Ein 3D-Drucker stellt unterschiedlichste Dinge her

Unsere schöne gedruckte Welt

Lange wurde die Revolution durch 3D-Druck angekündigt, jetzt erobert diese Technologie unseren Alltag. Häuser, Organe, Mondbasen oder Fleisch: In Zukunft soll all das aus dem Printer kommen. 

Diese Zukunft ist eigentlich von gestern. Die Technologie existiert schon seit den 1980er-Jahren. Das Prinzip ist recht einfach: 3D-Drucker funktionieren wie ganz normale Drucker, nur dass sie mit anderen Materialien als Tinte gefüllt werden und in Schichten drucken – sodass eben ein dreidimensionales Objekt entsteht.  Erdacht wurde das Konzept wie viele andere zuerst von einem Science-Fiction-Autor: Murray Leinster beschrieb 1945 in einer seiner Kurzgeschichten einen bewegbaren Arm, der anhand einer Skizze Objekte aus Plastik drucken kann.

Das erste Patent eines 3D-Druckers unter dem Namen „Liquid Metal Recorder“ wurde 1971 in den USA registriert, aber bis tatsächlich ein 3D-Drucker gebaut wurde, vergingen noch einige Jahre. Den ersten 3D-Drucker, der von einer digitalen Vorlage ein dreidimensionales Objekt herstellte, baute der US-Amerikaner Charles W. Hull im Jahr 1986.

Heute steht der Begriff 3D-Druck für unterschiedlichste Verfahren: Metalle werden für den Druckprozess mittels Laser- oder Elektronen-Strahlschmelzen aufbereitet, beim Binder Jetting wird ein pulverförmiges Ausgangsmaterial mit einem flüssigen Bindemittel versehen, und das Multi-Jet Modeling (MJM) funktioniert tatsächlich analog zu einem Tintenstrahldrucker, nur eben in Schichten.

Nach den ersten zaghaften Anfängen ist die Industrie langsam gewachsen und bekannter geworden; Mitte der 2000er-Jahre kamen auch für Privatpersonen leistbare 3D-Drucker auf den Markt, und Konsumenten konnten selbst mit der Technik experimentieren. Nun, zwanzig Jahre später, ist der 3D-Druck fast omnipräsent: Häuser werden gedruckt, genauso Kleider, Waffen, Essen und bald hoffentlich auch Organe. Die unterschiedlichen Drucker können mit allen möglichen Materialien gefüttert werden – nicht nur mit Plastik und Zement, sondern auch mit Porzellan, Gold oder Schokolade.

Ein bisschen außerhalb von Austin, Texas, entsteht unter dem Namen Wolf Ranch gerade eine Siedlung mit rund hundert 3D-gedruckten Häusern. Bei vielen anderen Produkten ist den Konsumenten oft gar nicht bewusst, dass sie ebenfalls aus dem Printer kommen. Das gilt auch und gerade im medizinischen Bereich: Nahezu alle maßgefertigten Hörgeräte werden gedruckt, auch bei Zahnschienen wird in weiten Teilen auf 3D-Druck gesetzt.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Anhand von MRT- und CT-Scans kann der 3D-Drucker zu hundert Prozent auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmte medizinische Gegenstände ausspucken – bis hin zu Gelenken und Prothesen. 3D-Druck ist in unserem Alltag angekommen, oft nahezu unbemerkt.

Nur eine Prophezeiung hat sich – zumindest bislang – nicht bewahrheitet: dass wir mittlerweile alle einen 3D-Drucker zu Hause haben und Dinge des täglichen Lebens einfach selbst produzieren. „Niemand wird Ersatzteile für seine Waschmaschine herstellen, wenn sie kaputtgegangen ist“, erklärte kürzlich Richard Hague, Professor für additive Fertigung an der Universität Nottingham, der englischen Zeitung The Guardian. „Die Leute werden keine neuen Griffe für ihre Kochtöpfe drucken, wenn sie abgehen. Man wäre ja auch verrückt, wenn man es täte. Man kann einfach schneller etwas im Internet bestellen und bekommt es schon am nächsten Tag geliefert.“

Unser Newsletter

Das Magazin-Abo

Fakten gibt’s jetzt im Abo.

10 Mal im Jahr unabhängige Expertise, bequem in Ihrem Briefkasten. Die großen Fragen unserer Zeit, beantwortet von führenden Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Jetzt abonnieren