Drohnen – die neue Signatur des Krieges

Automatisiert, vielseitig und nicht ohne Risiko: Am Beispiel der Drohnen erläutert die Sicherheitsexpertin Ulrike Franke wie Technologie den Krieg bestimmt.

Die Predator Drohne in einer Halle in Kandahar, Afghanistan, Mai 2006.
Diese Drohne hat einen eigenen Namen: Die Predator im Mai 2006 in Kandahar. Acht dieser Drohnen wurden im Afghanistan.Krieg eingesetzt. Heute sind vergleichsweise winzige Quadrocopter das dominierende System. © Getty Images

Wir haben noch nie einen Krieg gesehen, in dem Drohnen so zentral sind und in so einer großen Zahl eingesetzt werden“, sagt Ulrike Franke über den Ukraine-Krieg. Die Politikwissenschaftlerin erklärt in diesem Podcast, warum diese Waffen für eine neues Zeitalter des Krieges stehen.

Der Podcast über Drohnen und Kriegstechnologie

Jeder Krieg ist ein Innovationsschub für Waffentechnologie. Das ist die zynische Realität eines jeden Krieges.

Ulrike Franke, Sicherheitsexpertin

Ursprünglich eine militärische Erfindung kehrten Drohnen nun aus dem zivilen Leben in den Krieg zurück: „Jeder Krieg ist ein Innovationsschub für Waffentechnologie. Das ist die zynische Realität eines jeden Krieges“, sagt Ulrike Franke. Was die Rolle oder die Symbolik der Drohnen betrifft, hat sie drei Thesen:

1. Privatisierung

Drohnen brauchen wie andere moderne Waffentechnologien ein funktionierendes Internet, egal, ob sie zur Überwachung, für den Angriff, für Transporte, zu Lande, schwimmend, tauchend oder in der Luft eingesetzt werden. Dienste zur Datenanalyse, Internet-Infrastruktur, Cloudcomputing etc. sind Dienste privater Dienstleister. Google, Amazon, Starlink etc. sind ebenso Teil des Krieges wie die Waffen mit denen gekämpft wird. Palantir etwa ist am Training von AI zur Erfassung von Zielen beteiligt. Datengestützte Kriegsführung ist nur mit Beteiligung von Privatunternehmen und Konzernen möglich.

2. Zivilisten im Krieg

Indem Privatpersonen Drohnen umrüsten, steuern, kaufen und an das Militär spenden, ist Krieg nicht mehr nur Sache von Soldaten und militärischem Personal. Krieg ist ebenso Teil des zivilen Lebens, in Kriegen befinden sich ganze Gesellschaften.

3. Monopole

Die Weiterentwicklung der Waffen passiert durch ihren Gebrauch (Testfeld) und wesentlich schneller als noch vor wenigen Jahren. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten wurden die Systeme kleiner und vielfältiger und der Markt einförmiger. Die heute am meisten eingesetzten Drohnen sind Quadrocopter. In diesem Segment ist China nicht nur Marktführer, sondern Monopolist. Die USA und Israel haben ihre Marktführerschaft bei militärischen Drohnen verloren, sagt Franke. Nun seinen als neue Player in diesem Segment China, die Türkei, der Iran und Russland hinzugekommen.

Die Lehren für Europa? „Wir müssen wieder Abwehr lernen – mit Blick auf das was technologisch auf uns zukommt.“

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Über Ulrike Franke

Portrait von Ulrike Franke bei einer Podiumsdiskussion. Das Bild ist Teil eines Beitrags über einen Podast mit Ulrike Franke in in dem es um Drohnen und um AI-gestützte Militärtechnologien geht.
Ulrike Franke im Juli 2024 bei der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin. © Getty Images

Ulrike Franke ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet mit den Schwerpunkten deutsche und europäische Sicherheit als Senior Policy Fellow beim European Council on Foreign Relations und als Lehrbeauftragte an der Sciences Po Paris. Militärtechnologien insbesondere Drohnentechnologien sind ihre Forschungsthemen und Themen des Podcasts Sicherheitshalber, den sie gemeinsam mit Carlo Masala, Frank Sauer und Thomas Wiegold ins Leben gerufen hat.

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