EU-USA-Beziehung in 7 Grafiken
Die transatlantischen Beziehungen werden von Donald Trumps offensivem Auftreten gegenüber der EU überschattet. Eine länger andauernde Eiszeit würde beiden Seiten nur schaden. Wie wichtig die EU-USA-Beziehung ist, zeigen diese sieben Grafiken.

Die EU-USA-Beziehung bildet das Rückgrat der westlichen Wirtschaftsordnung – mit einem jährlichen Handelsvolumen von über zwei Billionen Euro. Doch diese Verbindung ist nicht nur wirtschaftlicher Natur: Europas militärische Sicherheitsarchitektur ruht seit Jahrzehnten auf dem Fundament amerikanischer Verteidigungsgarantien und NATO-Strukturen, die nun bröckeln.
Gleichzeitig bestehen enge Verflechtungen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa im kulturellen Bereich, im Tourismus und hunderttausende Bürger arbeiten oder studieren auf der jeweils anderen Seite des Atlantiks. Die folgenden Grafiken illustrieren diese komplexen Verflechtungen und verdeutlichen, wie Wirtschaftsinteressen, militärische Sicherheit in einer multipolaren Welt untrennbar miteinander verbunden sind.
1. Historische Machtverschiebung
Die ökonomischen Machtzentren haben in den letzten drei Jahrhunderten dramatische Umwälzungen erlebt. Um das Jahr 1700 war China die größte Volkswirtschaft auf Erden mit einem Anteil von etwa 25–30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Diese Vormachtstellung begann jedoch mit der industriellen Revolution zu schwinden, als Europa – insbesondere Großbritannien – ab dem späten 18. Jahrhundert einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg erlebte. Bis 1900 hatte Europa seinen Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf etwa 40 Prozent gesteigert.
Im 20. Jahrhundert verschob sich das Gravitationszentrum erneut, diesmal über den Atlantik. Die USA stiegen zur dominierenden Wirtschaftsmacht auf und erreichten nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt mit etwa 40 Prozent des globalen BIP. Der westliche Block bildete trotzdem das globale Schwergewicht. Doch seit den 1980er Jahren erleben wir eine historische Rückkehr Chinas an die Spitze der Weltwirtschaft. Durch beispiellose Wachstumsraten hat das Reich der Mitte seinen Anteil am kaufkraftbereinigten weltweiten BIP von unter fünf Prozent im Jahr 1980 auf über 18 Prozent heute gesteigert und übertrifft damit seit 2014 die USA. Diese relative Verlagerung ging mit einer engen Verflechtung durch Handel und Investitionen einher.
2. Wirtschaftliche Verflechtung
Für Donald Trump ist es der Beweis, dass die Europäer sein Land abzocken: das Handelsdefizit, das de facto von Deutschland ausgeht. Dabei ignoriert der US-Präsident gerne, dass die US-Bilanz zwar bei Gütern negativ ausfällt, bei Dienstleistungen aber einen Überschuss ausmacht. Und während das Defizit im Güterhandel stagniert, ist der US-Überschuss bei Dienstleistungen in den vergangenen Jahren massiv empor geschnellt. Letzteres liegt vorwiegend an den Services der großen Digitalkonzerne wie Alphabet, Amazon und Microsoft. Der gesamte Exportüberschuss Europas, wenn man Güter und Dienstleistungen zusammen betrachtet, hat sich seit 2019 mehr als halbiert. Die Entwicklung von KI und die Tech-Dominanz der Amerikaner könnte künftig zu einem US-Handelsüberschuss führen – ganz ohne Zollkrieg.
3. Militärische Abhängigkeit
Seit die USA immer deutlicher signalisieren, dass Europa mehr in seine eigene Verteidigung investieren müsse, hat Brüssel Milliardenpakete für die Aufrüstung geschnürt. Das NATO-Ziel, das die Mitglieder zwei Prozent ihres BIP in ihr Militär investieren sollen, wurde Jahrzehntelang von großen Mitgliedern der Allianz, allen voran Deutschland, verfehlt. Dass Amerika nicht mehr der Sicherheitsgarant für Europa sein wird, zeichnete sich bereits lange vor der Wahl Donald Trumps ab. Unsere Grafik zeigt, wie viele Truppen und Material die USA im Ernstfall für den alten Kontinent entbehren würden. Die Analyse dazu von Franz-Stefan Gady lesen Sie hier.
