Die Küche des Warschauer Pakts
Vereinfachend? Ja. Aber: In der VII. Folge von macht Hunger mit Gastrosoph Peter Peter geht es um die slawische Küche, und die ist ebenso schwer einzugrenzen wie unterschätzt.
In dieser Episode von macht Hunger hat Gastrosoph Peter Peter eine These: Die slawische Küche hat heute eine geringere Sichtbarkeit als noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs. Das gilt sowohl für die russische Küche, die tschechische, die ukrainische als auch für die Küche des Balkan (Jugoslawien war natürlich nicht Teil des Warschauer Pakts).
Der Podcast
Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war, war die slawische Küche uninteressant.
Ist die slawische Küche gecancelt? Trotz der starken Ansage ist Gastrosoph Peter Peter vorsichtig. Erstens ist die Frage, was die slawische Küche denn überhaupt sei; zweitens ist die Frage, ob man nicht einer ambivalenten Nostalgie anheimfällt (noch dazu aus der sicheren Distanz von Raum und Zeit).
Peter Peter erinnert im Gespräch an die Jugoslawien-Euphorie der 1960er und 1970er Jahre, als „Grilllokale, die Split oder Dubrovnik hießen“ aus dem Boden schossen. Er spricht über die bulgarische Küche mit griechischen Einflüssen, die osmanischen Wurzeln von Ćevapčići (was Kebab ist); die Einförmigkeit sowjetischer Hotelküchen, den vermeintlich russischen Kaviar, georgische Genüsse, Nachspeisen mit Birkensirup und Soljanka – für Wikipedia ein „DDR-Gericht“, viel eher aber ukrainisch, und die tschechische Küche in Wien. Wieder einmal gilt: Kulinarische Grenzen verlaufen nicht entlang politischer Grenzen.
Natürlich: Borschtsch kommt auch vor, ebenso Smetana (nicht der Komponist, sondern die Sahne/das Schlagobers/der Rahm) und die literarische Figur der „böhmischen Köchin“, so wie sie Franz Werfel in „Der veruntreute Himmel“ ersann. Und somit viel Wien.
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Diese Episode über die slawische Küche ist die siebte Folge unseres Podcast macht Hunger mit dem Gastrosophen Peter Peter. In unserer Podcastreihe macht Hunger geht es um die Kulturgeschichte des Essens und alle wirtschaftlichen Verstrickungen und politischen Machtspiele, die mit dem Essen und mit kulinarischen Traditionen verbunden sind.
Die erste Folge über die Macht der Nationalgerichte können Sie hier nachhören, die zweite Folge über französischen Küchendrill hier, die dritte Folge über die klassenlose italienische Küche hier, die Folge Nummer vier mit den unwissenden Wienern und dem Wiener Schnitzel hier, Folge Nummer fünf über der Welterweiterung durch die Imbissbude hier, die Folge über die Ambivalenz des Zuckers hier und das weitere Programm von macht Hunger nach der slawischen Küche mit der letzten Folge vor der Weihnachtspause finden Sie hier:
Zahlen & Fakten
macht Hunger – Die letzte Folge vor der Weihnachtspause
12. Dezember >> Die Welt kocht vegetarisch? Ach, wäre es doch nur so. Es stimmt, der größte Teil der Weltbevölkerung ernährt sich ohne oder nur mit wenig Fleisch und auch in den reichen Ländern der Welt werden vegetarische Gerichte (wieder) beliebter. Dabei war es vor nicht allzu langer Zeit selbstverständlich, dass Wurst und Fleisch (und auch Schnitzel) nicht immer zu haben sind. Das Wort Sonntagsbraten deutet es bereits an. Diese Folge von macht Hunger widmet sich Aufstieg und Fall der Fleischgerichte nach dem Zweiten Weltkrieg.
Über Peter Peter
Der Kulturwissenschaftler Peter Peter ist in der bayerischen Hauptstadt München aufgewachsen, hat in Klassischer Philologie promoviert und ist Autor zahlreicher Bücher über das Reisen und die Kochkulturen dieser Welt (unter anderem verfasste er auch eine Kulturgeschichte des Schnitzels bzw. der österreichischem Küche). Er lehrte an der von Slow Food gegründeten Università delle scienze gastronomiche in Pollenzo und Colorno. Seit 2009 lehrt er für den Masterstudiengang des Zentrums für Gastrosophie der Universität Salzburg das Modul „Weltküchen und Kochsysteme“ und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Kulinaristik.