Naturgeschichten

Bei aller Technik entkommt der Mensch doch nicht der Natur und ihren Gesetzen. Drei Buchempfehlungen zur Entstehung des Universums, der Technik und der Idee vom Wachstum.

Ein Mensch in einem rosa Plüschkostüm, das eine Figur aus einem Computerspiel darstellt, sitzt auf dem Boden an eine Betonwand gelehnt. Das Bild illustriert einen Beitrag, in dem es um Technik und Natur geht.
Bei der Tokio Game Show im September 2023. © Getty Images

Der Mensch nimmt gemeinhin an, Technologien folgten anders als die Natur einer linearen Entwicklung hin zum Besseren. Geschichte stellt sich dar als eine Kette von Innovationen: Fortschritt. Dass sich die Technikentwicklung aber oft im Kreis dreht, Fortschritt nicht immer eine Besserung bedeutet, und es tatsächlich Grenzen gibt, die nicht überschreitbar sind, entgeht dem Techno-Optimismus zuweilen. Drei Bücher beleuchten die technologischen Errungenschaften des Menschen, seinen Platz in der Natur und was nach dem Wachstum kommt.

Naturgeschichten I: Innovationen

Cover Nägel mit Köpfen von Roma Agrawal.

Roma Agraval: Nägel mit Köpfen. 7 Erfindungen, die die Welt bis heute verändern. Wissen, wie die Dinge des täglichen Lebens funktionieren: An diesem Buch werden all jene Freude haben, die sich schon lange eine Einführung in naturwissenschaftliches Basiswissen gewünscht haben.

Die Physikerin Roma Agrawal hat die Gabe, wunderbar kenntnisreich und gleichzeitig persönlich über physikalische Grundprinzipien erzählen zu können. Um die moderne, digitalisierte Welt zu erklären, nimmt sie sich sieben Erfindungen vor.

Wenn Agrawal etwa die Geschichte des Nagels erzählt, ist den Lesern am Ende des Kapitels das Konstruktionsprinzip von Hochhäusern klar. Lässt sie die Erfindung des Rads Revue passieren, endet sie bei Satelliten. Ihr Trick – auch bei Feder, Magnet, Linse, Schnur und Pumpe –bleibt stets der gleiche: Sie schließt vom Kleinen auf das Große und zeigt so, dass Wissenschaft ein jahrtausendealtes Kontinuum von Erkenntnis ist.

Roma Agraval: Nägel mit Köpfen. 7 Erfindungen, die die Welt bis heute verändern, Hanser, 29,50 Euro.

Naturgeschichten II: Universum

Cover von Ein kleines Buch über den Ursprung des Universiums.

Tony Rothman: Ein kleines Buch über den Ursprung des Universums. Warum sich zur Abwechslung nicht einmal an die Grenzen des eigenen Denkens wagen, um die Einstein’sche Relativitätstheorie zu begreifen oder die Expansion des Universums zu verstehen?

Wer in diese Gefilde will, sollte sich vertrauensvoll in die Hände des US-Kosmologen Tony Rothman begeben. Er hat die Fähigkeit, über Raum, Zeit und die darin wirkenden Kräfte wie Gravitation, Elektromagnetismus oder Kernkraft erzählen und sie auch Laien erklären zu können.

Rothman nutzt einprägsame Gleichnisse und doziert auf bestechend prägnante Weise über die Grundprinzipien des Universums. Nebenbei schafft er es auch noch, gleichzeitig den aktuellen Diskurs der Wissenschaft abzubilden. Wer dieses kleine Buch gelesen hat, ist den Geheimnissen des Kosmos näher gekommen und hat dabei auch eine Gratwanderung zwischen Physik und Philosophie absolviert.

Tony Rothman, Ein kleines Buch über den Ursprung des Universums, Rowohlt, 13 Euro.

Naturgeschichten III: Grenzen

Cover des Buchs von Fred Luks mit dem Titel Ökonomie der Großzügigkeit.

Fred Luks: Ökonomie der Großzügkeit. Wie Gesellschaften zukunftsfähig werden. Geiz ist geil? Das war einmal, sagt der Ökonom Fred Luks und setzt dieser aus seiner Sicht veralteten Devise die Großzügigkeit entgegen. Das allein ist ein schöner Gedanke, doch Luks baut darauf seine Theorie des neuen Wirtschaftens in Zeiten des Klimawandels auf.

Das Grundproblem seien die Extrempole des Diskurses, meint er und dekliniert sämtliche Begriffe, die zu Streitpunkten geworden sind. Da geht es um Effizienz und Konsum, Verschwendung und Verzicht, um Moral, Nachhaltigkeit, Wachstum, Zukunftsangst und Technologiehoffnungen – die Treiber in polarisierten Debatten also.

Luks entwirft ein neues, seiner Meinung nach ökonomisch vernünftigeres Modell – „enkeltauglich“ nennt er es. Insofern ist Ökonomie der Großzügigkeit ein Buch für den Umbruch, das all jenen Spaß machen wird, die Freude am Diskurs haben. Nachzuhören sind Luks Thesen auch im Pragmaticus-Podcast „Die Krise, die wir nicht glauben“.

Fred Luks, Ökonomie der Großzügkeit. Wie Gesellschaften zukunftsfähig werden, Transcript, 33 Euro.

Mehr Bücher

Wöchentlicher Lesestoff

Monatlicher Lesestoff

Fakten gibt’s jetzt im Abo.

10 Mal im Jahr unabhängige Expertise, bequem in Ihrem Briefkasten. Die großen Fragen unserer Zeit, beantwortet von führenden Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Jetzt abonnieren