Werden Roboter uns überlegen sein?

Keine Frage, Roboter können uns den Alltag in fünfzig Jahren massiv erleichtern und viele lästige Pflichten übernehmen. Intelligent werden sie aber trotzdem noch nicht sein.

Roboter und junge Frau von Angesicht zu Angesicht. Das Bild illustriert einen Artikel über den Einsatz von Robotern in der Zukunft.
In 50 Jahren wird die Welt keinem Sci-Fi-Szenario gleichen, aber Roboter und KI werden komplexe Aufgaben bewältigen und im Alltag omnipräsent sein, um Menschen in vielen Bereichen zu unterstützen. © Getty Images
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Auf den Punkt gebracht

  • Rasante Entwicklung. Der Blick 50 Jahre zurück zeigt, wie schnell der Fortschritt ist.
  • Nicht intelligent. Klug werden die Roboter 2074 trotzdem nicht sein.
  • Humanoide Roboter? Auch Cyborgs werden aller Voraussicht nach nicht weit verbreitet sein.
  • All-in-one. Roboter werden aber in 50 Jahren mehr und mehr Universalgeräte sein.

Robotik, Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) prägen bereits jetzt unser tägliches Leben. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war dermaßen rasant, dass ein Ausblick fünfzig Jahre in die Zukunft äußerst schwierig ist. Es lohnt sich, mit zwei kleinen Beispielen erst einmal rund fünfzig Jahre zurückzublicken, um zu veranschaulichen, wie viel sich geändert hat.

1973 präsentierte die deutsche Firma KUKA ihren Roboter „Famulus“ – in Europa ein Meilenstein für die moderne Automatisierung. Famulus war einer der ersten Sechs-Achs-Knickarmroboter. Er konnte mit verschiedensten Werkzeugen ausgestattet werden und kam damit erstmals global in der Automobilindustrie zum Einsatz.

Das Spannende dabei: Lediglich drei Jahre davor, im April 1970, war mit dem Intel 4004 der erste Universal-Mikroprozessor die Grundlage für die digitalisierte Berechnung und Regelung dieser Roboter gelegt worden. Die zeitliche Nähe macht deutlich, wie rasant die Entwicklung schon damals verlief. Auch in der klassischen Servicerobotik – also den Anwendungen für die breite Masse – gab es einen signifikanten Innovationsschub.

Die Palette an Automatisierungslösungen im weiteren Sinne – von smarten Haushaltshilfen über Systeme für Personentransport (Stichwort selbstfahrende Autos) bis hin zu individualisierten Lösungen im Medizin- und Rehabilitationsbereich – geht ebenfalls Hand in Hand mit Neuerungen im Bereich von Mikroelektronik und Computertechnik.

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Zahlen & Fakten

Ein Mann lacht als er ein Gewicht, das eigentlich sehr schwer zu sein scheint, mit Leichtigkeit hochhebt. Er wird von einem weiteren jungen Mann skeptisch beobachtet. Der junge Mann mit dem Gewicht hat Verstärkung durch eine Apparatur, die seine Kraft verstärkt. Im Hintergrund sind weitere junge Männer zu sehen, die auch solche Apparaturen testen.
Ein Exoskelett bei der Roboter-Messe in Peking im August 2023. © Getty Images

Beim Blick in die Zukunft sind zunächst einmal die Entwicklungen im Quantencomputing relevant. Denn wenn man auf Grundlage der oben genannten Beispiele bedenkt, dass Innovationen der Robotik signifikant mit Technologien aus der Computertechnik einhergehen, so ist es durchaus realistisch, dass mit der Etablierung von Quantencomputern ein Technologiesprung in der Robotik bevorsteht.

Werden wir zu Cyborgs?

Von künstlicher Intelligenz würde ich aber nicht sprechen, nicht heute und wahrscheinlich auch nicht in fünfzig Jahren. Ich halte mich dabei an den österreichischen Computerpionier Heinz Zemanek, der glaubte, dass ein System „entweder künstlich oder intelligent, aber nie beides zugleich“ sei. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass weitere Innovationen die Robotik und Automatisierungstechnik stetig vorantreiben und die Intelligenz des Menschen maßgeblich unterstützen und verstärken werden.

Werden wir 2074 von humanoiden Robotern umgeben sein? Ich denke nicht; und trotz der enormen Weiterentwicklung von Exoskeletten wird es auch nicht als normal gelten, ein Cyborg zu sein – also vollkommen intakte Körperteile dauerhaft mit Technologien aus der Robotik aufzuwerten. Ganz auszuschließen ist es aber nicht. Die Covid-19-Pandemie hat deutlich gezeigt, welche Dynamik in Krisenzeiten entstehen kann. Sowohl die Forschung als auch die Gesellschaft waren bereit, sich auf Maßnahmen einzulassen, die mit einem Eingriff in die menschliche Biologie verbunden sind.

Roboter als Universalgeräte

Drei Entwicklungen sind die Basis für wahrscheinliche Szenarien 2074:

1. Die Domänen der Robotik wachsen zusammen. Roboter werden vermehrt Universalgeräte sein und bei verschiedensten flexiblen Aufgaben in unterschiedlichen Branchen zum Einsatz kommen. Als Assistenzsysteme werden Roboter auch eine Brücke zwischen digitalisierter und realer Welt darstellen.

2. Prozesse, die spezifische Kompetenzen und ein menschlich-intelligentes Vorgehen voraussetzen, können auch in fünfzig Jahren nicht von Robotern übernommen werden. Besonders in den Bereichen Medizin, Kunst und dem Handwerk wird die Robotertechnologie ein wichtiges Werkzeug sein – jedoch menschenzentrierte Aufgaben nicht ersetzen können.

3. Die Entwicklungen in den Bereichen Robotik und KI werden weitergehen, allerdings unter dem Vorbehalt der nachhaltigen Nutzung von begrenzten Ressourcen. Besonders wichtig werden der Einsatz von bezahlbaren und sauberen Energieformen sowie diverse Maßnahmen für den Schutz des globalen Klimas.

Die Welt wird nach meiner Einschätzung in fünfzig Jahren keinem Science-Fiction-Szenario gleichen. Robotik und KI dürften jedoch so weit sein, dass Maschinen komplexe Aufgaben lösen können, in sehr vielen Aspekten des täglichen Lebens integriert sind und Menschen bei der Bewältigung aller möglichen Herausforderungen unterstützen.

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