Jugendstudie 2023: Die Ergebnisse

Für sich selbst erwarten junge Menschen eine gute Zukunft, aber für die Gesellschaft sehen sie düstere Zeiten heraufziehen, insbesondere bei den Themen Krieg, Klima und Demokratie. Die Ergebnisse unserer Jugendstudie im Überblick.

Zeichnung von zwei jungen Menschen jeweils mit Superman und Superwoman T-Shirts dastehen. Die Illustration ist Teil eines Beitrags über die Einstellungen von Jugendlichen, die in einer Jugendstudie untersucht wurden.
Jugendliche heute haben schon viele Krisen erlebt. Sie machen sich Sorgen, blicken aber dennoch zuversichtlich in die eigene Zukunft. © Tibo Exenberger/carolineseidler.com
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Auf den Punkt gebracht

  • Große Zufriedenheit. Jeweils mehr als 80 Prozent der Jugendlichen in Österreich, Deutschland und der Schweiz sind mit ihrem Leben sehr oder eher zufrieden.
  • Großes Selbstvertrauen. Hinsichtlich ihrer eigenen Zukunft, Karriere und Lebensziele sind die Jugendlichen optimistisch.
  • Gesellschaftlicher Pessimismus. So optimistisch die Jugend für ihr eigenes Leben ist, so düster sind ihre Erwartungen für die Gesellschaft insgesamt.
  • Geschlechterunterschiede. Die befragten Frauen sind tendenziell weniger zufrieden, machen sich mehr Sorgen um die Gesellschaft und sind eher bereit, sich zu engagieren.

Das Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung hat im November 2022 im Auftrag des Pragmaticus unter der Leitung von Bernhard Heinzlmaier eine Onlinebefragung durchgeführt. Befragt wurden in der Jugendstudie jeweils 1.000 Jugendliche in Österreich und Deutschland sowie 500 junge Menschen in der Schweiz. Alle Befragten dieser Studie sind zwischen 16 und 29 Jahre alt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie haben wir zum Durchscrollen zusammengefasst. Einen Überblick über die einzelnen Themen mit Links zu den Details finden Sie hier.

Zufriedenheit

Die überwältigende Mehrheit der befragten Jugendlichen ist mit ihrem Leben sehr zufrieden oder zufrieden.

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Zukunftsperspektiven

Der eigenen Zukunft blicken die Jungen optimistisch entgegen – die Zukunft der Gesellschaft sehen sie hingegen nicht ganz so rosig.

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Krieg und Frieden

Besonders in Deutschland ist die Sorge vor einem Krieg im eigenen Land vergleichsweise groß. In der neutralen Schweiz ist die Furcht geringer, aber eine überwältigende Mehrheit aller Befragten macht sich generell große Sorgen über Kriege in anderen Ländern.

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Eltern werden

Eine Mehrheit der österreichischen und deutschen Jugendlichen überlegt, selbst keine Kinder zu bekommen.

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Wirtschaft und Beruf

Hinsichtlich ihrer eigenen beruflichen Zukunft sind die Jugendlichen zuversichtlich, auch wenn die überwiegende Mehrheit meint, mit dem Gehalt nicht mehr gut leben zu können.

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Die drei wichtigsten Themen

Die drei Themen, die den Jugendlichen die größten Sorgen bereiten und für die sie sich selbst auch einsetzen würden, sind Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, Tierschutz sowie Menschenrechte. Inflation und Gleichberechtigung folgen dicht dahinter.

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Die drei wichtigsten Wünsche

Neben körperlicher und psychischer Gesundheit wünschen sich die Jugendlichen ein Leben mit einem Partner und ein eigenes Haus. Die Wünsche für die Gesellschaft knüpfen daran an: günstiges Wohnen, höhere Gehälter und erneuerbare Energie wurden am häufigsten genannt.

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Die Ergebnisse im Detail

  1. Zufriedenheit
  2. Zukunft
  3. Generation
  4. Die Welt in 20 Jahren
  5. Zukunftssorgen
  6. Engagement
  7. Brennende Themen
  8. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
  9. Globalisierung
  10. Bildung und Beruf
  11. Wünsche

1. Zufriedenheit

Die überwältigende Mehrheit der befragten Jugendlichen ist mit ihrem Leben sehr zufrieden oder zufrieden.

