„Trump ist ein Geschenk“
Der Trump-Vertraute Edward McMullen gibt nicht viel auf die Medien, die ein falsches Bild von den USA zeichnen, wie er meint. Der Ex-Botschafter ortet eine Stärkung der NATO durch den US-Präsidenten.

Donald Trump versetzt die Welt mit seiner Handelspolitik und regelmäßigen Provokationen in Aufruhr. Für den früheren Wahlkampfmanager des US-Präsidenten, Edward McMullen, will Trump lediglich berechtigte nationale Interessen durchsetzen, nachdem die Welt auf Kosten der USA gewirtschaftet hätte. Mit seinem harten Verhandlungsstil habe der Chef im Weißen Haus schon viel erreicht: neben mehreren Handelsabkommen eine Stärkung der NATO, da die Europäer nun zu angemessenen Beiträgen bereit seien.
Mehr zu den USA
Der Pragmaticus: Sie sind ein enger Vertrauter von Präsident Trump und halten sich viel in Europa auf. Spüren Sie eine feindliche Stimmung gegenüber Trump und den USA?
Edward McMullen: Ich bin tatsächlich viel in Europa unterwegs, in Italien, der Schweiz, Großbritannien und derzeit in Österreich: Ich höre von Antiamerikanismus, aber ich spüre ihn nicht. Nur Reporter schreiben viel darüber. Gewiss gibt es Frust oder sogar Wut, aber das ist doch wie in einer Familie, in der es unterschiedliche Auffassungen gibt. Der Westen, die USA und Europa, müssen zusammenhalten.
Sie haben jetzt Reporter angesprochen, auch bei ihrer Rede beim Salzburg Summit haben Sie gemeint, man solle nicht zu viel auf Medien geben. Haben Sie und Trump ein Problem mit Meinungsfreiheit?
Edward McMullen: Wenn Sie in Europa sind und die Nachrichten über CNN konsumieren, bekommen Sie nicht die Nachrichten. Ich habe das schon in meiner früheren Tätigkeit als US-Botschafter in der Schweiz erfahren. Wir saßen mit einer Delegation im Weißen Haus und hatten gute Verhandlungen über Handel. Am nächsten Tag habe ich kompletten Unsinn in den Medien gelesen. Es wurden Dinge berichtet, über die nie gesprochen wurde. Da habe ich gemerkt: Trump lag nicht falsch, als er über Fake News sprach. Es gibt Leute in den Medien, denen es nicht um die Fakten geht. Es gibt in Europa kaum guten Journalismus über die USA, er ist von Voreingenommenheit geprägt. Und das ist ein Problem.
Aber in einigen Bereichen bietet Trump schon viel Anlass für Kritik. Neben innenpolitischen Fragen vor allem in der Handelspolitik. Was haben die USA davon, außer steigende Preise, Chaos bei Unternehmen und an den Finanzmärkten?
Edward McMullen: Nun, wir tun das Gleiche wie bei Trumps erster Präsidentschaft ab 2016. Es ist faszinierend, wie ähnlich die Situation damals zu der heute ist. Uns geht es um Reziprozität, um eine Ordnung, die von gegenseitigem Respekt geprägt ist und bei der die Last fair verteilt ist. Viele ausländische Regierungen sind seit dem „Liberation Day“ und der Ankündigung von Strafzöllen verärgert. An den Finanzmärkten gab es einen Einbruch. Aber diese Phase ist vorbei. Die Märkte haben sich erholt. Wir haben uns schnell weiterentwickelt, haben viele Deals abgeschlossen, wie beispielsweise mit der EU, Japan oder Großbritannien.
Die USA können sich nicht andauernd von anderen Staaten ausnutzen lassen. So bringt der Präsident aktuell auch im Bereich Pharma das berechtigte Gefühl zum Ausdruck, dass wir in den USA ein Vielfaches von den Europäern und Kanadiern für Medikamente zahlen. Er will da einfach ein ‚level playing field‘. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Trump hat mit der Weltordnung, mit dem Multilateralismus, gebrochen. Warum?
Edward McMullen: Die USA haben Geld auf der ganzen Welt ausgegeben, während unsere eigene Infrastruktur zerfallen ist. Wir haben Kriege irgendwo auf der Welt finanziert, wir haben Staaten mit Hilfsgeldern überschüttet, die uns ablehnen. Jetzt fokussieren wir wieder auf US-Infrastruktur, -Bildung, -Wissenschaft usw.
Apropos: Ausländische Wissenschaftler und Studenten, die der Trump-Administration nicht zu Gesicht stehen, werden nicht mehr ins Land gelassen. Wie rechtfertigen Sie das?
Edward McMullen: Es stimmt nicht, dass wir keine Leute ins Land lassen, die anderer Meinung sind. Das einzige, was es gibt, ist eine Überprüfung der Einreisenden im Rahmen der Terror-Bekämpfung. Unter Joe Biden konnten viele Terrororganisationen oder feindliche Staaten ihre Spione an den Universitäten positionieren. Wir wissen von europäischen Fluglinien, dass sie jetzt weniger Leute zurückfliegen als vor Beginn der zweiten Amtszeit Trumps. Das zeigt auch, wie tendenziös die Berichterstattung über den Zugang ausländischer Studenten und Wissenschaftler zu US-Universitäten ist.
Eine für Europa zentrale Allianz ist die NATO. Ist es denkbar, dass die USA ihren militärischen Schutzschirm zusammenklappen?
Edward McMullen: Nein. Alles, was Trump von Europa will, ist, dass es seinen fairen Anteil bezahlt. Angela Merkel hat vier Präsidenten versprochen, zu bezahlen – und nie geliefert. Trump war der erste US-Präsident, der sie dazu gebracht hat, das Versprechen einzulösen. Wie kann also jemand behaupten, dass Trump die NATO schwächt? Trump ist ein Geschenk für die NATO. Er stärkt sie.
Über Edward McMullen
McMullen ist ein Anhänger von Donald Trump, den er seit 40 Jahren aus dem Studium kennt. 2016 unterstützte er Trumps Wahlkampf und war auch Mitglied dessen Teams, der Präsident bedankte sich und kürte McMullen zum Botschafter in der Schweiz und Liechtenstein. Heute fungiert McMullen als Senior Policy Advisor bei Adams and Reese LLP und ist Partner einer Private-Equity-Firma mit Sitz in London, Mitglied des Vorstands einer Pariser Kommunikationsfirma und weiterer Unternehmen. Das Interview fand am Rande des Salzburg Summit statt.