Mars, neue Heimat
Zwischen 2044 und 2054 werden die ersten Menschen zum Mars aufbrechen und ihn besiedeln. Der Astrophysiker Gernot Grömer erklärt im Podcast, warum er sich da so sicher ist.
Der Mars ist, gelinde gesagt, unwirtlich. Auch der Astrophysiker Gernot Grömer weiß das. Er trainiert Menschen für das Wagnis der Marsbesiedlung, um zu verstehen, was alles schiefgehen kann.
Der Podcast über den Mars
Es gibt Probleme, die will man lieber jetzt auf der Erde haben.
Ab dem 12. März 2024 wird Gernot Grömer wieder eine sogenannte Analog-Mission leiten, bei der unter irdischen Bedingungen simuliert wird, wie eine Expedition zum Mars organisatorisch, technologisch, sozial und psychologisch gut bewältigt werden kann. Diesmal führt die Expedition sechs Männer und Frauen nach Armenien, wo sie in Raumausrüstung das Leben im Weltraum proben.
Es ist die 14. Analog-Mission von Grömer. Wüsste man nicht, dass das Ziel im Außerirdischen liegt, man würde glauben, Grömer spräche von einem touristischen Event. „Wir gehen davon aus, dass es in zwanzig bis dreißig Jahren zum ersten Mal Expeditionen zum Mars geben wird.
Um diese Reise möglichst sicher und wissenschaftlich effizient zu gestalten, muss man sehr früh mit der Planung beginnen: Was brauche ich an Material, wie sind die Arbeitsabläufe und Kommandoketten. Es gibt viele, viele Möglichkeiten, was alles schief gehen kann. Es gibt kurz, gesagt Probleme, die haben wir lieber hier auf der Erde und nicht irgendwo im Weltall, wo der nächste Ersatzteilmarkt 380 Millionen Kilometer entfernt ist.“
Isoliert im Weltraum-Panoptikum
Die sechs Analog-Astronauten finden sich in einer Art Panoptikum: Sie leben in Isolation in Räumen, die einer Basisstation nachempfunden sind und werden dabei von einem Team von 250 Wissenschaftlern und Technikern beobachtet. In diesem Team sind unter anderem auch Psychologen, die untersuchen, welchen psychischen Belastungen die Menschen auf fernen Planeten ausgesetzt wären.
Eine besondere Herausforderung ist das gemeinsame Leben in beengten Verhältnissen. Die Teilnehmer testen, ob die Tricks, Spannungen zu vermeiden auch wirklich funktionieren. Zugleich wird untersucht, wie Menschen mit begrenztem Bewegungsspielraum umgehen lernen, indem sie die Raumstation nur verlassen, um Experimente durchzuführen, die auch auf dem Mond oder auf dem Mars durchgeführt werden müssen.
Zwar stehen bei den Analog-Missionen die Bedingungen auf der Reise im Vordergrund, doch der Weg ist nicht das Ziel: „Letztlich geht es um die Etablierung von permanenten Außenposten, die sich selbst erhalten können. Eigentlich müssen wir nur das wiederholen, was unseren Vorfahren gelungen ist, indem sie aus Ostafrika aufbrachen und alle Kontinente dieser Erde besiedelten.“
Zahlen & Fakten
Out of the Blue and Into the Black
After the Gold Rush (1974) ist eines der erfolgreichsten Alben von Neil Young. Der titelgebende Song erzählt davon, wie die Menschen die Erde verlassen.
Well, I dreamed I saw the knights in armor coming
Sayin‘ something about a queen
There were peasants singin‘ and drummers drumming
And the archer split the tree
There was a fanfare blowin‘ to the sun
That was floating on the breeze
Look at mother nature on the run in the nineteen seventies
Look at mother nature on the run in the nineteen seventies
I was lyin‘ in a burned-out basement
With a full moon in my eyes
I was hopin‘ for replacement
When the sun burst through the sky
There was a band playin‘ in my head
And I felt like getting high
I was thinkin‘ about what a friend had said
I was hopin‘ it was a lie
Thinkin‘ about what a friend had said
I was hopin‘ it was a lie
Well, I dreamed I saw the silver spaceships lying
In the yellow haze of the sun
There were children crying and colors flying
All around the chosen ones
All in a dream, all in a dream
The loading had begun
Flyin‘ mother nature’s silver seed
To a new home in the sun
Flyin‘ mother nature’s silver seed
To a new home
Weiße Flecken auf dem Mond
Schon heute ist der Weltraum uns nicht so fern, wie wir annehmen, argumentiert Grömer, denn die Technologie aus dem All ist schon allgegenwärtig. Von Teflonbeschichtungen bis zur Geonavigation – ohne Wissen, das aus dem Universum zu uns kommt, ist das Leben auf der Erde nicht mehr denkbar.
Grömer will mit seinem Enthusiasmus für neue Welten die kommenden Generationen anstecken. „Mit diesen Reisen inspirieren wir die forschenden Ingenieure und Techniker, die wir brauchen.“ Und eines Tages wird es normal sein, dass Menschen nicht nur auf der Erde leben.
„Ich denke, dass es für unsere Kinder völlig mal sein wird, zum nächtlichen Mond hinauf zu schauen und kleine weiße Pünktchen leuchten zu sehen“, sagt Grömer. „Wir sind jene Generation, die als diejenige in Erinnerung bleiben wird, die zu neuen Welten aufgebrochen ist. Es ist eine unglaublich spannende Zeit, jetzt am Leben zu sein.“
Über Gernot Grömer
Gernot Grömer stammt aus Oberösterreich (St. Florian), ist aber spätestens seit seinen Studien der Astrophysik und Astrobiologie ebenso im Weltraum zuhause. Er ist Mitbegründer und seit 2012 Direktor des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) und mit 14 Missionen ein erfahrener Analog-Astronaut. Seit 2018 moderiert Grömer die Sendung P.M. Wissen auf ServusTV. Grömer ist Autor des Pragmaticus und hat zu dem Dossier Die Welt in 50 Jahren beigetragen.