Der Preis des Scheiterns

Europa investiert mehrere Billionen Euro, um die globale Temperatur um 0,004 Grad zu senken. In der Klimapolitik stehen extreme finanzielle Belastungen einem äußerst fragwürdigen Nutzen gegenüber.

Die Illustration zeigt eine Hand, die ein Vergrößerungsglas hält, das auf einen Stapel Geldscheine gerichtet ist. Das Sonnenlicht wird durch das Glas gebündelt, wodurch die Geldscheine in Flammen aufgehen und Rauch aufsteigen lassen. Der Hintergrund ist ein blauer Himmel mit Wolken. Das Bild illustriert einen Artikel darüber, dass in der aktuellen Klimapolitik extreme finanzielle Belastungen einem äußerst fragwürdigen Nutzen gegenüberstehen.
Wird der Klimaschutz nicht global gestemmt, drohen uns extreme finanzielle Belastungen bei fragwürdigem Nutzen. © Michael Pleesz
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Auf den Punkt gebracht

  • Herausforderungen. Viele Länder kämpfen mit hohen Schulden für soziale Bereiche. Aktivisten fordern massive Ausgaben zur Klimawandelbekämpfung, die das Wachstum weiter drosseln.
  • Kosten. Laut wissenschaftlichen Studien sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels weniger dramatisch als oft dargestellt.
  • Degrowth-Fehler. Extremistische Forderungen nach Wirtschaftsschrumpfung gefährden den Wohlstand und den Fortschritt im Kampf gegen Armut.
  • Innovationsbedarf. Europa leidet unter mangelnder Innovationsbereitschaft und ineffizienter Klimapolitik. Stattdessen sollten Investitionen in Forschung und Entwicklung Priorität haben.

Fast alle Länder der Welt ächzen unter hohen Schulden. Das Pro-Kopf-Wachstum sinkt, während die Kosten für Pensionen, Bildung, Gesundheit und Verteidigung steigen. Diese Ausgaben werden in den nächsten Jahren dringend nötig sein, könnten aber leicht ein zusätzliches Wachstum von drei bis sechs Prozent erfordern. Dennoch fordern Aktivisten lautstark, dass die Regierungen bis zu 25 Prozent des BIP ausgeben sollen, um das Wachstum im Namen des Klimawandels zu drosseln.

Wenn das Klima-Armageddon tatsächlich unmittelbar bevorstünde, hätten solche Forderungen ihre Berechtigung. Doch die Fakten sprechen dafür, das Thema etwas weniger aufgeregt zu behandeln. Vor kurzem wurden zwei bedeutende wissenschaftliche Schätzungen zu den globalen Gesamtkosten des Klimawandels veröffentlicht. Es handelte sich dabei nicht um einzelne Studien, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können (wobei in der Presse überwiegend die alarmistischen Studien Beachtung finden). Vielmehr waren es Metastudien, die auf der Gesamtheit der von Fachleuten überprüften Literatur basieren. Die eine stammt von einem der meistzitierten Klimaökonomen, Richard Tol, die andere von William Nordhaus, dem einzigen Klimaökonomen, der je einen Nobelpreis erhalten hat.

Die Welt wird reicher

Diese Studien deuten darauf hin, dass ein Temperaturanstieg um drei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts weltweit Kosten in Höhe von 1,9 bis 3,1 Prozent des globalen BIP verursachen wird. Zum Vergleich: Die UNO schätzt, dass jeder Mensch auf der Welt bis zum Ende des Jahrhunderts im Schnitt um 450 Prozent reicher sein wird als heute. Aufgrund des Klimawandels wird der weltweite Wohlstand also „nur“ um 435 bis 440 Prozent wachsen. Über diesen relativ leicht herstellbaren Zusammenhang zwischen Klimawandel und Wohlstand wird in den Medien selten bis gar nicht berichtet.

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Zahlen & Fakten

Heizungstausch

in Haushalten: 135 Euro pro Tonne CO2

in Betrieben: 78 Euro pro Tonne CO2

Die Sanierungsoffensive „Raus aus Öl und Gas“ für den Heizkessel- tausch in privaten Haushalten gehört zu den besseren Maßnahmen zur CO2-Vermeidung, kostete aber allein 2024 fast eine Milliarde Euro. Fast doppelt so effektiv ist jedoch die Heizungssanierung von Anlagen in Betrieben und größeren Gebäuden. Wie überhaupt der Faktor Größe im Sanierungsbereich eine wichtige Rolle spielt. Je größer ein Gebäude, desto mehr Wirkung zeigt das eingesetzte Geld. In diesem Sinne sollte eigentlich der Staat zuerst Geld in die öffentlichen Gebäude investieren. © Michael Pleesz

Alarmistische Aktivisten und leichtgläubige Journalisten lassen die einfache Tatsache außer Acht, dass die Menschheit im Lauf ihrer Geschichte stets bemerkenswert anpassungsfähig war und gelernt hat, mit Schwierigkeiten umzugehen. Die meisten Klimaprobleme dürften sich mit geringem Aufwand lösen lassen.

