Warum es im Nahen Osten eskalierte
Israel steht vor der Rafah-Offensive und plant eine mehrwöchige Evakuierung. Die Israelis rechneten zu Beginn des Kriegs gar nicht damit, dass es so weit kommen würde, sagt der Sicherheitsexperte Carlo Masala im Video. Doch warum war der Krieg überhaupt möglich?
Nach sechs Monaten Krieg in Nahost und mehr oder weniger kurz vor der Offensive in Rafah ist die israelische Regierung bei ihrer Bevölkerung nicht nur besonders unbeliebt, weiß Sicherheitsexperte Carlo Masala. Ihr seien die Konsequenzen ihrer Militäroperationen teils auch selbst nicht klar.
Es ist kein Zufall, dass die Lage im Nahen und Mittleren Osten jetzt so explosiv ist, sagt der Analyst. Während des Kalten Kriegs die Großmächte ein Interesse daran gehabt hätten, dass eine gewisse Eskalation nicht überschritten wird, hätten China, Russland, aber auch Staaten wie Brasilien oder Südafrika einfach keine Lust mehr auf die Weltordnung, wie sie sich nach 1945 herauskristallisierte.
Das wird registriert, dass die USA weniger Kontrolle über die Region haben.
BRICS-Staaten wie eben China nehmen natürlich Notiz darüber, dass Israels Premier Benjamin Netanjahu auch dann nicht unbedingt auf die USA hört, wenn Joe Biden ihn öffentlich und harsch kritisiert. Und bewerten das als Schwäche.
Wie mit Krieg umgehen?
Netanjahu dürfte aus egoistischen Gründen daran interessiert sein, den Krieg in die Länge zu ziehen. „Staatschefs werden in der Regel nicht während eines Kriegs ausgetauscht“, weiß Masala. Wie aber sollen und können wir in den westlichen Gesellschaften mit Krieg umgehen, sei es in Nahost oder in der Ukraine?
„Wir sind selbst Teil dieser Kriege“, sagt Masala. Nur dass sie eben hybrid statt mit Waffen ausgetragen werden. Nichtsdestoweniger haben es Kräfte wie Russland und China dabei auf die Zerstörung unserer Demokratie abgesehen. Wie wir damit umgehen sollten, erklärt er im Video.
Über Carlo Masala
Carlo Masala ist Direktor des Center for Intelligence and Security Studies (CISS) an der Universität der Bundeswehr München. Der gebürtige Kölner ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Politik (ZfP), der Zeitschrift für Internationale Beziehungen (ZIB) und der Zeitschrift für Strategische Analysen (ZfSA). Außerdem ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik sowie ständiger Sachverständiger in der Enquete Kommission des Deutschen Bundestags zum Afghanistaneinsatz. Der Politologe ist Co-Host des Podcasts Sicherheitshalber. Vor kurzem erschien sein Essay Warum die Welt keinen Frieden findet (Brandstätter Verlag).