In Deutschland und der Schweiz treten nach Geschlecht gröbere Unterschiede zutage. So sind die weiblichen Befragten jeweils knapp um die Hälfte (17 %) so häufig „sehr zufrieden“ wie die männlichen (31 %, bzw. 33 %).

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2. Zukunft

Nur eine Minderheit der Befragten stellt sich die eigene Zukunft düster vor. Auffallend sind hier die Unterschiede zwischen den Ländern: So sind 62,2 Prozent der befragten jungen Schweizer zuversichtlich in die eigene Zukunft, während es in Österreich weniger als die Hälfte ist.

Die Zukunft der Gesellschaft schätzen die Jugendlichen wesentlich pessimistischer ein als ihre eigene. In allen Ländern wär die häufigste Antwort auf diese Frage „eher düster“.

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3. Generationenfrage

Die österreichischen Jugendlichen glauben seltener als die jungen Schweizer, dass sie es einmal besser haben werden als ihre Eltern.

Bei der Frage, ob die eigenen Kinder es einmal besser haben werden als man selbst, fallen die Antworten in allen drei Ländern pessimistisch aus. Am optimistischsten sind noch die Deutschen: Etwas mehr als ein Drittel (34,7 Prozent) denkt, dass die eigenen Kinder es einmal besser haben werden.

In einer Welt wie sie heute ist, Kinder zu bekommen ist für die Mehrheit der österreichischen und deutschen Jugendlichen ein Anlass zur Sorge. Nur in der Schweiz ist man überwiegend optimistisch.

Frauen können sich noch weniger als die Männer vorstellen, in einer Welt wie sie jetzt ist, Kinder zu bekommen.

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4. Die Welt in 20 Jahren

Die Welt, die sich die Jugendlichen in 20 Jahren vorstellen, ist vor allem von Digitalisierung, den Auswirkungen der globalen Erwärmung und einer wachsenden Weltbevölkerung geprägt. Dabei treten teilweise signifikante Länderunterschiede zutage. Während die Mehrheit der Schweizer (59,8 Prozent) von Lebensmittelknappheit ausgeht, sieht das nicht einmal ein Drittel der Österreicher (29,2 Prozent) so. Deutsche gehen von keiner größeren Schere zwischen Arm und Reich aus, nehmen aber an, dass es keine Autos mehr geben wird. Und während Österreicher und Deutsche pessimistisch in Bezug auf die Klimakrise sind, sehen die Schweizer das entspannter.

Auch in der zweiten Liste, die den Befragten vorgelegt wurde, überwiegt der Pessimismus und der Glaube an eine stärkere Digitalisierung. Eine Mehrheit rechnet damit, dass psychische Probleme zunehmen. Zudem glaubt so gut wie niemand mehr an sozialen Aufstieg.

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5. Zukunftssorgen

Zu den größten Sorgen der Jugendlichen gehören Umweltverschmutzung, Umweltkatastrophen und der Klimawandel. Danach folgen Sorgen vor Inflation, steigender Armut und Krieg in anderen Ländern.

Egoismus, Altersarmut, der Verlust von Arten bei Pflanzen und Tieren, Umweltverschmutzung und der Einsatz von Atomwaffen machen den Befragten ebenso Sorgen. Die Digitalisierung hingegen bereitet den wenigsten schlaflose Nächte.

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6. Engagement

Am meisten würden sich die Jugendlichen für Menschenrechte, Tierschutz, Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sowie Gleichberechtigung, von Armut betroffene oder ausgegrenzte Menschen sowie ältere Menschen und Menschen mit Behinderung. Gegen Islamisierung, Einwanderung oder die EU möchten sich die Wenigsten einsetzen.

Aufgeschlüsselt nach Geschlecht treten deutliche Unterschiede zutage. So sind Frauen in allen drei Ländern in fast jeder Kategorie signifikant stärker bereit, sich für die vorgestellten Themen zu engagieren. Die größten Unterschiede ergeben sich dabei beim Tierschutz, der den Frauen weitaus wichtiger ist, als den Männern.

