Die Kirche zerfällt, das Christentum lebt
Von der Kirche missbilligt, ist das Christentum heute mehr Alltagstrost als tiefer Glaube. Das ist Schicksal und Mission zugleich, meint der Philosoph Alexander Grau.

Während Europa unter anderem durch die christlichen Kirchen im Mittelalter versank, lebte die Antike im oströmischen Reich und noch nach dessen Auflösung fort, von wo Europa sie in der Renaissance wieder hervorkramen konnte: Der Philosoph Alexander Grau sieht das Christentum und die Kirche heute aber in einer Lage, die der Situation der Spätantike (hier gleichgesetzt mit dem Ende des weströmischen Reiches) vergleichbar sei. Heutige Christen lebten einen Glauben, der für Orientierung im Alltag sorge, nach Außen folkloristische Züge trage, aber die christlichen Werte – darunter auch jene der Aufklärung – bewahre, argumentiert er. Das Christentum habe sich von der Kirche entkoppelt, und das sei seine Chance.
Der Podcast über das Christentum mit Alexander Grau
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Wir sind sozusagen die Römer des vierten Jahrhunderts. Wir merken, wie die Tempel zerfallen.
Alexander Grau, Publizist und Philosoph
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Über Alexander Grau
Alexander Grau wurde 1968 in Bonn geboren. Er promovierte an der FU Berlin mit einer Arbeit über die Erkenntnistheorie Hegels und ist Autor zahlreicher Bücher und Beiträge über Moral bzw. Moralismus. Für den Pragmaticus schrieb er über normative Ordnungen und über die Rolle der christlichen Konfessionen heute.
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