Rausch ohne Kater

Alkohol hat auch positive Effekte: Wer trinkt, wird fröhlicher, entspannter und geselliger. Ginge das vielleicht ohne Risiko für die Gesundheit? Die Antwort lautet: Alcarelle.

Alcarelle statt Alkohol: Ein Foto eines betrunkenen Mannes mit Partyhut im Rücksitz eines Autos
Alcarelle statt Alkohol: Kommt das Trinken in Zukunft ohne Kater aus? © Getty Images
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Auf den Punkt gebracht

  • Wirkprinzip. Alkohol aktiviert im Gehirn den Neurotransmitter Gaba, der für Entspannung und Geselligkeit sorgt.
  • Ziel. Alcarelle soll gezielt diese Gaba-Wirkung nachbilden, ohne die schädlichen Nebenwirkungen von Alkohol.
  • Zwischenlösung. Mit „Sentia“ existieren bereits Gaba-Getränke als funktionale Alternative.
  • Ausblick. Forscher hoffen, mit Alcarelle die 40.000 Jahre alte Kulturtechnik des Trinkens grundlegend zu verändern.

Es gibt einen Trend zu alkoholfreien, aber alkoholähnlichen Getränken. Zweifellos sind sie gesünder als die Originale, doch ihnen fehlt das, was die meisten Menschen beim Trinken erreichen wollen – Entspannung und Geselligkeit. Man kann mit einem Glas alkoholfreiem Bier auf einer Party stehen, aber man hält ein Placebo in der Hand.

Vielleicht ist ein radikalerer Ansatz nötig: Könnten wir ein Getränk herstellen, das den Menschen gibt, was sie sich vom Alkohol wünschen, aber ohne dessen schädliche Wirkungen? Ich arbeite seit zehn Jahren daran, dieses Ziel zu erreichen.

Gaba macht alles besser

Wir wissen, dass die meisten Menschen die gewünschte Wirkung des Alkohols bereits mit dem ersten oder zweiten Glas erreichen. Sie fühlen sich besser, können leichter mit anderen ins Gespräch kommen. Diese geselligen Effekte werden durch den Neurotransmitter Gaba im Gehirn ausgelöst, dessen Aktivität der Alkohol verstärkt. Trinkt man mehr, steigt der Alkoholspiegel im Gehirn auf eine Konzentration, die sich auf andere Neurotransmitter auswirkt, zunächst auf Dopamin und Endorphine. Diese machen Menschen lauter, durchsetzungsfähiger und selbstbewusster. Aber sie ermutigen auch zu mehr Alkoholkonsum und damit potenziell zu Saufgelagen – mit allen Problemen, die das mit sich bringt. Noch höhere Mengen führen durch die Blockade der Glutamatrezeptoren zum Verlust des Gedächtnisses und des Bewusstseins.

Alcarelle statt Alkohol

Die perfekte Alkoholalternative wäre daher eine Imitation der verstärkenden Wirkung von Alkohol auf das Gaba-System, ohne dabei andere Neurotransmitter zu beeinflussen. Wir haben dieses ideale Molekül Alcarelle genannt, ein Wortspiel mit Canderel, der Zuckeralternative, die zum Süßen von Getränken verwendet wird. Alcarelle bietet die Vorteile des Alkohols ohne dessen Nachteile. Dies ist aufgrund der Komplexität des Gaba-Systems möglich: Es gibt über 20 Subtypen dieser Rezeptoren im Gehirn, aber glücklicherweise sind einige Subtypen speziell in jenen Teilen des Gehirns zu finden, die soziale Ängste regulieren.

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Zahlen & Fakten

Mit geschickter Chemie können wir also auf diese Rezeptoren abzielen, ohne alle anderen Gaba-Rezeptoren zu beeinträchtigen. Auf der Suche nach dem besten Alcarelle haben wir mehr als 50 Moleküle synthetisiert und getestet und verfügen nun über drei Leitmoleküle. In den nächsten Monaten werden wir uns für eines davon entscheiden, das wir für Tests zur Lebensmittelsicherheit vorschlagen werden.

Zwischenlösung Sentia

Parallel zur Entwicklung von Alcarelle haben wir drei funktionelle, Gaba-fördernde Getränke unter dem Namen Sentia entwickelt. Als funktionelle Getränke gelten jene, die gesundheitsfördernd oder anregend wirken sollen. Die Wirkstoffe in diesen Getränken sind allesamt für Lebensmittel zugelassene Kräuter. Sentia ist in drei Geschmacksrichtungen in Großbritannien, Europa und den USA erhältlich. Es wird sowohl von jungen Menschen, die wenig oder gar keinen Alkohol trinken, als auch von älteren Menschen, die ihren Alkoholkonsum aus gesundheitlichen Gründen reduzieren wollen, gerne konsumiert.

Die Gaba-verstärkenden pflanzlichen Elemente können isoliert werden, und wir haben dies getan, um neue Produkte wie funktionelle Biere mit niedrigem Alkoholgehalt und einen Whisky herzustellen. Diese Produkte werden bis Ende des Jahres in Europa erhältlich sein. Eine Reihe anderer Unternehmen drängt ebenfalls in diesen neuen Bereich der funktionellen Getränke, was unsere Vision unterstützt.

Zeit für eine Disruption

Im letzten Jahrhundert haben sich viele Technologien verändert – man denke nur an Vaping statt Rauchen, Elektro- statt Benzinautos und Solarenergie statt Kohle. Alkohol hat bisher keine Disruption durchlaufen, doch es gibt die Hoffnung, dass sich diese Droge nach 40.000 Jahren ersetzen lässt. Wir würden damit nicht nur der Gesundheit etwas Gutes tun, sondern könnten auch die positiven Effekte des Trinkens weiterhin genießen.

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Conclusio

Wissenschaft. Gaba ist der Schlüssel zum sozialen Effekt des Alkohols. Wer ihn gezielt beeinflusst, kann Genuss ohne Schaden ermöglichen.


Innovation. Alcarelle und Sentia sind ein erster Schritt zur Disruption des Trinkens.


Gesellschaft. Ein bewusster Umgang mit Rauschmitteln ist lernbar. Die Zukunft des Trinkens könnte gesünder werden.

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