zugleich schwächelt der Polarjet. Er ist langsamer geworden und zeigt größere Wellen. Das ist ein Effekt des Klimawandels und verstärkt in Wechselwirkung dessen Folgen, wie der Meteorologe Marc Olefs im Interview erklärt.

Was heißt das für uns?

Der Polarjet wirkt wie eine Kupplung von Klima und Wetter. Es ist noch nicht ganz ausgemacht, wie das in Zukunft weitergeht. Warum soll man sich dann damit auseinandersetzen? Kurz gesagt: Weil wir diese Kupplung nicht lösen können. Sie ist Teil des Erdklimasystems. Wir können nur den Fuß vom Gas nehmen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Es gehe dabei nicht darum, die Uhr zurückzudrehen, sagt Olefs. Nur darum, Schlimmeres zu verhindern. In diesem Sinne lohnt das Eintauchen in die Welt der Klimaforschung, zum Beispiel mit dem Forscher Tom Keel, und eine Beschäftigung mit diesem Wind, der auch jetzt nicht immer nur Unwetter bereithält.

Das Interview

Die Jetstreams der Vergangenheit

Die Jetstreams der Zukunft

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