Die letzte Grenze

Was machen Dunkelheit und die Enge einer Forschungsstation mit dem Menschen? Die Weltraummedizinerin Carmen Possnig fand Antworten in der Antarktis.

Der Mond ist als Sichel am Nachthimmel zu sehen Man kann die Krater und Schluchten gut erkennen.
Neumond über Catania am 14. Januar 2024. © Getty Images

Für Carmen Possnig scheint es selbstverständlich zu sein, dass die Zukunft der Menschheit auch auf dem Mond oder dem Mars stattfinden wird. Für die Weltraummedizinerin ist es eine Frage der Vorbereitung und des Wissens darum, wie sich die extremen Bedingungen auf Leib und Seele auswirken.

Der Podcast

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Eine Reise zum Mond dauert drei Tage, eine zum Mars sieben bis acht Monate. Da sollte man Fehler vermeiden.

Ein Jahr hat Carmen Possnig im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA nahe des Südpols in der Antarktis verbracht, um zu erforschen, wie sich die Isolation der Forschungsstation und insbesondere die vier Monate währende Dunkelheit auf Immunsystem und das seelische Befinden der Crew auswirken.

Für Possnig ist es ein Testfall – für den Aufbau einer permanenten Forschungsstation auf dem Mond und letztlich für die Besiedlung des Mars. Lediglich drei Tagesreisen entfernt, ist der Mond ein vergleichsweise schnell zu erreichendes Ziel. „Er wird uns helfen, zu verstehen, wie wir am Mars überleben können“, meint die Medizinerin. Der Aufbau einer Forschungsstation ist ein erster Schritt. „Es interessiert mich, was es mit der Psyche des Menschen macht, auf einem gänzlich anderen Himmelskörper ein Zuhause aufzubauen.“

Auf einer demgegenüber banaleren Ebene kann eine Forschungsstation auf dem Mond oder bereits unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit ganz neue Erkenntnisse in der Medizin ermöglichen – etwa bessere Bedingungen, um Proteine für neue Medikamente zu untersuchen oder um besser zu verstehen, wie Menschen altern.

Eine Frage, die Possnig aber (vielleicht) noch mehr interessiert: Wie ist es, wenn man die Erde nur als einen kleinen Punkt im Weltall sieht?

Über Carmen Possnig

Foto von Carmen Possnig an einem Gewässer in einem Park. Das Bild ist Teil eines Beitrags über Weltraummedizin.
Carmen Possnig. © Cyprien Verseux

Carmen Possnig ist Allgemeinmedizinerin und forscht an der Universität Innsbruck sowie am Institut für Weltraummedizin und -physiologie (MEDES) in Toulouse zu Weltraummedizin. 2017 bis 2018 war sie im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ein Jahr in der Forschungsstation Dome Concordia tätig, wo sie die Auswirkungen von Isolation und geringem Sauerstoffgehalt auf die Crew erforschte. Seit 2022 ist sie Ersatzastronautin des Europäischen Astronautenkorps. Das Buch über ihre Erfahrungen in der Antarktis, Südlich vom Ende der Welt, ist 2020 im Verlag Ludwig erschienen.

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