4. Über den großen Teich
Seit dem Einbruch während der Coronapandemie ist die Reiselust der Europäer wieder zurückgekehrt. Die USA erfreuten sich als Destination für Touristen und Geschäftsreisende wachsender Popularität. Im dritten Quartal 2024 wurden 2,7 Millionen Reisende aus Europa in den USA registriert. Der Trend wurde seit der Wahl Donald Trumps jedoch umgekehrt. Ob die politische Ablehnung des polternden Republikaners oder Medienberichte über eine schärfere Gangart bei den Grenzkontrollen dazu beigetragen haben, ist noch unklar. Auch die gestiegenen Preise dürften ihren Teil dazu beitragen. Zumal der Dollar seit März wieder deutlich nachgegeben hat, könnte das mehr Besucher anlocken – Trump hin oder her.
5. EU-USA-Beziehung auf der Leinwand
Neben militärischer und wirtschaftlicher Macht sprechen Politikwissenschaftler auch von „soft power“ als Ausdruck des kulturellen Einflusses. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Alliierten auch aktiv versucht, durch Kulturprogramme ihre Werte und Weltvorstellung in den besiegten Ländern populär zu machen – auch in Österreich. Doch selbst ohne gezielte Politik dahinter haben die Weltmächte historisch stets ihre Lebensweise exportiert. Die USA hatten den Vorteil, dass ihre Sprache bereits von den Briten während der Blüte des Empires weltweit bekannt war.
Mit der Möglichkeit, Film und Fernsehen zu Übersetzen, trat dann Hollywood endgültig den Siegeszug an – vor allem in Europa, wo die historische Verbindung am stärksten war. Fast 40 der 50 größten Kassenschlager in europäischen Kinos kamen aus Amerika, wie unsere Grafik zeigt. Dass Neuseeland hier auftaucht, unterstreicht den Effekt der kulturellen Anziehungskraft. Mit der Trilogie „Der Herr der Ringe“ und dem Prequel „The Hobbit“ schafft es die kleine Inselnation nicht nur in unser Ranking, sondern steigerte auch seine Bekanntheit und den Tourismus um rund die Hälfte.
6. Die größten Burger-Fans
Mäces, Mäci, MacDo, Mak oder Donken – je nachdem, wo man in Europa lebt, gibt es unterschiedliche, geläufige Abkürzungen für die US-Fastfood-Kette McDonald’s – die Auflösung: Deutschland, Österreich, Frankreich, Polen und Schweden. Das ist wohl der beste Indikator dafür, wie stark amerikanische „Esskultur“ zum Alltag der Europäer dazugehört. Europaweit ist die Filialdichte von McDonald’s ausgerechnet in der Gourmet-Nation Frankreich am größten, dicht gefolgt von Österreich. Hierzulande kommen auf ein Burgerlokal mit dem goldenen „M“ rund 46.000 Einwohner. Mit gut 30 Filialen im ganzen Land haben die Griechen bisher am wenigsten Appetit auf Big Macs und McFlurrys gezeigt.
7. Amerikaner in Europa
Die USA sind kein Land, das für eine große Diaspora bekannt ist. Die meisten Staatsbürger jenseits der Grenzen leben in Kanada und Israel. Immerhin wohnen über 1,2 Millionen US-Staatsbürger – Soldaten ausgenommen – in Europa, davon rund 350.000 im Vereinigten Königreich, wie eine Schätzung der Association of Amercians Resident Overseas besagt. Allerdings gelten hier als Auslandsamerikaner auch alle Europäer, die in den USA geboren wurden, oder Personen, die ihre Staatsbürgerschaft abgelegt haben, sowie Menschen mit zumindest einem amerikanischen Elternteil.
Wenn man nur US-Staatsbürger betrachtet, leben rund halb so viele Amerikaner in Europa. In der EU leben die meisten US-Staatsbürger pro Kopf in Irland, gefolgt von Luxemburg und den Niederlanden. Allerdings verfügt die EU nicht über alle Daten, daher die grauen Flecken auf der Karte.