Die größten Kostentreiber in 6 Grafiken

Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckiger als im Rest der Eurozone. Ein Überblick der Kostentreiber, was dahintersteckt und welche Alternativen günstiger sind in sechs Grafiken.

Die Illustration zeigt einen gestressten Mann mit Einkaufswagen und Taschenrechner, der die steigenden Lebensmittelpreise berechnet. Eine rote, aufsteigende Linie symbolisiert die Inflation, während grüne Ballons mit Prozentzeichen über Produkten wie Bananen, Brot, Nudeln und Milch schweben und die steigenden Kosten verdeutlichen. Das Bild illustriert einen Artikel über Inflation in Österreich.
Neben stark gestiegenen Energiepreisen stellen vor allem die Lebensmittelpreise für viele Menschen ein Problem dar. © Getty Images

Die Teuerung lag in Österreich im September bei vier Prozent. Damit stiegen die Preise hierzulande weiterhin doppelt so stark wie im Schnitt der Eurozone. Die gute Nachricht: die Haushaltseinkommen stiegen im Vorjahr um rund 3,5 Prozent über der Inflationsrate, auch 2023 gab es real ein sattes Plus. Dem ging ein deutlicher Einkommensverlust im Jahr 2022 voraus.

1. Einkommen vs. Inflation in Österreich

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Lebensstandard der Österreicher im Schnitt positiv entwickelt. Das zeigen die mittleren Einkommen – Nettolöhne, Pensionen, staatliche Hilfen etc. auf die Mitglieder eines Haushalts aufgeteilt. Mit diesem Maß wird auch Ungleichheit und Armut gemessen. Demnach standen 2008 der Hälfte der Bevölkerung pro Kopf mindestens 19.400 Euro im Jahr zur Verfügung – der anderen Hälfte weniger. Im Jahr 2024 waren es 33.200 Euro. Eine satte Steigerung um 70 Prozent. Bereinigt man diese Entwicklung jedoch um den Kaufkraftverlust durch Inflation, sind die Einkommen nur um gut zehn Prozent gewachsen.

Für den Einzelnen ist letztlich wichtig, wofür er sein Geld ausgibt. Wer im Eigenheim samt Solaranlage lebt und kein Auto braucht, spürte die Teuerung viel weniger als jemand, der zur Miete mit Gasheizung wohnt und mit dem Verbrenner in die Arbeit pendelt.

2. Warum ist Energie so teuer?

Der größte Preistreiber in den vergangenen Jahren war die Energie. Das hat mehrere Gründe: Seitdem Österreich auf russisches Pipeline-Gas verzichten muss, sind teurere Alternativen notwendig. Statt ein Transitland zu sein, sitzt Österreich am Ende der Pipelines für Flüssiggas, das aus den USA, Qatar oder Norwegen über den Atlantik, die Nordsee oder das Mittelmeer nach Europa gelangt.

Erdgas wird auch in der Elektrizitätsgewinnung eingesetzt und treibt damit die Strompreise an den Börsen in die Höhe – Stichwort „Merit-Order.“* Zusätzlich treiben die deutlich gestiegenen Netzgebühren die Gas- und Strompreise an. Sie machen rund ein Drittel der Rechnung aus. Begründet wird das mit dem Ausbau der Infrastruktur. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Abnehmer, weil mehr Haushalte auf Fernwärme, Wärmepumpen beziehungsweise Solaranlagen umsteigen. Die Kosten werden dann auf weniger Haushalte aufgeteilt und steigen. Außerdem sind seit Anfang 2025 zuvor ausgesetzte Abgaben wieder in Kraft, was bei den Stromkosten den markanten Sprung erklärt.

