Klimawandel in der Klimapolitik

Hohe Energiepreise, Deindustrialisierung, Rezession: Der Green Deal zeigt Wirkung, wenn auch nicht die erwünschte. Weltweit ist eine realistischere Klimapolitik auf dem Vormarsch. 

Vor dem Hauptgebäude der COP30, die vom 10. bis 21. November in Belém, Brasilien, stattfindet. Das Bild illustriert einen Artikel über Klimapolitik.
Vor dem Hauptgebäude der COP30, die vom 10. bis 21. November in Belém, Brasilien, stattfindet. © Getty Images

Wenn dieser Tage die 30. Weltklimakonferenz in Belém (COP30) zu Ende geht, werden sich die 60.000 Teilnehmer auf den Weg in ihre Heimat machen. Sie werden auf der 13 Kilometer langen Avenida Liberdade durch die Stadt zum Flughafen fahren – einer vierspurigen, eigens für die Konferenz errichteten Autobahn, der mindestens 68 Hektar Regenwald weichen mussten. Ihre Abwässer werden dann längst unbehandelt im Amazonas treiben.

Gewohnt haben die Klimaschützer aus 198 Staaten während der letzten zehn Tage in bis zu 100.000 Euro teuren Zimmern in der Region oder auf einem der beiden Kreuzfahrtschiffe, in denen die Organisatoren preiswertere Unterkünfte angeboten haben. Der CO2-Ausstoß dieser Konferenz ist exakter zu bestimmen als ihr Nutzen für das Klima. 

Ein realistischer Blick aufs Klima

Am Klima ändern das Pariser Klimaabkommen von 2015 und die jährlichen Folgekonferenzen nämlich eher wenig. Der dänische Statistiker und Leiter des Copenhagen Consensus Center (CCC), Bjørn Lomborg, hat schon vor Jahren berechnet, dass sich die globale Erwärmung bis 2100 nur um etwa 0,17 Grad verringern würde – wenn alle Unterzeichner das Pariser Abkommen einhalten würden, was so gut wie ausgeschlossen ist. Der Klimawandel sei ein reales Problem, so Lomborg, aber nur eine von vielen anderen Herausforderungen der Menschheit wie Gesundheit, Ernährung, Bildung und Armut.

Ganz ähnlich Bill Gates im Vorfeld der diesjährigen Konferenz: Auf seinem Blog erteilt er dem apokalyptischen Alarmismus der Vergangenheit, den er jahrelang selbst befeuert hat, eine Absage. Gates gibt den Teilnehmern der COP30 »drei harte Wahrheiten zum Klima« mit auf den Weg: 
1. Der Klimawandel ist ein ernstes Problem, aber er wird nicht das Ende der Zivilisation bedeuten.
2. Die Temperatur ist nicht der beste Maßstab, um unsere Fortschritte im Klimaschutz zu messen.
3. Gesundheit und Wohlstand sind die beste Verteidigung gegen den Klimawandel.

Er beendet seinen Aufruf mit den Worten: „Priorisieren Sie die Dinge, die den größten Einfluss auf das Wohlergehen der Menschen haben. Das ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass jeder die Chance auf ein gesundes und produktives Leben hat, unabhängig davon, wo er geboren wird und in welchem Klima er aufwächst.“

Die europäische Klimapolitik ist eine gigantische Umverteilung von Wohlstand in andere Kontinente.

Sollte die COP30 tatsächlich den Auftakt zu einem Kurswechsel in der Klimapolitik einläuten, wäre das eine gute Nachricht für Europa. Derzeit ist die europäische Klimapolitik nämlich vor allem eines: eine gigantische Umverteilung von Wohlstand in andere Kontinente. Die vom europäischen Emissionshandel umfassten Länder tragen nur rund sechs Prozent zu den globalen Treibhausgas-Emissionen bei. Für das Klima ist das System bedeutungslos. 

Europa als abschreckendes Beispiel

Bjørn Lomborg rechnete im Juli 2025 im Pragmaticus vor: „… die Auswirkungen auf das globale Klima sind lächerlich gering; bis zum Ende des Jahrhunderts würde die Kraftanstrengung der EU, wenn sie auf heutigem Stand bliebe, die Temperatur lediglich um 0,004 Grad Celsius senken.“

Dass Länder wie Österreich und Deutschland in Tempo und Ausmaß sogar noch über die europäischen Ziele hinausgehen, beschleunigt nur deren eigene Deindustrialisierung, ändert aber nichts an den europäischen Emissionen: CO2-Zertifikate, die wir nicht benötigen, werden nicht vernichtet, sondern von anderen EU-Ländern gekauft. 

Entsprechend vernichtend fällt auch die Kritik des ehemaligen Präsidenten des deutschen Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, an der europäischen Klimapolitik aus: „Tatsächlich funktioniert die europäische Klimapolitik nicht, weil sie die Energie verteuert, ohne das Klima zu schützen. … Die Vorgaben der EU erzwingen die Deindustrialisierung. Und leider fließen die meisten Brennstoffe, die wir nicht mehr kaufen, zu unseren Rivalen auf den Weltmärkten, wo dann genauso viel CO2 in die Luft geblasen wird, wie wir vermeiden.“ Sein Fazit: „Europa und speziell Deutschland ist wegen seiner ruinösen Klimapolitik zum abschreckenden Beispiel geworden.“

Hohe Kosten, wenig Wirkung

Am Ende ist der als „marktwirtschaftlich“ gepriesene Emissionshandel eben doch nur ein bürokratisches System. In einer freien Marktwirtschaft würden freies Angebot und Nachfrage die Menge und den Preis eines Gutes bestimmen, hier des CO2-Zertifikats. Jedoch legt die EU-Kommission die Gesamtmenge der CO2-Zertifikate fest und senkt sie planmäßig, um deren Preis in die Höhe zu treiben. Was zumindest entfernt daran erinnert, wie kostbar Bananen in der DDR waren.

Klimaschutzmaßnahmen müssen sozial verträglich und vor allem wirksam sein. Die nationale Brille und die Scheu vor technologischen Lösungen wie Kernkraft oder Carbon Capture sind kontraproduktiv. Zur Lösung eines globalen Problems sind Mittel dort einzusetzen, wo sie die größte Wirkung erzielen – in Entwicklungsländern zum Beispiel haben Investitionen einen viel höheren Grenznutzen. Und Investitionen in Forschung und Entwicklung innovativer Technologien schaffen neue Industrien und Arbeitsplätze. 

In Europa ist mehr Realismus gefragt. Globale Vorbildwirkung hat nur, wer den eigenen Wohlstand mehrt. Eine Energiepolitik, die auf Strom setzt und gleichzeitig Strom immer teurer macht, stürzt die eigene Bevölkerung in Armut. Wenn eine Regierung schon nicht auf Gates, Sinn oder Lomborg hört: vielleicht hört sie ja irgendwann auf die Wähler, die ihr schon seit Jahren davonlaufen.

Klimawandel

Unser Newsletter