Die Krise, die wir nicht glauben

Es wäre viel geholfen, würden wir an den Klimawandel glauben, statt nur zu wissen. Volkswirt und Autor Fred Luks über Spaß, Geld und Transformation.

Foto von Protesten bei denen Menschen Fäuste in die Luft erheben und eine Frau im Zentrum des Bildes Schild mit den Worten Now hoch hält. Es sind Proteste gegen die weitere finanzielle Unterstützng von Öl und gas angesichts der Klimakrise. Die Proteste finden in Den Haag auf der A12 statt. Das Bild illustriert einen Podcast mit dem Forscher Fred Luks, bei dem es um den Glauben an den Klimawandel und das Gelingen der Anpassung geht.
Dringlichkeit kommt nicht gut an: Protest gegen die Subventionen für Öl und Gas in Den Haag am 10. September 2023. Bei den Protesten auf der Autobahn A12 wurden 2.400 Personen verhaftet. © Getty Images

Wer je gesehen hat, wie Autofahrer auf Blockaden der Letzten Generation reagieren oder eine Talk Show über Energiethemen und Klimafragen durchgestanden hat, weiß sofort, was Fred Luks meint, wenn er sagt:

Viele Menschen verstehen den Klimawandel intellektuell, aber sie glauben es emotional eigentlich nicht.

Fred Luks ist Wirtschaftswissenschaftler und daran interessiert, die hohen sozialen und ökonomischen Kosten der Klimakrise zu begrenzen.

Der Podcast

Fred Luks hat keine Angst, genau die Dinge zu sagen, die in der aktuell polarisierten Stimmung provozieren: Wir müssen unseren Lebensstil ändern, sonst ändert ihn das Klima. Die Technologie wird uns nicht retten, individuelle Verhaltensänderungen aber ebenso wenig. Die Polarisierung in der Klimakrise kann er verstehen: Die Klimakrise rühre an Wertvorstellungen, bedroht eine Vorstellung von Freiheit, die sich am Individuum orientiert und an dem, was einmal die Wohlstandsversprechen der westlichen Welt waren. Sie zwingt zum Umdenken. Was er gesellschaftlich will ist Aktivität statt Passivität:

Wir müssen aktiv eine gesellschaftliche Transformation zur Nachhaltigkeit einleiten.

Fred Luks schreckt nicht vor dem Wort Klimaangst zurück: Dieser Sommer sei nur eine Andeutung dessen, was auf Gesellschaften zukommt. Damit dies eben nicht zum zivilisatorischen Kollaps führt, will Luks Hoffnung machen. Seine Botschaft: Transformation gelingt dann, wenn sie Spaß macht und man damit Geld verdienen kann. Hoffnung, so seine Überzeugung, ist nicht faul, sondern aktivistisch.

Foto von Polizisten, die einen Mann verhaften. Der Mann, der verhaftet wird, diskutiert mit einem der Polizisten, der ihn verhaftet.
Auch die A12 in den Niederlanden im Mai 2023: Fred Luks sieht in Bezug auf den Klimawandel zwei widerstreitende Kräfte – jene, die Veränderung wollen auf der einen Seite, die Kräfte der Beharrung auf der anderen. © Getty Images

Eine aufgeklärte Gesellschaft sollte aktiv gegen den Klimawandel arbeiten.

Während sich Pessimisten darauf herausreden können, dass alles bereits vergebens sei, halten Optimisten es mit der vermeintlich frohen Botschaft, dass alles schon nicht so schlimm kommt und uns die Technik retten werde. Fred Luks zeigt im Podcast, dass Hoffnung der Weg aus der vermeintlichen Alternativlosigkeit ist.

Über Fred Luks

Portrait von Fred Luks.
Fred Luks. © Christina Häusler

Fred Luks ist Volkswirtschaftler und unterstützt als Berater Unternehmen und Organisationen bei der Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften. Gastprofessur an der Universität Hamburg, eine Tätigkeit als Nachhaltigkeitsmanager für eine Bank, und der Aufbau und die Leitung des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien führten zu insgesamt zehn Büchern zum Thema Klima, Veränderung und gesellschaftlicher Wandel. Sein jüngstes Buch heißt Hoffnung. Über Wandel, Wissen und politische Wunder und ist im Metropolis Verlag erschienen. Die Klimakrise steht dort im Mittelpunkt. Demnächst erscheint Ökonomie der Großzügigkeit. Wie Gesellschaften zukunftsfähig werden im transcript Verlag.

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