Für Autofahrer war die jüngste Entwicklung positiv: Seit dem Sommer 2022 sinkt der Ölpreis tendenziell und somit auch die Treibstoffkosten. Gedämpft wird das allerdings durch höhere Steuern. Für den Liter Diesel liegt die Mineralölsteuer bei 39,7 Cent und für den Liter Benzin bei 48,2 Cent. Seit Oktober 2022 gibt es zusätzlich eine jährlich steigende CO2-Bepreisung von mittlerweile 15 Cent (Benzin) und 17 Cent (Diesel). Letztlich machen Steuern und Abgaben bei derzeitigen Ölpreisen rund die Hälfte der Treibstoffkosten aus.

3. Kaufen oder mieten?

Wer darüber nachdenkt, lieber im Eigenheim als zur Miete zu wohnen, darf erfreut feststellen, dass Immobilienpreise insbesondere in Wien in den letzten Jahren zurückgehen. Mieten sind hingegen um fast ein Viertel teurer geworden. Klare Sache also? Nicht ganz. In die Mieten fließen teils stark gestiegene Wohnkosten wie Wasserversorgung, Müllabfuhr etc. ein. Das trifft den Käufer ebenfalls. Vor allem aber schlagen die hohen Kreditzinsen zu: Zwischen 2004 und 2021 blieb die Finanzierbarkeit von Eigenheimen stabil; doch seit 2022 sind die Kosten massiv gestiegen, wie der Ökonom Bernhard-Binder Hammer vorrechnet.

4. Wieso sind Lebensmittel in Österreich so teuer?

Zu den größten Preistreibern in den vergangenen drei Jahren zählen Schokolade, Butter, Rindfleisch und sogar Reis. Vergleicht man die drei Hauptnahrungsgruppen Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate, gab es überall Steigerungen von 20 bis über 30 Prozent. Nach Hauptspeisen und Beilagen betrachtet wurde Schweinefleisch im Vergleich zu Hendl- und Rindfleisch günstiger, sowie Pasta, Knödel und Couscous im Vergleich zu Reis.

Manche Produkte haben sich weit überdurchschnittlich verteuert, oft steckt dahinter eine Verkettung unglücklicher Umstände. Die hohen Preise für Schokolade liegen einerseits an der weltweit wachsenden Nachfrage. Auf der Angebotsseite herrscht jedoch ein gewisser Engpass: Über zwei Drittel der globalen Kakaoernte kommt aus Ghana und der Elfenbeinküste. Dürren und wetterbedingte Krankheiten führten in den vergangenen Jahren vermehrt zu Ernteausfällen.

Obwohl man jetzt zurecht mit dem Finger auf den Klimawandel zeigt, muss man auch festhalten, dass die Bauern in beiden Ländern relativ wenig investieren, um ihre Pflanzen besser zu schützen. Und das liegt wiederum an den staatlich festgelegten, niedrigen Abnahmepreisen, sodass sich der Einsatz von Pestiziden und Dünger nicht rentiert. Zudem haben sich die Preise für Düngemittel wegen des Ukrainekriegs verdoppelt.

Der teure Dünger hat sich auf viele Agrarpreise ausgewirkt – darunter auch auf den Reis. Auch beim Reisanbau gab es wetterbedingte Ernteausfälle. Die gestiegenen Produktionskosten veranlassten wiederum den wichtigsten Hersteller Indien – vier von zehn Reiskörnern stammen aus dem Subkontinent –, den Export staatlich einzuschränken, um die Versorgung im Inland zu sichern.

5. Warum sind Lebensmittel in Österreich teurer als in Deutschland?

Die Lebensmittelpreise sind in Deutschland seit 2015 stärker angestiegen als in Österreich. Setzt sich der Trend fort, schließt sich die notorische Lücke irgendwann. Derzeit ist der durchschnittliche Supermarkteinkauf in Österreich allerdings 15 bis 20 Prozent teurer als in Deutschland. Dafür gibt es drei gängige Erklärungen – und eine zu selten erwähnte.

  1. Der Lebensmittelmarkt in Österreich ist stark konzentriert: Rewe (Billa) und Spar haben jeweils rund ein Drittel Marktanteil, Hofer ein knappes Viertel. Weniger Wettbewerb bedeutet in der Regel höhere Preise.

