„Wir wollen keine Tanzroboter machen“
Iono Robotics will humanoide Roboter für spezifische Usecases in der Industrie anbieten. Gründer Ümit Bas erklärt, warum Europa für Iono ein spannender Markt ist.

Bei humanoiden Robotern denkt man an Tesla, Boston Dynamics und China. Aber auch in Linz gibt es mit Iono Robotics ein Unternehmen, das humanoide Roboter anbietet und in den kommenden Jahren den europäischen Markt erobern will.

Der Pragmaticus: Herr Bas, Sie haben vor wenigen Monaten in Linz ein Unternehmen gegründet, das humanoide Roboter herstellen will – wie kam es dazu?
Ümit Bas: Ich bin seit über 20 Jahren in der Tech-Branche tätig und beschäftige mich schon lange mit dem Thema Robotik. Die Weiterentwicklung der KI in den vergangenen Jahren macht es nun endlich möglich, völlig neue Anwendungen zu entwickeln. Die großen Player sind alle in den USA und in Asien und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir das in Europa auch brauchen.
Unser Fokus ist definitiv, zu Beginn mal die Industrie zu bedienen – weil die humanoiden Roboter im ersten Schritt für Tätigkeiten eingesetzt werden, die für den Menschen gefährlich sind oder für den Menschen auf Dauer schädlich sind. Das sind die Kerngebiete, auf die wir uns spezialisieren. Wir wollen keine Tanzroboter machen, die Entertainment bieten, aber keinen Mehrwert. Wir wollen die Usecases bedienen, die unsere Industriepartner brauchen.
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Was wird Ihr Roboter bieten?
Unsere Softwareplattform IonoSphere, an die unsere Roboter angebunden sind, eröffnet viele neue Möglichkeiten, humanoide Roboter flexibel und sicher einzusetzen. Mehrere dafür zentrale Technologien bereiten wir aktuell zur Patentierung vor.
Der IonoBot wird im ersten Schritt für konkrete Szenarien trainiert, ähnlich wie ein Mensch, der nicht alle Berufe gleichzeitig ausüben kann, sondern sich auf bestimmte Aufgaben spezialisiert. Natürlich starten wir, wie alle Hersteller, mit grundlegenden Basisfähigkeiten, unser Fokus liegt dabei aber klar auf echten Anwendungen in der Industrie.
Wo soll die Reise hingehen?
Europa ist ein – sehr großer – Markt, in dem Datenschutz und Datensouveränität eine sehr große Rolle spielen und deshalb fokussieren wir uns darauf. Unser Ziel ist es, die führende Plattform für humanoide Robotik in Europa aufzubauen und anschließend auch am Weltmarkt eine führende Rolle einzunehmen.
Sie konzentrieren sich im ersten Schritt auf die Industrie, aber der große Traum für viele ist der Haushaltsroboter, der für mich bügelt, kocht und dann den Geschirrspüler ausräumt. Wie weit sind wir davon noch entfernt?
Bei Haushaltsrobotern müssen wir besonders sorgfältig sein. Humanoide Systeme sind groß und leistungsstark, deshalb steht Sicherheit an erster Stelle. In industriellen Umgebungen können wir die Rahmenbedingungen klar kontrollieren – zu Hause ist das komplexer. Einen Roboter, der auch im Haushalt absolut sicher funktioniert, wird es deshalb erst in einigen Jahren geben.
Und könnte ich ihm dann trauen, den Geschirrspüler auszuräumen, ohne dass er die Weingläser zerstört?
Bei der Feinmotorik sind wir an einem Punkt angelangt, wo man in einer kontrollierten Umgebung sehr präzise arbeiten kann. Das Schwierige ist eher die autonome Ausübung dieser Tätigkeiten. Beispielsweise dem Roboter zu sagen: „Hey, gehe in die Küche und bring mir ein Glas Wein.“
Haben diese Roboter eine humanoide Form, weil wir das gewohnt sind, oder hat es tatsächlich auch Vorteile, dass Roboter wie Menschen ausschauen?
Unsere Welt wurde für Menschen gebaut, und deshalb hat es natürlich Vorteile, wenn der Roboter eine humanoide Form hat. Er integriert sich in die Arbeitsumgebung – das ist vor allem für kleine Betriebe ein Vorteil, die nicht alles für einen Industrieroboter umbauen können.

