Unsere Existenz in Netzwerken

Vom Klopapier übers Katzenstreu bis zur eigenen Meinung: Netzwerke liefern uns alles. Der Komplexitätsforscher Stefan Thurner über die Licht- und Schattenseiten.

Warten auf das Iphone in New York City am 29. Juni 2007. Im Podcast mit dem Pragmaticus erläutert der Physiker und Komplexitätsforscher Stefan Thurner warum mit Facebook (Social Media) und dem Iphone Kommunikationsnetzwerke sich so veränderten, dass sie zu Filterblasen führten, die wiederum die Demokratie bedrohen. Die Evolution von Netzwerken und ihre Analyse ist das Forschungsfeld von Stefan Thurner. Eine seine jüngeren Studien beschäftigt sich mit der Frage, wie Donald Trump 2016 Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte, obwohl er in der Republikanischen Partei schlecht verankert war.
New York im Juni 2007: Die Leute, die es sich hier gemütlich gemacht haben, sind schon seit Tagen dort und warten auf das erste Iphone. Smartphones sind aus Sicht des Komplexitätsforschers Stefan Thurner ein Grund, warum Donald Trump Präsident der USA werden konnte. © Getty Images

Das Jahr als die Öffentlichkeit begann, in Filterblasen zu zerfallen, lässt sich ziemlich genau datieren, sagt Stefan Thurner: Es war 2008. Warum 2008? Am 29. Juni 2007 war das erste Iphone auf den Markt gekommen. Facebook integrierte ab 2006 einen Newsfeed, der externen Content priorisierte. „Diese beiden Innovationen haben unser Kommunikationsnetzwerk verdichtet.“

Der Podcast über Netzwerke, Lieferketten und Demokratie

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Rund um 2008 nimmt die Polarisierung drastisch zu.

Stefan Thurner, Komplexitätsforscher

Stefan Thurner ist Physiker und Komplexitätsforscher und analysiert üblicherweise Lieferketten, biologische Prozesse oder Blockaden durch Highways. Für ihn sind komplexe Systeme lebendige Entitäten, deren Aufstieg, Zerfall und Wiedergeburt man berechnen kann. Dass sie auch eine unheilvolle Seite haben, ist eine Erkenntnis seiner Analyse des Aufstiegs von Donald Trump: „Dass es möglich ist, mit sehr, sehr wenigen Influencern die Meinung bevölkerungsweit zu drehen, hätte ich nicht gedacht.“

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Hier wird 1993 über mögliche zukünftige Anwendungen des damals gerade entwickelten PDA (Personal Digital Assistent) diskutiert. Der Mann im grünen Hemd meint: „Es könnte sehr nützlich sein – wenn ein Telefon dabei wäre. Und wenn ein Fax integriert werden könnte.“

Wenn Sie mehr hören möchten: Sie finden alle unsere bisherigen Podcasts hier.

Über Stefan Thurner

Der Komplexitätsforscher Stefan Thurner im Complexity Science Hub in Wien. Das Bild ist Teil eines Podcasts des Pragmaticus mit Stefan Thurner, in dem der Physiker über Netzwerke, Lieferketten und die Beschleunigung der Welt spricht. Die Vernetzung heute, die durch Social Media und das Smartphone möglich wurde, hat zu einer starken Segregation der Kommunikationsnetzwerke aka Filterblasen geführt, sagt Thurner. Diese Bubble-Gesellschaft ist mit Demokratie nur schlecht vereinbar und zerstört sie potenziell.
Stefan Thurner. © Franziska Liehr

Stefan Thurner ist Physiker und Komplexitätsforscher. Professor für die Wissenschaft Komplexer Systeme an der MedUni Wien, leitet er den Complexity Science Hub Vienna (CSH) seit seiner Gründung 2015.

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