Beispiel Lebensmittel: Klimaschützer warnen, dass wir verhungern werden. Untersuchungen zeigen aber, dass die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln bis zum Jahr 2100 ohne Klimawandel um 51 Prozent zunehmen würde, unter dessen Berücksichtigung sind es „nur“ 49 Prozent.

Oder Wetterkatastrophen: In den 1920er-Jahren starben durch Unwetter jährlich eine halbe Million Menschen – im vergangenen Jahrzehnt waren es weniger als 9.000 Todesopfer. Der Rückgang beträgt also stolze 97,5 Prozent – und ist darauf zurückzuführen, dass sich die Menschen durch gestiegenen Wohlstand und Zugang zu modernen Technologien besser schützen können.

Der Degrowth-Fehler

Extremistische Klimaschützer und ultralinke Politiker fordern tatsächlich ein Degrowth der Wirtschaft, also eine Schrumpfung, damit Treibhausgasemissionen sinken. Unseren Wohlstand zu schmälern und Fortschritte im Kampf gegen die Armut zu gefährden, wäre ein tragischer Fehler – und würde andere Probleme noch schwerer lösbar machen. Außerdem ist es lächerlich, zu glauben, dass Gegner des Westens wie etwa Wladimir Putin einen ähnlichen Ansatz verfolgen werden.

Verantwortungsvollere Politiker wollen bis 2050 nur eine Netto-Null bei den Emissionen erreichen. Aber selbst dieser Ansatz bedeutet immer noch eine Verlangsamung des Wachstums im Namen des Klimawandels. Unternehmen werden gezwungen, teure grüne Energie anstelle von fossilen Brennstoffen zu nutzen. Der Aufwand wäre enorm: Laut Schätzungen müssten bis zum Ende des Jahrhunderts 15 bis 37 Billionen Dollar pro Jahr dafür eingesetzt werden, was bis zu einem Drittel des heutigen globalen BIP entspricht.

Ineffiziente Klimapolitik lenkt Ressourcen und Aufmerksamkeit von anderen, wichtigeren Zielen ab.

Da die OECD-Länder den größten Teil dieser Rechnung bezahlen sollen, würde dies bedeuten, dass jeder Mensch im „reichen“ Teil der Welt jedes Jahr mit mehr als 10.000 Dollar zusätzlich belastet würde. Dies wird nicht nur politisch unmöglich sein.

Noch schlimmer ist aber, dass ineffiziente Klimapolitik Ressourcen und Aufmerksamkeit von anderen, wichtigeren Zielen ablenkt. In Europa zeigen sich die Folgen bereits: Vor fünfundzwanzig Jahren hatte die EU verkündet, dass sie mit massiven Investitionen in Forschung und Entwicklung „die wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensbasierte Wirtschaft der Welt“ werden würde. Das ist kläglich gescheitert: Die EU liegt heute weit hinter den USA, Südkorea und sogar China zurück.

Stattdessen hat Europa sich mit einer extrem kurzsichtigen Klimabesessenheit für eine „nachhaltige“ Wirtschaft statt für eine gesunde entschieden. Bis 2030 sollen die Emissionen um 55 Prozent gesenkt werden. Unabhängig von der Frage, ob das funktionieren kann: Die Kosten werden sich wahrscheinlich auf mehrere Billionen Euro belaufen, die Auswirkungen auf das globale Klima sind lächerlich gering; bis zum Ende des Jahrhunderts würde die Kraftanstrengung der EU, wenn sie auf heutigem Stand bliebe, die Temperatur lediglich um 0,004 Grad Celsius senken.

500-mal mehr Nutzen

Der Mangel an Innovation und Technologieoffenheit hat Europa ausgebremst. Die Eurozone verzeichnete in den letzten zehn Jahren ein jährliches Wachstum von lediglich knapp über ein Prozent.

Statt zwei Billionen Euro in symbolische Klimapolitik zu stecken, hätte die EU lieber ihre eigenen Ziele für Innovationsausgaben erfüllen sollen. Das hätte Europa und die Welt langfristig um 60 Billionen Euro reicher machen und damit 500-mal so viel Nutzen bringen können als die panische Emissionsreduktion.

Vor allem aber hätte die EU dadurch mehr finanziellen Spielraum, um andere wichtige Herausforderungen wie Renten, Bildung, Gesundheit und Verteidigung anzugehen. Schlechte Klimapolitik verschlingt wahnsinnig viel Geld und macht uns alle ärmer. Es ist Zeit, damit aufzuhören.

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Conclusio

Wirtschaftliche Prioritäten. Die Forderungen nach hohen Ausgaben für Klimawandelmaßnahmen müssen sorgfältig abgewogen werden, um den wirtschaftlichen Fortschritt und die Bewältigung sozialer Herausforderungen nicht zu gefährden.

Realistische Klimapolitik. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Auswirkungen des Klimawandels weniger gravierend sind als oft angenommen, was eine ausgewogenere Herangehensweise erfordert.

Fokus auf Innovation. Europa sollte den Fokus auf Innovation und Technologie legen, um langfristig Wohlstand zu sichern und effektivere Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln.

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