„Normalität neu ausverhandeln“
Konrad Paul Liessmann stopft das Sommerloch und schließt die politische Debatte rund um Schnitzelessen, Autofahren und das liebe Bargeld im Verfassungsrang im Video mit einer philosophischen Abhandlung – endlich – ab.
Schnitzel ist normal, Autofahren bleibt auch in Zeiten des Klimawandels normal, so genannte Klimakleber sind nicht normal, Bargeld muss in die Verfassung – das Sommerloch und der beginnende Wahlkampf haben in Österreich eine Themenlage produziert, die der Philosoph Konrad Paul Liessmann als „skurril“ bezeichnet.
Mit dem Wegbrechen religiöser Normen, die vor allem Beziehungen, ganz stark aber auch das regelten, was man wie und wann verzehrt, eröffnete sich im 18. Jahrhundert ebenjenes Debatten-Vakuum, in dem wir uns jetzt wieder befinden, sagt der Philosoph Liessmann.
Normalität im Wandel
„Theodor Adorno hätte gesagt: Nicht alles, was ist, sollte auch so sein. Schließlich werden gesellschaftliche Normen nicht immer freiwillig etabliert“, weiß Liessmann. Der bedeutende Denker Odo Marquard wiederum betrachtete als normal, was die Leute eben so tun. Gerade die banalen, alltäglichen Handlungen können sich über die Zeit stark ändern, weiß Liessmann auch aus seinem eigenen Leben zu berichten.
Im Video-Interview mit dem Pragmaticus erklärt Liessmann, seit wann die Politik überhaupt definiert, was normal ist und was nicht. Und: Sind die Normalen die, die eine Gesellschaft voranbringen? Ist Populismus ein „normales“ Übel, das wir in Kauf nehmen müssen? So viel steht fest: In der Philosophie gibt es nichts, was man nicht hinterfragen kann und soll.
Zu Konrad Paul Liessmann
Konrad Paul Liessmann ist Österreichs Vorzeigephilosoph. Für sein Schaffen hat er zahlreiche Preise bekommen, unter anderem wurde er als „Wissenschaftler des Jahres“ 2006 ausgezeichnet, 2013 erhielt er den Paul-Watzlawick-Ehrenring.