EU-USA: China-Strategie in 5 Punkten

Trotz vieler Unstimmigkeiten zwischen der Trump-Administration und der EU gibt es einen Bereich, in dem Zusammenarbeit unerlässlich ist: eine gemeinsame China-Strategie angesichts Pekings geopolitischer Expansion.

Illustration eines Beitrags zur China-Strategie für den Westen. Eine Ehrengarde der Chinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA) hisst eine Flagge auf Halbmast am 13. Dezember 2024 im Gedenken an die Opfer des Nanjing-Massakers durch japanische Truppen 1937/38. Zwei Soldaten stehen unter der Flagge, einer lässt sie herab, der zweite hält ihren unteren Bund.
Die Ehrengarde gedenkt am 13. Dezember 2024 des Nanjing-Massakers von 1937/38 – die Erinnerung an historische Demütigungen ist ein instrumentaler Teil von Pekings Großmachtansprüchen. © Getty Images
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Auf den Punkt gebracht

  • Verzerrung. China subventioniert strategische Industrien wie erneuerbare Energien, E-Mobilität und Hightech massiv und untergräbt damit fairen Wettbewerb.
  • Monopol. Mit Kontrolle über 70 Prozent der globalen Produktion Seltener Erden hält China kritische Lieferketten in der Hand.
  • Wettlauf: Chinesische Subventionen haben das Land in Schlüsselbereichen wie Halbleiterproduktion, KI und 5G/6G zu einem dominanten Akteur gemacht.
  • Bedrohung: Peking nutzt Cyberangriffe und Desinformation, um westliche Demokratien zu destabilisieren und geopolitische Einflusszonen auszubauen.

Der große Deal: Dieser Beitrag beleuchtet einen von vier Bereichen, wie die EU mit den USA unter Trump umgehen sollte.

Donald Trump bringt die transatlantischen Beziehungen ins Wanken. Dennoch gibt es ein zentrales Politikfeld, in dem die Vereinigten Staaten und die Europäische Union auf eine pragmatische Zusammenarbeit angewiesen sind: Die EU und die USA haben ein gemeinsames Interesse, unfairen Wirtschaftsmaßnahmen und geopolitischen Allmachtsfantasien Chinas entgegenzutreten.

Das sind die fünf wichtigsten Punkte für eine gemeinsame Strategie:

1. Industrie

Die wirtschaftlichen Spannungen mit China resultieren vor allem aus Pekings massiven Subventionen in strategische Industrien wie erneuerbare Energien, E-Mobilität und Hightech-Produkte. Die EU und die USA könnten eine Initiative zur Reform der Welthandelsorganisation starten – die aktuell auch durch Washington gelähmt wird –, um unfairen Wettbewerb aus China zu sanktionieren.

2. Rohstoffe

China kontrolliert mehr als 70 Prozent der globalen Produktion Seltener Erden und wichtiger Rohstoffe, die für Hightech und militärische Ausrüstung noch unverzichtbar sind. Die Gründung eines transatlantischen Rohstoffkonsortiums zur Erschließung neuer Vorkommen in politisch stabilen Regionen wie Australien oder Grönland würde die Abhängigkeit verringern.

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Zahlen & Fakten

3. Technologie

Mit massiven Subventionen hat China sich in Sektoren wie Halbleiterproduktion, KI und 5G/6G-Mobilfunk als globaler Akteur positioniert. Die USA und die EU könnten mit einem gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprogramm für Halbleiter, KI und erneuerbare Energien westliche Innovationskraft bündeln.

4. Verteidigung

Während die USA zunehmend China als Hauptkonkurrenten sehen, verfolgt die EU vor allem wirtschaftliche Interessen in Asien. Die EU könnte ihre diplomatische und wirtschaftliche Präsenz im Indopazifik ausbauen, während die USA ihre militärische Abschreckung gegen China aufrechterhalten. Eine engere Abstimmung mit Verbündeten wie Japan und Australien wäre essenziell.

5. Einflussnahme

China setzt zunehmend auf Cyberangriffe und Desinformation, um westliche Demokratien zu destabilisieren und geopolitische Einflusszonen auszubauen. Die Einrichtung eines transatlantischen Cyber-security-Forums zur Koordinierung von Abwehrmaßnahmen gegen chinesische Cyberangriffe und Propaganda könnte die Resilienz westlicher Gesellschaften stärken. Ein gemeinsamer Ansatz könnte sowohl der EU als auch den USA zugutekommen. Europa wäre stabiler und sicherer, während Trump zeigen könnte, dass er China effektiv entgegentritt.

Hürden für eine China-Strategie

Die Realität sieht momentan allerdings anders aus: Die USA nähern sich strategisch Russland an, um die Allianz zwischen Moskau und Peking zu schwächen. Dies könnte die transatlantische Achse belasten und zu schwierigen Entscheidungen führen. Zudem erschweren Trumps protektionistische Maßnahmen die Zusammenarbeit. Dennoch bietet die sich verändernde geopolitische Lage auch die Chance für Europa, seine strategische Rolle zu stärken und eine eigenständige Politik gegenüber China zu verfolgen, die mit seinen Partnern abgestimmt ist.

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Conclusio

Herausforderer. Die wirtschaftliche und technologische Rivalität mit China, das durch massive Subventionen, Kontrolle über kritische Rohstoffe und zunehmende Cyberkampagnen seinen globalen Einfluss ausweitet, erfordert eine koordinierte westliche Antwort trotz transatlantischer Spannungen.

Fallstricke. Diese Herausforderung wird durch Trumps protektionistische Politik und die strategische Annäherung der USA an Russland zusätzlich erschwert, was die gemeinsame Front gegen Chinas Ambitionen schwächt.

Initiative. Europa sollte daher eine eigenständige, aber mit Partnern abgestimmte China-Strategie entwickeln, die sowohl wirtschaftliche Interessen schützt, Abhängigkeiten von kritischen Rohstoffen reduziert und geopolitische Stabilität fördert, ohne dabei die notwendige pragmatische Zusammenarbeit mit den USA aufzugeben.

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