Szne aus dem Film von Stanley Kubrick 2001: A Space Oddyssey (1969). Ein Mann in einem geleben Raumanzug geht durch eine weiße Röhre auf den Betrachter zu. Das Bild gehört zu einem Dossier über Transhumanismus.

Der erweiterte Mensch

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Auf den Punkt gebracht

  • Sinne. Implantierte Sensoren erweitern die Fähigkeiten des Menschen, die Welt und sich selbst wahrzunehmen und entkoppeln diese von Raum und Zeit.
  • Steuerung. Die direkte Verbindung des menschlichen Gehirns mit einem Computer erweitert seinen Handlungsspielraum: Steuern mit Gedanken.
  • Kraft. Exoskelette erweitern die körperlichen Möglichkeiten des Menschen: Neben mehr Kraft und Ausdauer ermöglichen sie ihm neue Erfahrungen.
  • Transhumanismus. Ist der erweiterte Mensch noch menschlich? Die technologische Erweiterung seiner Fähigkeiten stellt das Selbstbild in Frage.

Der Soziologe Roland Benedikter sieht in den Debatten über Künstliche Intelligenz und neue Technologien eine große Lücke klaffen: „Die Frage, wie lange ein Mensch ein Mensch bleibt, wenn sein Körper und Geist sich immer stärker mit Technik verbinden, noch in den Kinderschuhen“, schreibt er in seinem Essay über Transhumanismus und die Zukunft des Menschen.

Exoskelette

Die Psychologin Sandra Maria Siedl hat sich mit Exoskeletten beschäftigt, wie sie in der Medizin, im Gaming und zunehmend am Arbeitsplatz zum Einsatz kommen. Sie verleihen zusätzliche Kraft, können Gliedmaßen ersetzen und Menschen schneller machen. Siedl sieht Exoskelette dennoch kritisch, sie fragt sich, „was es mit uns persönlich macht, wenn wir plötzlich mit roboterähnlicher Technik am Körper durch die Gegend laufen“.

Cyborgs

Einem Roboter ähnlich zu werden, war nicht die Intention des Künstlers Neil Harbisson, als er sich eine Antenne implantieren ließ, mit der er Farben hören kann. Er hatte Selbsterweiterung im Sinn, eine maschinengestützte Selbstoptimierung im Dienste der Selbstverwirklichung. Harbisson sieht sich als Cyborg und hat Argumente, warum viele Menschen bereits Cyborgs sind ohne es zu wissen: „Auch wenn man nicht körperlich mit der Technologie verbunden ist, ist man ein Cyborg, wenn man das Gefühl hat, dass das Bewusstsein mit der Technologie verbunden ist und dass diese Verbindung die Identität verändert.“

Brain-Computer-Interfaces (BCI)

Der Forscher Gernot Müller-Putz sitzt buchstäblich an der Schnittstelle von Mensch und Maschine: Als Leiter des Instituts für Neurotechnologie an der TU Graz entwickelt er sogenannte Brain-Computer-Interfaces (BCI), mit denen Menschen Gedanken in Handlungen umsetzen können. Diese BCI sind direkt mit dem Gehirn verbunden, meist mit Elektroden, mitunter aber auch invasiv. Menschen, deren Gliedmaße gelähmt sind, können so diese Arme und Beine wieder bewegen oder Gedanken übersetzen sich in Schrift und Kommunikation wird möglich. Außerhalb des Forschungskontexts sind BCI noch nicht breitenwirksam etabliert, Putz meint aber, dass es in den nächsten vier Jahren so weit sein wird.

Der Neurologe Niels Birbaumer berichtet davon, wie BCI bei Motoneuron-Erkrankungen wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) eingesetzt werden kann und ebenso bei der Therapie von neurologischen Traumata, etwa nach einem Schlaganfall.

Gehört die Zukunft also dem Transhumanismus?

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