Die Ängste junger Generationen

Immer mehr jüngere Menschen empfinden Angst vor ganz alltäglichen Verrichtungen. Kleine Bitte: Reißt euch etwas zusammen!

Ein junges Mädchen schaut in ihr Smartphone. Das Bild illustriert einen Kommentar über die Angst der Generation Z vor alltäglichen Verrichtungen.
Immer mehr junge Menschen haben Angst vor dem Telefonieren. © Getty Images

Mit Freunden auf ein Bier zu gehen, einen Happen zu essen und sich dabei unbeschwert zu unterhalten gehört zu den üblichen und verbreiteten Vergnügungen im Leben jüngerer Leute.

Sollte man meinen. Denn unlängst hat eine Studie in den USA enthüllt, wie viel Unwohlsein für viele zeitgenössische Junge mit diesem nur scheinbar harmlosen Vergnügen offenbar verbunden ist. Denn 86 Prozent der jüngeren Erwachsenen gaben an, „Angst vor dem Bestellen“ zu haben und das Reden mit dem Personal deshalb unangenehm zu finden. Besonders abwechslungsreiche Speisekarten beunruhigen sie demnach, jede(r) Dritte gab an, deshalb andere bestellen zu lassen, 40 Prozent müssen die Karte vorweg online studieren, um nicht übermäßigen Stress zu erleben.

Wie die Alten das bloß überlebt haben?

Das Leiden der sogenannten Generation Z an den Folgen eines Restaurantbesuches ist mittlerweile als „Speisekartenangst“ geläufig – und wirft Fragen auf. Wie etwa die, wie wir alten weißen Männer es überlebt haben, jahrzehntelang ins Wirtshaus zu gehen, die Speise- und allenfalls Weinkarte zu studieren und einfach zu bestellen, wonach uns der Sinn stand. Wahrscheinlich hatten wir einfach unglaubliches Glück.

Aber wir haben ja schließlich auch unser ganzes Leben telefoniert, ohne daran seelisch zu zerbrechen. Auch das scheint etwas zu sein, was die Generation Z in Angst und Schrecken versetzt.

86 Prozent der jüngeren Erwachsenen geben an, im Gasthaus ‚Angst vor dem Bestellen‘ zu haben.

„Soziale Medien sind voll von Influencerinnen und Influencern, die über ihre Angst vor dem Telefonieren sprechen“, berichtete etwa der Standard, „über den Frust, wenn man sich eine halbe Stunde auf ein Gespräch vorbereitet und dann doch keiner abhebt. Die Nervosität vor Anrufen bei Ämtern. Über das unangenehme Gefühl, unangekündigt angerufen zu werden und lieber nicht abzuheben.“

Eine Studentin beschreibt da ihr Leid: Einfach angerufen zu werden, gar von Unbekannten, „löst Stress in mir aus, da man sich nicht darauf einstellen kann, wer auf der anderen Seite ist und was einen erwartet. Man hat keine Bedenkzeit und muss spontan antworten.“

Das große Unwohlsein

Nun ist es natürlich jedermanns und jederfrau gutes Recht, angesichts einer Speisekarte oder eines Telefonanrufs Unwohlsein zu empfinden. Oder, wie es mittlerweile gang und gäbe ist, einen Ganztagsjob als dreiste Zumutung des Lebens zu verstehen, die man am besten nicht einmal ignoriert. 

Aber in Anbetracht dieser ganzen multiplen Ängste, die ja in Schulen und auf Unis angeblich schon von den Klassikern der Weltliteratur ausgelöst werden können und die ganz offenbar immer neue Auslöser finden, stellen sich schon ein paar Fragen. 

Denn die wirkliche Welt pflegt, herzlos, wie sie ist, auf ein Übermaß an Überempfindlichkeiten eher wenig beeindruckt zu reagieren. Wer also in Panik gerät ob eines unangekündigten Anrufs, der Wahl zwischen Huhn und Pasta oder der Aussicht auf eine 40-Stunden-Woche, wird sich vermutlich im wirklichen Leben nicht so ganz leichttun. Und auch sonst keinen nennenswerten Beitrag zum Wohlstand leisten können.

Sich davor zu fürchten, dass wirklich immer mehr Angehörige der Generation Z sich von den genannten Befindlichkeiten leiten lassen, ist übrigens leider eine zur Abwechslung durchaus berechtigte Angst.

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