Spannend, aber falsch!
Ist die Cheopspyramide in Gizeh wirklich ein Grabmal? Und wie steht es um den Mythos Karl der Große existierte gar nicht? Diese und weitere abenteuerliche Erzählungen, bei denen die Fantasie wichtiger ist als die Fakten.

Woher kommen wir? Diese Frage ist möglicherweise so alt wie die Menschheit selbst. Die Antwort darauf kann auf wissenschaftlichen – also überprüfbaren – Erkenntnissen basieren. Weil die aber nicht so einfach zu bekommen sind, füllen kreative Menschen die Lücken mit ihrer Phantasie. Das ist billiger und die so entstehenden Geschichten sind gerne spannender als das gesicherte Wissen. Hier eine Auswahl quotenträchtiger Mythen über die vermeintlich „wahre“ Version unserer Geschichte.
Mehr aus der Wissenschaft
Nicht immer sind diese kruden Theorien völlig harmlos. Oft positionieren sich ihre Proponenten als überlegene Denker, die meinen, mit ihren Ideen die etablierte Wissenschaft herauszufordern. Anstatt spektakuläre Thesen mit spektakulären, überprüfbaren Beweisen zu belegen, tendieren diese Geschichtenerzähler dazu, ihre Ideen in Publikumsmedien zu postulieren. Regt sich dann Widerspruch aus der Fachwelt, wird dieser gerne als Borniertheit ausgelegt.
Mythos 1: Himmelsscheibe … vom Nil?
Die Bronzeplatte diente wohl als astronomischer Kalender, bis sie vor 3.600 Jahren im heutigen Sachsen-Anhalt bei der Ortschaft Nebra vergraben wurde. Manch einer sieht auf ihr ägyptische Barken verewigt und vermutet interkontinentalen Kulturaustausch.
Mythos 2: Liegt hier Atlantis?
Diese Karte aus dem Jahr 1669 lokalisiert Atlantis zwischen Afrika und Amerika. Generationen von Abenteurern suchten den angeblich versunkenen Kontinent – dabei ist der bloß eine literarische Erfindung des griechischen Philosophen Platon.
Mythos 3: Ein Bild für Götter?
Der Autor Erich von Däniken hielt die riesigen, in die Steinwüste von Nazca in Peru geschürften Figuren für Botschaften an Besucher aus dem All. Schließlich kann man sie nur aus großer Höhe erkennen. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Darstellungen rituellen Zwecken dienten.
Mythos 4: Ein Phantom?
Karl der Große (hier in einer Darstellung aus dem 14. Jahrhundert) hätte gar nicht existiert, glauben Verfechter der Phantomzeit-Hypothese. Ihr zufolge seien die Jahre 614 bis 911 von Verschwörern schlicht erfunden worden. Die Idee ist vielfach widerlegt, hat aber immer noch Fans.
Mythos 5: Eine Energiequelle?
Ist die Cheopspyramide in Gizeh ein Grabmal oder ein Akustikwandler? Ein britischer Autor postuliert, dass hier geniale Baumeister Töne in Energie verwandelt hätten.
Weil in der größten aller Pyramiden bis heute keine Grabkammer gefunden wurde, glaubt mancher Autor, das 139 Meter hohe Bauwerk wäre in Wahrheit ein Kraftwerk gewesen, das Geräusche in Energie umwandelte. Unklar ist nur, wie das funktioniert haben sollte und: wozu die Bauherren diese Energie benutzt haben könnten.
Mythos 6: Ein Klimabunker?
Derinkuyu im türkischen Kappadokien. Pseudo-Historiker erkennen in den Höhlen Klima-Bunker, in denen hochzivilisierte Menschen die Eiszeit überdauerten. Tatsächlich entstanden die Höhlen erst im 6. Jahrhundert.
Die Idee: Während der Eiszeit, die vor 12.000 Jahren zu Ende ging, hätte eine Hochkultur existiert, die technologisch fortschrittlicher war als alle bekannten antiken Kulturen. Diese Geistesgrößen brachten den einfachen Jägern und Sammlern in ihrer Umgebung Ackerbau, Viehzucht und die Grundrechenarten bei. Zuletzt wurde die Idee sogar durch eine Serie des Streamingdienst-Anbieters Netflix geadelt. Warum es – abgesehen von dieser Serie – keine Spuren dieser Kultur mehr gibt? Ist doch logisch: Zum Ende der Eiszeit schwappte das viele Schmelzwasser alle Spuren der Edel-Menschen in einem Aufwasch davon!
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