
Wenn Worte zur Waffe werden
Argumente waren gestern. Heute wird die politische Debatte von Emotionen dominiert. Und je aufgeheizter das politische Klima, desto mehr werden Worte zur Waffe. Begriffe verlieren ihre Bedeutung und werden zu Etiketten, mit denen man seine Gegner markiert. Nicht das bessere Argument zählt, sondern die bessere, die wortgewaltigere Abwertung des Gegenübers.
Wording mit Wumms
Die Entgrenzung der Sprache zerstört das Vertrauen in die Möglichkeit des demokratischen Dialogs. Wenn ein Argument verdächtig ist, sobald es aus der vermeintlich falschen Ecke kommt, ist eine sachliche Auseinandersetzung kaum mehr möglich. Wenn persönlich geschmäht wird, wer eine abweichende Position vertritt, verengen sich die Meinungsräume, und viele ziehen sich resigniert zurück – aus Angst, falsch verortet, falsch etikettiert zu werden. Am Ende spricht jeder nur mehr für sich und die Seinen. Demokratie lebt jedoch von der Auseinandersetzung mit Dissens. An Diffamierung kann sie zugrunde gehen.
Sprache kann wie Gift wirken
Nazi! Gutmensch! Die bösartige Etikettierung des politischen Gegners ersetzt das Argument. Das verhindert die Lösung anstehender Probleme und zerstört den demokratischen Diskurs. Nicht nur Social Media, auch die klassischen Medien befeuern diese Polarisierung. Schlagzeilen brauchen Zuspitzung, Talkshows brauchen Reibung, Differenzierung hat ein Quotendefizit. Politische Begriffe werden ausgehöhlt und instrumentalisiert. Ob rechts, links, neoliberal oder faschistisch – einst analytische Kategorien dienen nur noch als Kampfbegriffe. Wer mit einem dieser Labels versehen wird, soll sich am besten gar nicht mehr äußern dürfen. Ein Überblick mit Augenzwinkern über politische Kampfbegriffe, wie sie gemeint oder verstanden werden können. Professionell sortiert, verpackt und etikettiert.
Schlag-Worte
Wer die Folgen der Migrationspolitik von Angela Merkel und der Ampelregierung thematisiert, sich für Meinungsfreiheit starkmacht oder links-grüne Identitätspolitik hinterfragt, wird prompt in die rechte Ecke gestellt und ist damit gesellschaftlich und diskursiv erledigt. Und wer in einer aufgeheizten Situation einen unbedachten Satz sagt, gerät prompt in einen Shitstorm, der die Existenz gefährden kann. Ein Bericht aus der Praxis.
Sagen Sie bloß nicht das N-Wort!
Zwei Drittel der Bevölkerung wünschen sich inhaltliche Debatten anstelle von gegenseitigem Beflegeln. Ein klares Votum für mehr Sachlichkeit. Die Kultur politischer Debatten im Land wird kritisch bewertet. Diskussionen werden als unsachlich erlebt, für manche auch als abstoßend. Die aktuelle Umfrage zur politischen Debatte von Unique Research im Auftrag von Der Pragmaticus:
Umfrage: Was halten Sie von der politischen Kultur?
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