Alle Schriften dieser Welt

Sprache niederzuschreiben funktioniert weltweit nach ganz unterschiedlichen Regeln. Unser Abc ist nicht überall das A und O. Ein Blick auf die populärsten Schriften mit mindestens 50 Millionen Anwendern.

Illustration eines Baumes dessen Äste die Schriftsysteme und dessen Blätter die dazu dazugehörigen Sprachen zeigen.
Der Schritenbaum: Die Äste zeigen die unterschiedlichen Schreibsysteme, die Blätter, die dazugehörigen Sprachen. Je größer ein Blatt, desto mehr Anwender gibt es auf der Welt. © Christina Mühlhöfer

Die Menschheit spricht zwar viele Tausende unterschiedliche Sprachen mit Lauten, die für die jeweils Fremden teils gar nicht auszusprechen sind, aber vergleichsweise wenige Schriften. Um die Bedeutung der Schriftzeichen festzuhalten, haben sich verschiedene Systeme entwickelt.

Die Schriftklassen

1. Abjad – Konsonantenschriften

Konsonantenschriften wie das Arabische oder Hebräische (Abjad) lassen die Vokale meist weg, und der Leser muss sie im Kopf ergänzen. Das spart Platz, erfordert aber Kenntnis der gesprochenen Sprache; unser Magazin schriebe sich nach dieser Regel „Dr Prgmtcs“. Der Begriff „Abjad“ stammt aus dem Arabischen und ist eine Abfolge der ersten vier Buchstaben in der traditionellen arabischen alphabetischen Ordnung: Alif, Ba, Jim, Dal.

2. Abugida – Silbenschriften

Das in Indien verbreitete Abugida-System verwendet Zeichen für Silben, wobei etwa ein Konsonant wie „P“ von einem Vokalzeichen begleitet wird, das aber nicht zwangsläufig von der Position her die gesprochene Folge einhält: Ins Lateinische umgedacht könnte „Papi“ geschrieben sein als „aPPi“.

3. Logographische Schriften

Logographische Schriften werden in China und Japan verwendet. Der Begriff leitet sich von altgriechischen Begriffen für „Wort“ und „Schreiben“ ab. Jedes Zeichen steht dabei für einen Begriff. Ungefähr drei bis viertausend dieser Zeichen werden weitläufig verwendet. Der Lernaufwand ist enorm, der Vorteil des Systems besteht jedoch darin, dass Texte unabhängig vom Dialekt lesbar sind.

In Japan gibt es zusätzlich die Silbenschrift Kana. In Korea wird die alphabetische Schrift Hangul verwendet, jedoch werden die Buchstaben nicht nebeneinander geschrieben, sondern zu Silben gestapelt. Zur Unterscheidung von Alphabeten ist sie hier als „Phonetisch“ ausgewiesen, weil die einzelnen Schrift-Elemente auch Information über die Aussprache enthalten.

Alphabete wie das lateinische oder das kyrillische verwenden Buchstaben oder Buchstabenkombinationen für Vokale und Konsonanten.

Der Schriftenbaum

Das Gesamtbild der Schriftsysteme samt Anzahl der jeweiligen Anwender. Inkludiert sind nur Sprachen mit mindestens 50 Millionen Sprechern, ob sie auch lesen und schreiben können, ist nicht berücksichtigt.

Weltkarte der Schriften

Mit über 5 Milliarden Anwendern ist das Alphabet die am weitest verbreitete Schriftklasse auf der Welt und kommt auf jedem Kontinent vor. Abugida ist das zweithäufigste System und wird vor allem in Indien als auch in Äthiopien und Umgebung verwendet, aber auch unter den kanadischen Ureinwohnern in der Schrift Inuktitut.

Wo welche Schrift verwendet wird

Die lateinische Schrift ist auf jedem Kontinent vertreten und das am häufigsten verwendete Alphabet. Weitere sind Kyrillisch, Armenisch, Georgisch, Griechisch sowie Mongolisch. Die größte Dichte an verschiedenen Schriften gibt es in Indien und Südostasien. Fast alle dieser Schriften gehören zur Schriftklasse Abugida, außer die Yi-Schrift, die zur Silbenschrift gehört.

Von der Schrift zur Sprache

Mit knapp 4,9 Milliarden Anwendern ist die lateinische Schrift die am weitest verbreitete Schrift. Die chinesische Schrift hat mit 1,34 Milliarden Menschen die zweitmeisten Anwender. Weniger als halb so viele Personen verwenden Arabisch mit 660 Millionen. Danach folgen bereits zwei indische Schriften: Devangari, die am häufigsten verwendete Schrift des Subkontinents.

Mehrere Sprachen können sich zudem in Schrift oder Schriftklasse teilen. Und ein Mensch kann natürlich mehrere Sprachen sprechen. Darum hat Englisch als Weltsprache mehr Anwender als Mandarin. Spanisch und Französisch wiederum sind weiter verbreitet als Bengalisch.

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