Hintern hoch für 1.000 Euro?
Wer nach völlig verrückten Ideen sucht, ein Land gegen die Wand zu fahren, wird derzeit in Deutschland mit der „Anschubprämie“ von 1.000 Euro mühelos fündig.
Der US-Ökonom Thomas Sowell hat es einst auf den Punkt gebracht: „Eines der traurigen Zeichen unserer Zeit ist, dass wir jene verteufeln, die produzieren, jene subventionieren, die sich weigern zu produzieren, und jene heiligsprechen, die sich beklagen.“ (Ever Wonder Why?, 2006)
Mehr von Christian Ortner
Der Mann hat ja so was von recht, leider. In Deutschland etwa, wo derzeit evidentermaßen ziemlich viel ziemlich schlecht funktioniert, wurde in diesem Herbst allen Ernstes diskutiert, Langzeitarbeitslosen, die gnädig geruhen, Arbeit anzunehmen und diesen unwürdigen Zustand ein ganzes Jahr durchzuhalten, 1.000 Euro „Arsch hoch“-Prämie aus der Staatskasse zu spendieren.
Da kommt Freude auf
Das ist vermutlich aus Gründen der Gerechtigkeit notwendig geworden, schließlich bekamen jene 26 afghanischen Verbrecher, die im Spätsommer in ihre Heimat abgeschoben worden sind, ja auch pro Nase 1.000 Euro Abflugbonus spendiert.
Wir können uns gut vorstellen, wie fröhlich dieser Vorschlag die große Mehrheit jener Menschen stimmt, die ihr ganzes Leben fleißig gearbeitet haben und noch immer arbeiten, ohne sich das prämieren zu lassen – und die das aus ihren Steuergeldern auch noch finanzieren dürfen. (Nur falls jemand fragt, warum immer mehr Menschen Parteien wählen, die behaupten, gegen ein politisches Establishment zu sein, das Derartiges ausheckt.)
Der Gedanke ist freilich noch ausbaufähig: Auch jene, die Steuern und Abgaben nicht einfach hinterziehen, sondern pünktlich und korrekt bezahlen, haben gemäß dieser Logik Anspruch auf staatliche Zuwendungen pekuniärer Natur.
Hier geht es nicht um eine mehr oder weniger gelungene arbeitsmarktpolitische Maßnahme, sondern um eine Mentalität.
Das Gleiche gilt im Grunde für alle, die sich an die Straßenverkehrsordnung halten, ihren Müll nicht einfach auf die Gasse kippen oder am späteren Abend die Musik auf Zimmerlautstärke runterregeln – wenn all das alimentiert wird, was früher mal ganz normales menschliches Verhalten war, dann werden wir künftig alle von staatlichen Leckerlis in Saus und Braus leben können.
Sichtbar wird hier – nicht nur in Deutschland – eine Art von Paradigmenwechsel, wie er typisch ist für Gesellschaften, die an überbordendem Anspruchsdenken, hoch entwickelter sozialer Schmerzempfindlichkeit und einer fortgeschrittenen Wohlstandsverwahrlosung leiden. Notwendiges Wohlverhalten wird dann nicht mehr durch die Androhung von Sanktionen erzwungen, sondern muss durch finanzielle Zuwendungen erkauft werden.
Eine Frage der Mentalität
Hier geht es nicht um eine mehr oder weniger gelungene arbeitsmarktpolitische Maßnahme – geschenkt! –, sondern um eine Mentalität. Eine Mentalität der Degeneration, die weiter auszuleben wir uns nicht bloß in Deutschland, sondern in ganz Westeuropa einfach nicht mehr leisten können.
Wenn man in Zeiten, in denen Unternehmen sehr viele Jobs nicht besetzen können, Arbeitslose mit dem Geld der Arbeitenden dafür bezahlen muss, dass Erstere ihren Hintern hochbekommen, dann können wir den Laden nämlich gleich zusperren – und die Schlüssel zum Geschäft den Chinesen, Indern oder sonst wem in die Hand drücken, der noch über einen funktionierenden inneren Kompass verfügt.