Kraft, Familie und Hoffnung
Es gibt viele Kraftquellen im Leben. Wichtig ist, sie anzuzapfen zu können. Damit alles besser wird. Unsere Buchtipps für Weihnachten und die Feiertage.

Wir leben in grimmigen Zeiten. In Europa ist Krieg, die Menschen haben während der Hitzeperioden und Überflutungen die Folgen des Klimawandels hautnah erlebt, und die Polarisierung in der Gesellschaft wird immer offensichtlicher. Oft fehlt den Menschen die gemeinsame Basis, um miteinander über gegenteilige Ansichten sprechen zu können. Das alles könnte ein Grund zur Verzweiflung sein. Muss es aber nicht. Am Ende bleibt die Hoffnung, das war in der Menschheitsgeschichte schon immer so.
Buchtipp 1

Positiv bleiben
Philipp Blom, Hoffnung. Was Menschen von Tieren unterscheidet, ist die Fähigkeit, in die Zukunft blicken und Jahre im Voraus planen zu können, also auf ein weit entferntes Ziel hinarbeiten zu können. In Zeiten multipler Krisen ist das keine einfache Übung. Umso wichtiger ist es, dass der Philosoph Philipp Blom daran erinnert, positiv zu bleiben.
Den Untertitel hat er passend mit „Über ein kluges Verhältnis zur Welt“, gewählt. Weil Hoffnung viele unterschiedliche Bedeutungen haben kann, ist diese essayhafte Sammlung ein Strohhalm für Verzweifelte. Es sind Reisegeschichten, die Blom als Vehikel zur Betrachtung unterschiedlicher Konzepte der Hoffnung dienen. Dabei geht es um politische Konzepte, um Krieg in unterschiedlichen Kulturen und die Antriebskraft von Menschen in schwierigen Situationen. Dabei streift er viele unterschiedliche Lebensbereiche, bringt Dinge in Verbindung, über die die meisten so vielleicht noch nicht nachgedacht haben. Das ist klug, weitsichtig und Inspiration pur – und letzteres ist eine wichtige Voraussetzung, um schwierige Zeiten meistern zu können.
Hanser, 23,50 Euro
Buchtipp 2

Lektüre für Schlechtgelaunte
René Borbonus. Über die Kunst ein freundlicher Mensch zu sein. Gerade zu Weihnachten brechen Familienkrisen aus, denn dann, wenn alles idyllisch und perfekt sein soll, genügen kleinste Irritationen, um die Nerven blank zu legen. Weil Buchtitel ja manchmal auch Botschaften sind, könnte „Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein“ das perfekte Geschenk für tendenziell Schlechtgelaunte sein.
Der Kommunikationsexperte René Borbonus hat eine kluge und kurzweilige Sammlung zum friktionsfreien Umgang mit Mitmenschen zusammengestellt. Das meiste davon ist zwar irgendwie sonnenklar, doch im Laufe der Zeit unter Umständen verschütt gegangen. Deshalb macht es Sinn, sich all diese Weisheiten in Erinnerung zu rufen. Da geht es um Wertschätzung, Respekt und das Vermeiden von Reizworten genauso wie um Aufmerksamkeit, Gesprächsführung und Missverständnisse, die zu vermeiden gerade bei Familienzusammenkünften ein anzustrebendes Ziel ist. Unbedingte Empfehlung für sozial hochaktive Zeiten.
Econ Verlag 16 Euro
Buchtipp 3

Großes Familiengeheimnis
Julian Borger. Suche liebevollen Menschen. Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus Ende der 1930er-Jahre geriet das Leben jüdischer Familien aus den Angeln. Um ihre Kinder vor den aggressiven Nazis zu retten, gaben Wiener Eltern auf der Suche nach Pflegefamilien Annoncen in der britischen Zeitung The Manchester Guardian, heute der The Guardian, auf. Eines dieser Kinder war der Vater von Julian Borger. Er verließ mit elf Jahren Wien, wurde von liebevollen Pflegeeltern aufgenommen und blieb auch nach dem Ende der Nazizeit in England, gründete eine Familie und wurde Vater, der wenig über seine österreichische Wurzeln sprach.
In den 80er-Jahren beging er Suizid. Lange nach dem Tod seines Vaters begibt sich Julian auf die Spurensuche dieser Kinderverschickungen, über die sein Vater niemals ein Wort verloren hatte. Ausgerechnet im Archiv jener Zeitung, für die er seit vielen Jahren als Korrespondent arbeitet, findet Julian Borger dann den entscheidenden Hinweis. Doch um wirklich zu verstehen, hat der Autor auch die Schicksale anderer Kinder recherchiert. Was sich über weite Strecken wie eine Detektivgeschichte liest, ist eine Dokumentation und gibt Einblick, was Flucht und Verzweiflung mit Familien anrichten kann – und warum solche Geschichten zeitlos aktuell sind.
Molden Verlag, 31 Euro
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