Tödliche Fracht im schmelzenden Eis

Camp Century auf Grönland rutscht langsam gen Nordpolarmeer. Mit ihm Diesel, nuklearer Abfall und Müll. Ein Podcast über eine verhängnisvolle Nachlässigkeit.

Camp Century wurde auf einem 2.000 Meter hohen Eisplateau auf Grönland errichtet. Diese Aufnahme aus dem Juni 1959 zeigt einen Versorgungstreck, der verschiedene Güter nach Camp Century bringt. Die Militärbasis scheiterte am Firn. Diese Eisschicht ist für Stollen ungeeignet. Schon 1967 wurde Camp Century aufgegeben. Das Bild ist Teil eines Podcasts mit dem Meteorologen Jakob Abermann, dem Glaziologen Horst Machguth und dem Politikwissenschaftler Heinz Gärtner über das grönländische Eisschild und das Erbe des Camps.
Auf dem Eisplateau 240 Kilometer östlich von Thule im Juni 1959 bei der Errichtung von Camp Century. Alles, was man dorthin brachte (unter anderem einen Nuklearreaktor), ist Teil der tödlichen Mischung, die nun ins Nordpolarmehr gleitet. © Getty Images

Camp Century in der Arktis lag einmal tief im Firn Grönlands vergraben. Die US-Militärbasis sollte nach dem Sputnikschock im Oktober 1957 eine Bastion gegen die Sowjetunion sein und war für die Zukunft gemacht.

Der Podcast über Grönland, den Kalten Krieg und das Eis

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Eine bizarre Geschichte.

Horst Machguth, Glaziologe

Diese Zukunft ist jetzt da, und sie ist anders als die Erbauer glaubten. Das Eis schmilzt, und die Stadt unter dem Eis gleitet unaufhaltsam in das Nordpolarmeer. Eine tödliche Fracht voller Schwermetalle, Altöl und radioaktivem Abfall.

Will man das? 40 Meter tief ins Eis bohren, um etwas rauszuholen? Das ist komplett absurd.

Jakob Abermann, Meteorologe

Camp Century wurde schon 1967 aufgegeben, der Kalte Krieg hatte neue Technologien und Wege gefunden. Schon zu Beginn der Grabungen war klar, dass der Firn keine Stollen trägt, dass die Idee mit den Abschussrampen im Eis nicht funktioniert. Es lohnt die Frage: Wie konnte es zu einer derartigen Fehleinschätzung der Folgen kommen? Antworten geben: Horst Machguth, der Glaziologe, der die Welt als Erster über das Vermächtnis von Camp Century informierte; Jakob Abermann, ein Meteorologe und Gletscherforscher, der das Schicksal des Eisschilds auf Grönland erforscht und Heinz Gärtner, Politologe und Experte für den Kalten Krieg.

Karte Grönlands in der ein roter Punkt Camp Century markiert. Camp Century liegt etwa 240 Kilometer östlich der Thule Airbase (Pittufik), das ist jene, die der Vizpräsident der USA J.D. Vance Ende März 2025 besuchte. Für die Thule Airbase wurden die ursprünglichen Bewohner zwangsumgesiedelt, von Uummannaq (Thule) in das neu gegründete Qaanaaq. Der Meteorologe Jakob Abermann, der Politikwissenschaftler Heinz Gärtner und der Glaziologe Horst Machguth sind Experten im Podcast des Pragmaticus über Grönland und das Erbe von Camp Century, der unterirdischen Stadt im Eis, die die USA in Zeiten des Kalten Krieges errichteten. Da dieser Militärstützpunkt mit einem Nuklearreaktor ausgestattet wurde, droht mit dem Abschmelzen des grönländischen Eisschilds nun auch eine radioaktive Kontamination. Die Experten beschreiben in dem Podcast wie es zu Camp Century kam und wie man mit seinem Erbe umgehen kann. Der Podcast erklärt auch, warum Donald Trump so auf dem Besitz Grönlands insistiert.
Camp Century liegt etwa 240 Kilometer östlich der Thule Airbase (Pittufik), das ist jene, die der Vizpräsident der USA J.D. Vance Ende März 2025 besuchte. Für die Thule Airbase wurden die ursprünglichen Bewohner zwangsumgesiedelt, von Uummannaq (Thule) in das neu gegründete Qaanaaq. © Wikipedia

Gebraucht hat man die Militär-Basis im Firn nie. Sie war eine reine Cover-Aktion. Doch auch als solche war sie schon überflüssig, bevor sie fertig war.

Trump will nie das kleinere Stück haben.

Heinz Gärtner, Politikwissenschaftler

Über die Experten dieses Podcasts

Der Meteorologe Jakob Abermann, der Politikwissenschaftler Heinz Gärtner und der Glaziologe Horst Machguth sind Experten im Podcast des Pragmaticus über Grönland und das Erbe von Camp Century, der unterirdischen Stadt im Eis, die die USA in Zeiten des Kalten Krieges errichteten. Da dieser Militärstützpunkt mit einem Nuklearreaktor ausgestattet wurde, droht mit dem Abschmelzen des grönländischen Eisschilds nun auch eine radioaktive Kontamination. Die Experten beschreiben in dem Podcast wie es zu Camp Century kam und wie man mit seinem Erbe umgehen kann. Der Podcast erklärt auch, warum Donald Trump so auf dem Besitz Grönlands insistiert.
Jakob Abermann, Heinz Gärtner, Horst Machguth. © Der Pragmaticus

Jakob Abermann ist Meteorologe und forscht an der Universität Graz am Institut für Geographie und Raumforschung. In seiner wissenschaftlichen Arbeit dreht sich alles um Klima, Eis und Schnee: Es geht um Wechselwirkungen zwischen Kryo- und Atmosphäre. Nach Forschungsaufenthalten in Chile, ist Grönland sein Forschungsschwerpunkt und wegen der oft jahrelangen Feldforschung häufig der Lebensmittelpunkt. Auf Grönland erhobene Daten sollen Aufschluss über Vergangenheit und Zukunft des Klimawandels geben.

Heinz Gärtner ist Politikwissenschaftler, er lehrt an der Universität Wien, leitet den Beirat des International Institute for Peace (IIP) und ist Vorsitzender des Strategie- und Sicherheitspolitischen Beirats des Österreichischen Bundesheeres. Er leitete als wissenschaftlicher Direktor das Österreichische Institut für internationale Politik – oiip. Seine Forschung über die USA, Fragen internationaler Sicherheit, Abrüstung und Rüstungskontrolle führten ihn unter anderem an die Universitäten Erlangen, Stanford, Oxford und die Johns Hopkins in Washington, an denen er als Gastprofessor tätig war. Heinz Gärtner hat neben Fachbeiträgen zahlreiche Bücher geschrieben, zuletzt erschien von ihm Ideen zum positiven Frieden. Der Kalte Krieg ist einer seiner Forschungsschwerpunkte.

Horst Machguth ist Glaziologe. Er lehrt und forscht an der Université de Fribourg in der Schweiz zur Massenbilanz von Gletschern und Eisschilden. Seine Forschung ist für das Monitoring der globalen Eisressourcen bedeutsam, ebenso wie für das Verständnis der geophysikalischen Prozesse in Eisschilden und Gletschern. Das grönländische Eisschild ist einer seiner Schwerpunkte.

Wenn Sie mehr hören möchten: Sie finden alle unsere bisherigen Podcasts hier.

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