  2. Die Dichte an Filialen ist in Österreich sehr hoch. Durch die zersiedelte Wohnstruktur gibt es viele Geschäfte, wodurch sich Logistik- und Betriebskosten erhöhen.

  3. Der viel diskutierte Österreichaufschlag: Territoriale Lieferbeschränkungen der Produzenten schreiben Händlern vor, wo sie Produkte verkaufen dürfen. Ohne Beschränkungen könnten Händler günstigere Waren aus Nachbarländern importieren und billiger weiterverkaufen. Stattdessen müssen Händler auf lokale Produzenten zurückgreifen. Das trifft kleine Länder stärker, weil bei geringeren Absatzmengen die Produktionskosten anteilig höher sind.

  4. Der Preisaufschlag in Österreich hat einen weiteren Grund, der seltener erwähnt wird: Händler und Produzenten nehmen, was sie kriegen können. Wenn Konsumenten bereit sind, mehr zu zahlen, sind die Preise höher. Angesichts der höheren Wirtschaftsleistung und Löhne in der Schweiz wundert sich niemand, dass alles vom Kipferl bis zur Zahnpasta viel teurer ist als in den Nachbarländern. Österreich hat in absoluten Zahlen ein höheres BIP pro Kopf als Deutschland. Das höhere Preisniveau drückt jedoch die Kaufkraft. Dadurch lagen die beiden Länder beim kaufkraftbereinigten BIP fast auf dem gleichen Niveau.

6. Handy statt Bling

Die hohen Lebensmittel- und Energiepreise schlugen sich auch in der Gastronomie nieder. Doch auch für Wirte gilt, dass sich Menüpreise an der Zahlungsbereitschaft orientieren. Fachkräftemangel sowie Lohnanpassungen tun ihr Übriges.

Dass sich Schmuck binnen drei Jahren um fast 50 Prozent verteuerte, liegt nicht daran, dass sich Menschen mehr Luxus gönnen, sondern hauptsächlich an dem regelrecht explodierten Goldpreis: seit August 2022 hat Gold um über 150 Prozent zugelegt und stand jüngst auf einem Rekordniveau von 4.350 Dollar pro Feinunze.

Auch Printmedien wurden in den vergangenen drei Jahren teurer. Die Branche, die ohnehin unter Druck steht, kämpft auch mit hohen Kosten für Papier, das energieintensiv hergestellt wird. Dem allgemeinen Trend widerstand Der Pragmaticus und ist nach wie vor für wohlfeile sieben Euro am Kiosk erhältlich beziehungsweise günstiger im Abo.

Erfreulicherweise tauchen im Warenkorb auch Dinge auf, die günstiger wurden: Handys, Internet- und Mobilfunk oder Computer. Das muss auf der Rechnung oder im Elektronikhandel nicht unbedingt ersichtlich sein. Denn die Statistiker berücksichtigen beim Warenkorb, der die Inflation misst, auch Änderungen bei der Qualität. Zumal die Leistungsfähigkeit der Elektronik, die Internetgeschwindigkeit bzw. Datenkontingente laufend besser werden, sinken diese Preise eher im Warenkorb als jene des Schnitzels oder von Benzin.

* Die „Merit-Order“ beschreibt das herkömmliche Marktprinzip, dass der Anbieter mit den höchsten Herstellungskosten den Preis an der Börse für alle bestimmt. Dabei werden alle verfügbaren Stromerzeuger (z. B. Windparks, Kohlekraftwerke, Gaskraftwerke) in eine Kurve eingeordnet, bis der Bedarf gedeckt wird. Erneuerbare Energien wie Wind und Solar haben sehr niedrige Produktionskosten (nahe null, da keine Brennstoffkosten anfallen) und stehen daher ganz vorn. Danach folgen Kernkraftwerke, Braunkohle, Steinkohle und schließlich flexible, aber teure Gaskraftwerke.

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