Wie es heiß und das Skateboard cool wurde
Das Skateboard brauchte den Sommer 1976, um ganz groß zu werden. Das erklärt Ulf Büntgen durch Baumringe in der 5. Folge des Podcast Wenn die Natur Geschichte schreibt.

Skateboarden, Mitte der 1960er Jahre entstanden, blieb mehr als zehn Jahre ein Nischenphänomen. Bis Polyurethan, Camcorder und das Wetter dem Ganzen den richtigen Drall gaben, soll heißen: eine Subkultur entstehen ließen. Eigentlich ein voller fossiler Erfolg. Die Hauptsache: Skater hatten auf einmal leere Swimming Pools unter ihren Rollen und zwar viele davon. Noch heute sehen die Wannen in Skater Parks deshalb so aus wie die Pools von Hollywood 1976, nämlich leer. Es war trockenste Jahr in Kalifornien seit dem 16. Jahrhundert.
In dieser 5. Folge von Wenn die Natur Geschichte schreibt, erklärt Ulf Büntgen von der University of Cambridge, wie man Wetter und Klima zuverlässig rekonstruieren kann und echte Zusammenhänge findet. Unser Guide Johannes Preiser-Kapeller zeigt im Detail, wie Historiker mit naturwissenschaftlichen Daten und Erkenntnissen umgehen, um diese Zusammenhänge zu überprüfen.
Der Podcast über Skateboards und Klima
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Ich habe da noch eine interessante Geschichte.
Ulf Büntgen über eine seiner Studien.

Patti McGee 1965
Skateboard-Moves vom Champion: Patti McGee zeigt 1965 live im Fernsehen, welche Artistik mit dem Brett auf Rollen möglich ist. McGee hatte mit 76 km/h ein Jahr zuvor den Geschwindigkeitsrekord gesetzt.
Wurde skaten 1976 cool oder nur männlich? Das Skateboarden hat Ursprünge im Roller Derby, eine artistische und „weibliche“ Sportart. Somit waren Mädchen und Frauen eigentlich die ersten, die ab 1959 auch das Skateboarden in die Popkultur brachten, in dem Jahr produzierte die Roller Derby Skate Company auch das erste Brett mit Rollen. Wie das Museum of Play berichtet, agierten die Jungs in den leeren Pools der 1970er „territorial“ und schlossen die Skaterinnen aus.
Über Ulf Büntgen

Ulf Büntgen ist Professor für die Analyse von Umweltsystemen an der Universität Cambridge. Er arbeitet unter anderem mit dem Klimaarchiv der Baumringe, um Umweltbedingungen, Wetter und Klima vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende zu rekonstruieren. Er richtet seine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Folgen für menschliche Gesellschaften, sondern gesamte Ökosysteme.
In seinen eigenen Worten: „Was sind die Ursachen und Folgen – biotischer und/oder abiotischer Art – vergangener und gegenwärtiger Veränderungen in vielfältigen, wenn auch oft miteinander verflochtenen Komponenten des Umweltsystems über ein breites Spektrum räumlicher und zeitlicher Skalen hinweg? und wie können verschiedene Baumringarchive, Parameter und Techniken intellektuell, konzeptionell und methodisch optimiert werden, um wissenschaftliche Antworten auf aktuelle, epistemologisch und interdisziplinär relevante Forschungsfragen zu liefern, die an der Schnittstelle von Wildtierbiologie, Waldökologie, Mykologie, (Paläo-)Klimatologie und Menschheitsgeschichte von Bedeutung sind?“
In Bonn geboren, wo er auch Geographie studierte, begann seine wissenschaftliche Karriere an der Schweizer Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL. In seiner Masterarbeit hatte sich Büntgen mit der Klimageschichte des Schweizer Lötschentals beschäftigt, die er unter anderem anhand der verbauter und rezenter Lärchenhölzer rekonstruierte. Seine wissenschaftliche Forschung führte ihn unter anderem nach Tschechien, Spanien, Georgien, Island, in die französischen Alpen und ins Altai-Gebirge. Er forschte und lehrte unter anderem an den Universitäten Bern, Bayreuth, Madrid und Brno. Auf seiner Website finden sich beeindruckende Bilder seiner Forschungstätigkeit.
Über Johannes Preiser-Kapeller

Johannes Preiser-Kapeller ist Byzantinist und Umwelthistoriker. Er leitet in der Abteilung Byzanzforschung am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) den Forschungsbereich „Byzanz im Kontext“. Er ist Mitherausgeber des Jahrbuchs der Österreichischen Byzantinistik, der Reihe Studies in Global Migration History und Mitglied des Advisory Boards des Journal of Historical Network Research sowie der „Climate Change and History Research Initiative“ der Princeton University.
Preiser-Kapeller hat mehrere Bücher über die enge Verbundenheit von Natur- und Menschheitsgeschichte geschrieben, unter anderem die Titel Die erste Ernte und der große Hunger. Klima, Pandemien und der Wandel der Alten Welt bis 500 n. Chr. und Der Lange Sommer und die Kleine Eiszeit. Klima, Pandemien und der Wandel der Alten Welt von 500 bis 1500 n. Chr. Zuletzt erschien von ihm das Buch Byzanz. Das Neue Rom und die Welt des Mittelalters.
Der Podcast: Wenn die Natur Geschichte schreibt
In vier Folgen führt uns der Byzantinist und Umwelthistoriker Johannes Preiser-Kapeller durch die Hochs und Tiefs der Jahrhunderte, angefangen bei Kaiser Justinian und dem Schreckensjahr 536, über Erik den Roten, Grönland und afrikanische Elefanten; den Bankier Francesco Balducci Pegolotti, der im 14. Jahrhundert der einen Katastrophe entkam und eine andere beschleunigte, bis zu den mutigen Beamten Hong Hao und Zheng Xia, die sich vor 1.000 Jahren wegen des Jangtsekiang bzw. des Gelben Flusses über ihre Kompetenzbereiche hinauswagten und Menschenleben retteten. Wenn die Natur Geschichte schreibt ist eine Podcast-Reihe über die Macht der Natur über den Menschen und die Macht des Menschen über die Natur.
Möchten Sie mehr hören? Sie finden alle bisherigen Podcasts hier.
Wenn die Natur Geschichte schreibt
Wie eine Dynastie im Gelben Fluss versank
China vor 1.000 Jahren: Der Historiker Johannes Preiser-Kapeller über Hochwasser, die Regulation des Gelben Flusses und Beamte, die das Schlimmste verhinderten.