Politik, das schmutzige Geschäft?
Ja, meint der Berater Thomas Hofer. Wer in die Politik geht, braucht moralische Integrität, unbedingte Offenheit für Kritik und ein dickes Fell.
Wenn sich Politiker der Nachfrage kritischer Medien entziehen, wird es für die Demokratie gefährlich, meint der Berater Thomas Hofer. Im Podcast spricht er über Authentizität, Kritikfähigkeit, und die Macht des Geldes in der Politik.
Der Podcast mit Thomas Hofer
Politik wird immer personalisierter. Das lädt zu persönlichen Attacken auf den Charakter eines Politikers ein.
Thomas Hofer
Der Kommunikationsberater hat einige Jahre in den USA verbracht und die dortige politische Landschaft intensiv studiert. „Ich kenne eigentlich keinen Akteur, auch international nicht, der oder die durch die politische Welt durchsegelt, ohne einmal kräftig einen vor den Latz zu kriegen.“
Die Fragmentierung von Gesellschaft und Medien und der zunehmend rauere Ton lüden geradezu dazu ein, sich auf die Kanäle zurückzuziehen, wo es keine Kritik gibt. Für Demokratien ist das aber fatal: „Diese Orte, wo wir als Demokratie die wesentlichen Fragen behandeln, kommen uns abhanden. Die Medien können die notwendige Kontrolle nicht mehr ausüben“, sagt Hofer.
Gehört Kommunikation zum Kerngeschäft?
Ohne Kommunikationsfähigkeit ist es nicht möglich, zu Wählern und Zielgruppen innerhalb und außerhalb der eigenen Partei eine Beziehung aufrecht zu erhalten. „Man muss für die eigenen Ideen werben, vor allem in der eigenen Zielgruppe, denn man braucht Mehrheiten, um sie umzusetzen.“
Lohnt es sich, in die Politik zu gehen?
Betrachtet man die nach- und außerpolitischen Karrieren von hohen Amtsträgern wie Sebastian Kurz oder Gerhard Schröder, drängt sich die Frage auf, ob persönliche Vernetzung im Vordergrund des Handelns steht, wenn ein Amt auch dafür genutzt wird, diese Netzwerke aufzubauen. Wenn Amtsträger anschließend als Berater in die Wirtschaft gingen, werde das „zu Recht kritisch hinterfragt“, meint Thomas Hofer.
Der Autokraten leichte Beute
Grund, Gehaltsfortzahlungen nach dem Ende einer Karriere zu skandalisieren, gäbe es hingegen nicht. Auf die Frage, ob eine politische Tätigkeit lukrativ ist, plädiert Hofer für Differenzierung. Während hohe Anforderungen an den Beruf gestellt werden und dieser es mit sich brächte, in der Öffentlichkeit harten verbalen Angriffen und inzwischen auch Hasskampagnen ausgesetzt zu sein, ist die Kompensation vergleichsweise gering. „Insbesondere im Vergleich zu den Gehältern in vergleichbaren Berufen in der freien Wirtschaft“, so Hofer. „Politiker und Politikerinnen sind – so betrachtet – sicher unterbezahlt.“
In der für den Pragmaticus durchgeführten Umfrage sind nur fünf Prozent der Österreicher der Stichprobe der Ansicht, dass Abgeordnete, Minister, Kanzler und Vertreter in Gemeinden, Landtagen und Parlamenten mehr verdienen sollten.
Zahlen & Fakten
„Die Gehälter sind weit entfernt von dem, was die meisten Menschen zur Verfügung haben. Österreichische Politiker sind im internationalen Vergleich nicht schlecht bezahlt, aber was zum Beispiel Parlamentarier nicht haben, ist eine Infrastruktur, die es ihnen ermöglichen würde, alles, was da an Gesetzesvorlagen kommt, kritisch zu prüfen. Die Ausstattung des Parlaments ist deutlich zu wenig.“
Thomas Hofer ortet zugleich ein „Anspruchsdenken gegenüber der Politik“. Der Berater findet, „es dominieren die negativen Emotionen.“ Zugleich sei es auch die Praxis vieler Politiker, zu versuchen, „sich selbst im Amt zu halten, indem man permanent der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung hinterher hoppelt. Das bedeutet einen Vertrauensverlust insgesamt in das politische System.“
Über Thomas Hofer
Thomas Hofer ist Politikberater und Autor zahlreicher Bücher. Der studierte Kommunikationswissenschaftler und Anglist ist geschäftsführender Gesellschafter der H&P Public Affairs GmbH und begann seine Karriere als Redakteur für Innenpolitik beim Nachrichtenmagazin Profil.
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