Dashboard: Asylanträge in Europa

Unser interaktives Dashboard zeigt Ihnen, wie sich die Asylzahlen in Europa entwickeln. Sie können dabei nach Datum, Zielland, Herkunftsland, Geschlecht und Alter filtern.

Im heurigen Superwahljahr ist das Thema Migration weit oben auf der politischen Agenda. Vor allem das Asylwesen spaltet nach wie vor die Lager. Im vergangenen Jahr wurden 2,3 Millionen Asylanträge in Europa gestellt. Heuer ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um die Hälfte zurückgegangen. Die wichtigsten Herkunftsländer sind, wie in den Jahren davor, Syrien, Afghanistan und die Türkei. Die über vier Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine sind in diesen Daten jedoch nicht enthalten, da sie Schutzanspruch in der EU über eine eigene Direktive erhalten hatten. Zudem beziehen sich die hier verwendeten Zahlen auf Erst- und Folgeanträge.

Österreich erlebte nach der Pandemie 2022 eine Rekordzahl von 111.000 Asylanträgen. Auffällig war, dass rund 20.000 Menschen aus Indien um Asyl ansuchten. Zum Vergleich: Heuer stellten seit Jahresbeginn lediglich 25 Inder einen Asylantrag. Die hohe Anzahl der eingestellten Verfahren in den letzten beiden Jahren legt nahe, dass für viele Asylwerber Österreich ein Transitland war.

Wie das Beispiel zeigt, sind die blanken Zahlen eine wertvolle Recherchehilfe. Die Einordnung von Experten ersetzt sie allerdings nicht. Für Der Pragmaticus haben bereits eine Reihe von Migrationsforschern die Lage in Europa analysiert und Lösungsvorschläge ausgearbeitet:

Ein neues Asylsystem

Die Soziologin und Historikerin Sandra Kostner legt den Finger auf den Wunden Punkt unseres Asylrechts: Wer es schafft, Europa zu betreten, darf meist bleiben. Die EU sollte Kontingente für Flüchtlinge einführen, wie Australien und Kanada, schreibt sie.

Der Migrationsexperte Ruud Koopmans schlägt vor, Asylverfahren in Drittstaaten auszulagern; wer Asyl beantragt, sollte sich das Zielland nicht aussuchen können, argumentiert er in seinem Report.

Der Politologe Eric Kaufmann würde nicht nur die Verfahren auslagern, sondern auch einen sicheren Zufluchtsort außerhalb Europas schaffen. EU-Staaten sollten dauerhafte Siedlungen für Vertriebene finanzieren, schlägt er vor

Der erfahrene Leiter von Flüchtlingslagern Kilian Kleinschmidt geht einen Schritt weiter: Die reichen Länder könnten ganze Städte errichten, in denen Flüchtlinge und andere Migranten ein neues Leben aufbauen können.

Für eine umfassende Reform des Asylsystems tritt auch Kommunikationsforscherin Melita Sunjic ein. Von Verfahren außerhalb der EU hält sie wenig. Aus ihrer Sicht braucht die EU ein einheitliches und zentrales Asylverfahren und einen gerechten Verteilungsschlüssel für anerkannte Flüchtlinge.

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