Baustelle Demokratie
Demokratie ist die beste Staatsform, die es gibt: Darauf können sich zumindest in Europa fast alle Menschen einigen. Dennoch wächst die Unzufriedenheit mit dem politischen System, die Wahlbeteiligung sinkt, viele Bürger fühlen sich ausgeschlossen.
Warum ist das so? Und was kann man tun, um die „Herrschaft des Volkes“ wieder attraktiv zu machen?
Dossier
Wie wir die Demokratie retten
Trotz ihrer Erfolge ist die Demokratie weltweit auf dem Rückzug und werden autoritäre Tendenzen auch im liberalen Westen stärker. Von welcher Seite drohen die größten Gefahren? Eine Bestandsaufnahme.
Wie immer zeigen die vom Pragmaticus befragten Experten nicht nur die Schwachstellen auf, sondern liefern gleich Lösungsvorschläge mit. Der deutsche Politikwissenschaftler Jörg Tremmel etwa schlägt vor, das Wahlrecht unabhängig vom Alter einzuräumen. Einzige Voraussetzung: Minderjährige müssen sich vor dem Urnengang in ein Register eintragen.
Eine angemessene Vertretung der Jungen mag einen Fortschritt darstellen, führt aber nicht per se zu besseren Entscheidungen. Dazu wären weitere Reformen notwendig, sagt Sozialwissenschaftler Bernhard Heinzlmaier: beispielsweise die Stärkung des Persönlichkeitswahlrechts zulasten der Parteien. Zudem benötigen wir auch kompetentere Politiker, die dem Wähler und nicht der Interessenvertretung verantwortlich sind, in deren Nest sie sich entfalten konnten. Über Defizite und Potenziale beim politischen Personal schreibt der Gastronom und frühere Neos-Abgeordnete Sepp Schellhorn.
Lisa Fellhofer, Direktorin des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus, untersucht eine weitere Schwachstelle des politischen Systems: die Anfälligkeit für eine Unterwanderung durch Extremisten. Norbert Bolz, Medienwissenschaftler im Ruhestand, fordert eine grundlegend andere Debattierhaltung.
Außerdem: Der deutsche Politikwissenschaftler Herfried Münkler plädiert im Interview dafür, die Bürger in die Pflicht zu nehmen – durch ein Losverfahren, das Althistorikerin Kaja Harter-Uibopuu im Video-Interview erklärt.