Rückwärts: Georgien nach der Wahl
Nach der mutmaßlich manipulierten Wahl herrscht Stillstand in Georgien. Die EU solle das Land nicht unter Druck setzen, sagt die Politikwissenschaftlerin Alexandra Dienes.
Anders als in der Republik Moldau scheint die Wahlmanipulation in Georgien gewirkt zu haben. Die Partei Georgischer Traum hat die Mehrheit der Stimmen; die Manipulation wird derzeit geprüft. Die Lage ist angespannt und zugleich unentschieden. Die EU habe den Fehler gemacht, die Wahl als Entscheidung zwischen Ost und West hochzustilisieren, sagt Alexandra Dienes im Podcast. Das setzte das kleine Land unnötig unter Druck.
Der Podcast über Georgien nach der Wahl
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Diese Geopolitisierung ist nicht hilfreich.
Alexandra Dienes, Politikwissenschaftlerin
Georgien sei darauf angewiesen, pragmatische Beziehungen zu Russland zu pflegen, meint Dienes. Aus diesem Grund sieht sie im Wahlergebnis auch ein Ergebnis der Angst vor der Gewalt des mächtigen Nachbarn und den Wunsch, die Beziehungen zu normalisieren.
Eine EU, die von dem Beitrittskandidaten (der Prozess liegt derzeit auf Eis) erwarte, sich gegen Russland zu stellen, verlange zu viel von einem Land, dass sich bemühen muss zu balancieren. Und, so Dienes, die EU sei selbst gespalten und habe keine eindeutige Haltung.
Einer der ersten, der wenig überraschend zum Wahlsieg des Georgischen Traums gratulierte und persönlich nach Tiflis reiste, war Viktor Orbán, das erklärte Vorbild der regierenden Partei.
Über Alexandra Dienes
Alexandra Dienes ist Politikwissenschaftlerin und Senior Researcher im Regional-Büro für Internationale Kooperation der Friedrich Ebert-Stiftung in Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind politische Ökonomie und Außenpolitik Russlands und des postsowjetischen Raums sowie Sicherheit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Sie leitet seit 2023 das Netzwerk Women in International Security Austria.
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