Die Illustration zeigt eine Hand, die in einem Strudel aus Dokumenten gefangen ist. Das Bild illustriert einen Text über die Bürokratieflut.

Albtraum Bürokratie

Ein Formular mehr geht immer noch: Dass die Bürokratie ständig zunimmt, ist keine Einbildung, sondern Fakt. Vor allem in Österreich leiden Unternehmer wie Konsumenten unter den Zumutungen der Behörden. Die Gesetzesflut kostet Geld und Nerven und schadet dem Standort.

Wer leidet nicht unter dem zeitraubenden Ausfüllen von Formularen, lästigen Behördenanfragen, ausufernden Berichtspflichten und unverständlicher Amtssprache? Doch allen Ankündigungen einer Durchforstung des Paragrafendschungels zum Trotz wird immer mehr immer komplizierter reguliert und überwacht. Die Bürokratie galoppiert wie noch nie. Machen wir doch aus dem Amtsschimmel endlich Leberkäse!

Die Europäische Kommission hat einen neuen Kommissar für Entbürokratisierung. Wie schön. Künftig sollen Gesetze also mit Reality Checks versehen und auf ihren administrativen Aufwand abgeklopft werden. Wollte Brüssel tatsächlich glaubwürdig Schritte zur Entlastung der Betriebe setzen, die dank hoher Kosten und Abgaben immer weiter in die Enge getrieben werden, sollte ein Kommissar für Entrümpelung ins Amt gehievt werden, um den selbst verursachten Paragrafendschungel auszuholzen. Der Umweltrechtsexperte Stephan Schwarzer hat sich mit dem Bürokratiemonster EU angelegt.

Aber man sollte die EU nicht für jeden Unsinn verantwortlich machen, davon gibt es hierzulande genug. Neben Überregulierung an sich leistet sich das kleine Österreich eine Vielzahl an Doppel- und Mehrfachgleisigkeiten. Und scheut auch nicht davor zurück, bei neuen Agenden wie dem Klimabonus statt auf bestehende Verwaltungseinheiten zurückzugreifen neue Parallel-Administrationen aufzubauen. Der Ex-Politiker Gerald Loacker hat dazu ansehnliche Beispiele gesammelt.

Der ganze Spaß sorgt nicht nur für viel graues Haar, sondern kostet auch eine Stange Geld. Konkret: bis zu 15 Milliarden Euro. So viel machen hierzulande die Bürokratiekosten aus, hat der Ökonom Christoph Schneider erhoben. Er analysiert, wo Österreich bei der Regulierung im europäischen Vergleich steht.

Welche Opfer dieser brutale Papierkrieg europaweit fordert, hat der Ökonom Dirk Specht analysiert. Der Kontinent ist wirtschaftlich und technologisch längst am Abstellgleis gelandet. Macht ja nichts, solange wir Weltmeister im Regulieren sind.

Eine, die mehr als ein Lied von der Überregulierung singen kann, ist die Unternehmerin Sonja Völker. Welche Schikanen sie wahrgenommen hat, erzählt sie im Pragmaticus-Interview.

Es ginge auch anders. Großbritannien beispielsweise hat schon vor 15 Jahren begonnen, einfachere und leichter verständliche Gesetze einzuführen. Auch die Niederlande gelten als Staat, der bei der Entbürokratisierung viel auf den Weg gebracht hat, schreibt der deutsche Ökonom Klaus-Heiner Röhl.

Unsinnige Bürokratie gepaart mit pingeligen Behörden. Wirtschaftskammer, Agenda Austria und weitere Experten haben lustige und halblustige Auswüchse dokumentiert:

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