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7. Brennende Themen

Daran anknüpfend sehen sie den größten Handlungsbedarf bei der Gesellschaft in denselben Kategorien, nämlich bei Natur-, Umwelt-, und Klimaschutz und den Menschenrechten. Bemerkenswert ist, dass sich die Mehrheit der Österreicher und Deutschen Veränderungen in der nationalen Politik wünscht, nicht jedoch die Schweizer.

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8. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz

In allen Ländern überwiegt die Auffassung, dass Natur- Umwelt- und Klimaschutz ein wichtiges bis sehr wichtiges Thema ist. Nur den wenigsten in das Thema egal.

Auch wenn die Mehrheit der Befragten in allen Ländern davon ausgeht, dass sie die Fehler der alten Generation beim Thema Natur-, Umwelt- und Klimaschutz ausbaden, halten sie den Kampf noch nicht für verloren: Nur eine Minderheit geht davon aus, dass es bereits zu spät ist, gegen den Klimawandel etwas zu tun.

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9. Globalisierung

Die Globalisierung wird mit gemischten Gefühlen betrachtet, die Befragten sehen sowohl Vorteile als auch Nachteile.

Am meisten verbinden die Jugendlichen die Globalisierung mit internationalem Handel, globaler Zusammenarbeit und Wirtschaftswachstum. Auch die Freiheit beim Reisen, Studieren und Arbeiten gehört dazu. Am wenigsten verbinden sie mit Globalisierung den Verlust der Heimatkultur, mehr Kriminalität oder Arbeitslosigkeit. In dieser Hinsicht wird Globalisierung also mehr als Chance denn als Bedrohung wahrgenommen.

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10. Bildung und Beruf

Die befragten Jugendlichen gehen davon aus, ihre eigenen beruflichen Wünsche verwirklichen zu können, auch wenn sie die Gesamtsituation im Berufsleben weniger optimistisch betrachten.

Zwar beurteilen die befragten Jugendlichen die Ausbildungsmöglichkeiten im eigenen Land als gut, doch die hohe Inflation bereitet ihnen Sorge: Vom Gehalt gut leben zu können, erachten viele als schwierig. Neben einer besseren Work-Life-Balance oder Möglichkeiten im Homeoffice zu arbeiten, stößt eine 4-Tage-Woche ebenfalls auf viel Zustimmung.

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11. Wünsche

Für die Gesellschaft wünschen sich die Jugendlichen vor allem günstigeres Wohnen, eine Erhöhung der Gehälter, den Ausbau erneuerbarer Energien, die Abschaffung von Atomwaffen sowie Maßnahmen gegen den Klimawandel. Der Ausbau von Verkehr und Infrastruktur und Digitalisierung sowie mehr Maßnahmen gegen Zuwanderung ist den Befragten von den genannten Punkten am wenigsten wichtig.

Ganz oben auf dem eigenen Wunschzettel steht in allen Ländern die körperliche Gesundheit, dicht gefolgt von der psychischen Gesundheit. Einen Ehepartner, mit dem man ein eigenes Haus mit Haustier teilen und viel reisen kann, kommt erst danach. Gefragt nach der Anzahl der Kinder, wird am häufigsten „zwei Kinder“ geantwortet. Vier Kinder oder mehr will so gut wie niemand. Das Leben auf dem Land oder in der Nähe der Stadt wird einem Leben in der Stadt vorgezogen. Influencer werden wollen übrigens nur die wenigsten, nämlich nur 7-8 Prozent.

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Conclusio

Klimawandel, Krieg, Corona, Inflation: Junge Menschen haben genügend Gründe, verschreckt in die Zukunft zu blicken. Doch wie die exklusive Jugendstudie 2023 unter 2.500 Jugendlichen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz im Alter von 16 bis 29 zeigt, sind die Jungen zufriedener, zuversichtlicher und mutiger als gedacht. Aber: So optimistisch die Jugend für ihr eigenes Leben ist, so düster sind die Erwartungen für die Gesellschaft. Die größten Sorgen bereiten der Jugend in allen drei Ländern Umwelt- und Klimathemen, sie rangieren vor Inflation, Krieg und anderen Bedrohungen. Ebenso eindeutig beantworten die Befragten in allen drei Ländern die Frage nach ihren Wünschen für die Zukunft: Körperliche und psychische Gesundheit rangieren vor anderen Themen wie Partnerschaft und Eigenheim.

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