Die 1.001 Ursprünge von Orangen und Zitronen

Sie stammen aus Indien, China, einem Garten am Rande der Welt, Italien und Spanien. Ihre Namen sind arabisch, italienisch und holländisch. Ein Podcast über die Welt der Zitrusfrüchte.

Jacob van Hulsdonck, Stillleben mit Zitronen, Orangen und Granatapfel, um 1620. Hulsdonck malte mehrere solche Stillleben mit den kostbaren Früchten, oft, wie auch hier, in einer Schüssel aus chinesischem Porzellan. Blüten, die Fliege und der Schmetterling deuten die Vergänglichkeit des Überflusses an. Die Früchte tragen teilweise noch die Stiele. Das Bild ist Teil eines Beitrags über die Geschichte von Orangen und Zironen. Zitrusfrüchte kamen erst relativ spät mit dem kolonialen Handel nach Europa, sagt der Gastopsoph Peter Peter im Podcast.
Jakob van Hulsdonck, Stillleben mit Zitronen, Orangen und Granatapfel, um 1620. Hulsdonck malte mehrere solche Stilleben mit den kostbaren Früchten, oft, wie auch hier, in einer Schüssel aus chinesischem Porzellan. Blüten, die Fliege und der Schmetterling deuten die Vergänglichkeit des Überflusses an. © Getty Images

Eine Zitrone ist eine Kreuzung aus Zironatzitrone und Bitterorange. Eine Zitronatzitrone wiederum ist eine Vorfahrin der Bergamott-Zitrone, während die Clementine aus Orange und Mandarine entstand. Letztere ist eine ursprüngliche Sorte und gemeinsam mit der Pampelmuse der Ursprung der Bitterorange, ein natürlicher Hybrid. Auch die süße Orange, die mit den Portugiesen nach Europa kam, ist so entstanden.

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Unsere dritte Staffel von machthunger beginnen wir mit den Zitrusfrüchten. Gastrosoph Peter Peter klärt über ihre Geschichte auf und bringt etwas Licht in die botanischen Ursprünge.

Der Podcast über Zitronen und Orangen

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Dass Italien das Land der Zitronen ist, hat mehrere Gründe.

Peter Peter, Gastrosoph

Die Geschichte der Zitrusfrüchte ist weit verzweigt, und je mehr man sich damit beschäftigt, desto interessanter wird sie. Der Gastrosoph und Kulturwissenschaftler Peter Peter spricht in diesem Podcast von den Bitterorangen, die die Araber nach Spanien und Sizilien brachten, den süßen Orangen aus Jaffa und aus Indien, die Gründe, warum es Mandarinen vor allem zu Weihnachten gibt, welche Rolle die Portugiesen dabei spielten und warum heute vor allem die Sorte Navel konsumiert wird.

Der Podcast als Video

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Einfache Herleitungen gibt es in diesem Podcast nicht. Allein die Assoziation Italiens mit Zitronen hat mindestens drei Ursprünge. Erstens kamen frische Zitronen (das Wort Zitrone stammt von italienisch cedro für die Zitronatzitrone; limone wiederum stammt aus dem arabischen limun) zuerst über die Alpen in das nördliche Europa. Dies allerdings auch nur deshalb, weil die Araber im 9. Jahrhundert Sizilien erobert und Bitterorangen in Palermo kultiviert hatten.

Eine mythologische Erklärung gibt es auch: Orangen wuchsen demnach im Garten der Goldenen Früchte am Rande der Welt bewacht von einem Drachen. Eine der Heldentaten von Herkules war es, diesen Drachen zu töten. Die drei Nymphen, die Hesperiden, die auch in diesem Garten lebten, flohen nach Italien. Und mit ihnen die goldenen Früchte, die sie fortan dort anbauten.

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Zahlen & Fakten

Orangen in einer Saftfabrik in Florida auf einem gigantischen Förderband.
Frische Orangen zur Verarbeitung zu Saft in Fort Wales in Florida. Der Sunshine State ist der größte US-Produzent, weltweit aber von Brasilien abgehängt. © Getty Images

Das meiste wird O-Saft

Der größte Teil der weltweit geernteten Orangen wird als Saft konsumiert und dieser wiederum auf Basis von Orangensaftkonzentrat, nicht als Direktsaft. O-Saft ist der meistgetrunkene Fruchtsaft der Welt und begann seinen Siegeszug mit der Konservendose, heute stammen 80 Prozent der dafür benötigten Früchte aus Brasilien.

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Diese Episode ist die erste Episode der dritten Staffel unseres Podcasts macht Hunger mit dem Gastrosophen Peter Peter. In unserer Podcastreihe machtHunger geht es um die Kulturgeschichte des Essens und alle wirtschaftlichen Verstrickungen und politischen Machtspiele, die mit dem Essen und mit kulinarischen Traditionen verbunden sind.

Über Peter Peter

Portraitfoto von Peter Peter.
Beim Essen gibt es keine Zufälle: Gastrosoph Peter Peter zeigt im Podcast macht Hunger wieviel politisches Kalkül im Essen steckt. © Gregor Kuntscher

Der Kulturwissenschaftler Peter Peter ist in der bayerischen Hauptstadt München aufgewachsen, hat in Klassischer Philologie promoviert und ist Autor zahlreicher Bücher über das Reisen und die Kochkulturen dieser Welt (unter anderem verfasste er auch eine Kulturgeschichte des Schnitzels bzw. der österreichischem Küche). Er lehrte an der von Slow Food gegründeten Università delle scienze gastronomiche in Pollenzo und Colorno. Seit 2009 lehrt er für den Masterstudiengang des Zentrums für Gastrosophie der Universität Salzburg das Modul „Weltküchen und Kochsysteme“ und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Kulinaristik. Sein jüngstes Buch ist den Zitrusfrüchten und Italien gewidmet. Es heißt Blutorangen und ist im Verlag Klaus Wagenbach erschienen.

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